Musk scheint jedes Mittel recht zu sein, um Twitter in die schwarzen Zahlen zu bringen.

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Andrew Tate, Andrew Anglin, Stew Peters oder Rizza Islam. Insgesamt zehn Nutzer oder Organisationen, die im Laufe der Jahre von der Plattform Twitter aufgrund der "Veröffentlichung hasserfüllter Inhalte und gefährlicher Verschwörung" gesperrt wurden, generierten seit ihrer Rückkehr rund 19 Millionen Dollar an Werbewert. Das hat nun eine Nonprofit-Organisation in einem neuen Report festgehalten und auf die damit verbundenen Gefahren hingewiesen.

Banale Antwort

Eine der ersten nachhaltigen Aktionen von Elon Musk als neuer Twitter-Chef war die Ausformulierung und Exekution einer "Generalamnestie". Hunderte, zuvor gesperrte Accounts, wurden dadurch wieder auf der Plattform zugelassen. Dies habe vor allem wirtschaftliche Gründe, meint Imran Ahmed, Leiter der englischen Nonprofit-Organisation The Center for Countering Digital Hate (CCDH).

"Unsere Forschung zeigt eine sehr banale Antwort darauf, warum Elon Musk selbsternannte Nazis, Verbreiter von Falschinformationen, Frauenhasser und schwulenfeindliche Menschen wieder zulässt – sie sind profitabel".

In dem neu veröffentlichten Bericht des CCDH werden zahlreiche Beispiele genannt, in denen Anzeigen von Marken wie Amazon, Apple TV oder der NFL neben Kommentaren dieser zehn untersuchten Personen auftauchten. Eine Werbeeinblendung der Fastfood-Kette Wendy's wird genannt, die neben einem Tweet von Stew Peters auftauchte, in dem er eine Impfung als "Biowaffe" bezeichnet, die Menschen tötet. Peters ist bekennender Impfgegner-Influencer mit knapp 170.000 Followern.

Schwarze Zahlen

Obwohl durch die gestiegene Verweilzeit Millionen in die Kassen von Twitter gespült werden, hat auch diese Medaille zwei Seiten. In der "Washington Post" wird etwa der Werbefachmann Brandan Gahan zitiert, der von einer Atmosphäre auf Twitter spricht, die sich sehr "unsicher für Firmen" anfühlt. In den aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei es fahrlässig, Werbekunden eine Ausrede zu liefern, sich einfach von einer Plattform zurückziehen zu können.

"Twitter war schon vor Musk in keiner guten wirtschaftlichen Position, aber durch die von Musk erzeugten Turbulenzen fällt es Brands jetzt noch einfacher der Plattform den Rücken zu kehren und nie wieder aufzutauchen", sagt Gahan.

Als Conclusio des Reports kommt klar hervor, dass Musk offenbar darauf gesetzt hat, dass die Hass-Redner schnell Leute zurück auf die Plattform holen würden. Durch die steigenden Zahlen und das Mehr an Interaktion, seien auch die Werbeeinnahmen explodiert. Abwandernden Werbekunden bot Musk zuletzt kostenlose Kampagnen an und die Eingabe von Stichwörtern, neben denen Anzeigen nicht ausgespielt werden sollen.

Untersucht wurden die Accounts von Andrew Tate, Robert Malone, Andrew Anglin, Emerald Robinson, Rogan O`Handley, Peter McCullough, Stew Peters, Anthime Gionet, Rizza Islam und Gateway Pundit.

Hasserfüllte Zukunft

Wie es mit der Nachrichtenplattform weitergehen wird, ist unklar. Vor allem die Verbreitung von Hassrede scheint ein wachsendes Problem zu sein, wie auch die Anti Defamation League (ADL) vor wenigen Tagen in einem Bericht festhielt. Auch in diesen Aufzeichnungen wurden Aktivitäten von Extremisten dokumentiert, die seit ihrer Rückkehr mit "Falschinformationen und Verschwörungstheorien" aufgefallen sind. Meldungen über rassistische und anti-semitische Tweets durch die ADL wurden von Twitter bisher ignoriert. (red, 11.2.2023)