Dmitrij Ljubinskij spricht von "umfangreichen Kontakten" zur österreichischen Geschäftswelt,

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Dmitrij Ljubinskij ist Russlands Botschafter in Österreich. Anlässlich des "Diplomatentages" wurde er im deutschsprachigen Angebot des Kreml-Propagandasenders Russia Today – dessen Ausstrahlung im gesamten EU-Gebiet wegen der "Verbreitung von Lügen" über den Ukraine-Krieg seit März 2022 verboten ist – mit Samthandschuhen interviewt, um über das Verhältnis mit Österreich und die rein russische Interpretation der Sanktionen zu sprechen.

Zu Beginn wünschte ihm die Moderatorin aber noch Geduld und Durchhaltevermögen, um "alles, was derzeit passiert, ertragen zu können". Fragen zu zigtausenden Toten in der Ukraine, die auf Russlands Konto gehen, gab es keine.

"Ungewöhnliches Jahr"

Ljubinskij sprach von einem "ungewöhnlichen Jahr" in den russisch-österreichischen Beziehungen, die von einem "riesigen Minuszeichen" geprägt seien. Und das, nachdem man doch jahrzehntelang in Wirtschafts- und Energiefragen konsequent partnerschaftlich agiert und russische Energie das nachhaltige Wachstum Österreichs überhaupt erst möglich gemacht habe, erinnerte der Botschafter.

All dies sei aber "mit einer Handbewegung zunichtegemacht" oder zumindest "eingefroren" worden. Ljubinskij behauptet, die Ausweisung von vier russischen Diplomaten sei ohne Angaben von Gründen erfolgt, wenngleich Wien dies tatsächlich mit Spionage argumentierte.

Allgemein ortet Ljubinskij "eine schleichende Erosion des Neutralitätsstatus" Österreichs, sei es wegen der humanitären Hilfe für die Ukraine oder der Beteiligung an EU-Sanktionen samt eingefrorenen russischen Besitztümern, was Wiens Status als "international unabhängige Hauptstadt" beeinträchtige.

Weiterhin "umfangreiche Kontakte"

Auf die Frage, ob denn in Österreich niemand mehr kooperationsbereit sei, sagte Ljubinskij, dass es noch "umfangreiche Kontakte" zur Geschäftswelt, den Wirtschaftsverbänden, Unternehmern und Industriellen gebe, die "die Minderwertigkeit" der aktuellen Politik sehen und teilen. Die fortdauernde Präsenz hunderter österreichischer Firmen in Russland biete aber Perspektiven. (Fabian Sommavilla, 12.2.2023)