Problem mit künstlerischer Intervention: Tiroler Landhaus.

Foto: Franz Wassermann

Im sogenannten Gauleiter-Zimmer im Tiroler Landhaus sind im Zuge von Sanierungsarbeiten unlängst die Überreste eines Spruchbands aus der NS-Zeit aufgetaucht. Es war hinter einer Vorhangblende verborgen und ist nicht mehr leserlich, vermutlich wurde es nach Kriegsende schnell und grob aus dem Holz gehackt. Bei den Schnitzereien an den Deckenbalken war man weniger gründlich, dort sind bis heute Reichsadler und SS-Runen sichtbar.

Dessen ungeachtet hat das einstige Büro von Franz Hofer, der sich als Gauleiter mit besonders brutalem nationalsozialistischem Eifer hervortat, noch bis vor wenigen Jahren als Sitzungszimmer der Tiroler Landesregierung gedient. Das Gauleiter-Zimmer und der im "Reichskanzleistil" gestaltete Festsaal sollen ab Herbst im Rahmen einer Ausstellung temporär der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Gau- und Landhaus

Was in der Schau zu sehen sein soll, ist jedoch unklar. LH Anton Mattle (ÖVP) wollte hier auch die Ergebnisse aus einem vom Land ausgelobten Wettbewerb für ein NS-Mahnmal im Außenbereich des einstigen Gau- und heutigen Landhauses präsentieren. Diesen Wettbewerb hat Mattle kürzlich via Tiroler Tageszeitung aber für "gescheitert" erklärt und dafür heftige Kritik aus der Opposition geerntet.

Wie DER STANDARD berichtete, hatte die Jury den Vorschlag des Künstlers Franz Wassermann zum Sieger gekürt. Das Land wollte das Projekt – den Schriftzug "Wir haften für unsere Geschichte" an der Fassade – aber nicht umsetzen.

Darauf bestehe auch kein Rechtsanspruch, betonte Mattle vergangenen Woche im Landtag mit Verweis auf die Ausschreibungskriterien. So gab er der Vermutung neue Nahrung, dass nicht der Standort, wie offiziell von der ÖVP argumentiert, sondern die Botschaft ausschlaggebend für die Ablehnung war.

Nichts Verbindendes

Die Aussage "Wir haften für unsere Geschichte" habe "nichts Verbindendes an sich", so Mattle, in den Abwägungen hätten auch die Landhausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter eine Rolle gespielt, denen man die Inschrift offenbar nicht zumuten wollte. Liste-Fritz-Chef Markus Sint warf der ÖVP einen "verkrampften Umgang mit der NS-Zeit" vor. Gemeinsam mit Neos und Grünen fordert er die Umsetzung des Projekts von Wassermann. Dieser will seinen Entwurf unter den gegebenen Umständen jedenfalls nicht für eine Schau im "Täterhaus" zur Verfügung stellen.

Auch das Künstlerduo Sophie Lillie und Arye Wachsmuth zeigt sich skeptisch und ortet "Klärungsbedarf". Die Schau soll nun vom Landesmuseum gestaltet werden, Mattle hat alle Beteiligten zum Gespräch geladen und weitere Maßnahmen angekündigt. Die hatte freilich auch schon eine Historikerkommission empfohlen. Sie schlug auch ein nach außen hin sichtbares Zeichen der Erinnerung vor. (Ivona Jelcic, 13.2.2023)