Sirona Ryan ist die erste transsexuelle Person im "Harry Potter"-Universum.

Foto: Avalanche Studios

Am 10. Februar, pünktlich zum Start des Wochenendes, hat das Warten für viele "Harry Potter"-Fans ein Ende: Das von J. K. Rowlings Romanen inspirierte Open-World-Adventure "Hogwarts Legacy" erscheint auch für all jene offiziell, die nicht zu den Vorbestellern der teureren Deluxe Edition gehören.

Dieser exklusive Deluxe-Klub hatte schon 72 Stunden vor allen anderen Zugriff auf das Spiel und zeigte in den vergangenen Tagen der Welt, wohin die Reise geht: "Hogwarts Legacy" entwickelte sich schon vor dem offiziellen Launch zum Hit und stellte auf Twitch einen Rekord auf, indem es dort mehr Zuschauer generierte als jedes andere Singleplayer-Spiel in der Geschichte der Streamingplattform.

Nun, am offiziellen Tag des Launches, rangiert "Hogwarts Legacy" in den Top Fünf der Steam-Charts, in einer Liga mit Dauerbrennern wie "Counter Strike: Global Offensive" oder "Lost Ark". Doch mit dem Erfolg kommt auch erneut Kritik auf, die sich auf inhaltliche ebenso wie auf technische Punkte bezieht.

Spoiler überall

Der erste Kritikpunkt bezieht sich weniger auf das Spiel selbst als auf die Community. So mehrten sich in den vergangenen Tagen kritische Stimmen, laut denen sich die Spoiler zum Spiel im gesamten Internet häufen – was jenen den Spielspaß verderben kann, die das Spiel noch nicht starten konnten.

Beim US-Medium "Kotaku" merkt man allerdings an, dass dies beim "Harry Potter"-Franchise bereits eine recht lange Tradition habe. Zu erinnern sei an dieser Stelle auch an eine Folge von "Big Bang Theory", in welcher sich die Protagonisten zerstreiten, weil einer dem anderen ein Detail aus einem der Bücher verrät. Spoiler: Es geht um den Tod Dumbledores, und später vertragen sich die Mitbewohner wieder.

Technische Probleme

Andere Kritikpunkte beziehen sich auf das Spiel selbst, und dabei geht es nicht nur um die Genderdebatte – mehr dazu später. Es geht auch um technische Probleme. So heißt es unter anderem in einem Beitrag von "PC Gamer", dass einige der Early-Access-Spieler auf dem PC Probleme damit haben, das Spiel flüssig zu spielen.

Der häufigste Fehler dürften demnach ruckelnde Animationen sein. Im Netz kursieren diverse potenzielle Bugfixes für die Problematik, die positivsten Rückmeldung bekommt diese Lösung eines Steam-Users. Den Publishern zufolge soll ein Patch am Freitag das Problem aber ebenfalls beheben.

Angst vor Spinnen?

Und auch inhaltliche Kritik an "Hogwarts Legacy" kommt erneut auf. So beklagen Menschen, die an Arachnophobie (Angst vor Spinnen) oder Ophidiophobie (Angst vor Schlangen) leiden, dass ebendiese Tiere ein essenzieller Teil der Haupthandlung sind und man diese nicht ausblenden kann. Das Game, in dem es wie in anderen Spielen dieser Art zu einem guten Teil auch um Begegnungen mit allerlei Monstern geht, werde dadurch für Menschen mit diesen Phobien unspielbar, lautet die Kritik.

Sie fordern eine Funktion, mit der diese Tiere ausgeblendet werden können. Das mag etwas abstrus klingen, da gerade die fantastischen Tiere ja ein Teil des Erlebnisses sind – bei anderen Games, etwa "Grounded", gibt es diese Funktion aber durchaus, wie es bei spieletipps.de heißt.

Erster transsexueller Charakter

Abschließend sei noch jener Punkt erwähnt, der in den vergangenen Wochen die Foren und sozialen Medien dominiert hat: der Umgang des Franchises mit transsexuellen Personen. So wurden Boykottaufrufe laut, da "Harry Potter"-Autorin J. K. Rowling Aussagen getätigt hatte, die von manchen Menschen als transfeindlich empfunden werden.

Nun ist "Hogwarts Legacy" das erste Werk im "Harry Potter"-Universum, in dem es einen transsexuellen Charakter gibt, der in einem frühen Teil der Haupthandlung vorkommt – es ist also sehr wahrscheinlich, dass Spielerinnen und Spieler dieser Figur begegnen.

Teile der Community merken nun kritisch an, dass die Figur wohl im Nachhinein als Reaktion auf die Boykottaufrufe hinzugefügt wurde, um die Wogen zu glätten und die Aufmerksamkeit von Rowlings Aussagen abzulenken. Andere Personen beklagen den Namen dieser Figur, Sirona Ryan: Dieser sei in gewisser Weise stereotypisch, zumal die ersten drei Buchstaben des Vornamens das Wort "Sir" ("Herr") bilden und der Nachname – "Ryan" – ein geläufiger männlicher Vorname ist.

In einem Interview mit "IGN" äußern sich die Developer zu dieser Figur. Man lege großen Wert auf das Thema Diversity, heißt es dort. In frühen Marketingmaterialien habe man die Figur nicht inkludiert, um möglichst wenig vom Spiel zu verraten. Und überhaupt: Der beste Weg, mehr über diese Figur und ihre Darstellung zu erfahren, sei wohl, es einfach selbst herauszufinden, indem man das Spiel spielt. (stm, 10.2.2023)