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Für viele junge Menschen lautet die Devise: Lieber in der Freizeit einen Berg als im Job die Karriereleiter erklimmen.

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Der Schlagabtausch ist im Gange: Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) will steuerbezogene Sozialleistungen für Teilzeitbeschäftigte überdenken, um mehr Arbeitsstunden für Unternehmen zu lukrieren. Es gehe ihm um einen "treffsicheren Einsatz von Steuer- und Beitragsmitteln", sagte er zum STANDARD. Wirtschaftsnahe Organisationen, Wirtschaftsbund und Handelsverband finden das gut. Arbeiterkammer und Gewerkschaft protestieren.

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Lohnt sich mehr Arbeit für Teilzeitkräfte, die ihre Arbeitszeit freiwillig und nicht den Umständen – unzureichendem Kinderbetreuungsangebot oder anderen familiären Verpflichtungen – geschuldet beschränken, nicht wirklich? Zahlen sich fünf Stunden daheim eher aus als fünf Stunden mehr im Job? Immerhin kann mit ein wenig mehr Einkommen gleich viel weg sein, Schwellenwerte sind schnell überschritten, und am Ende bringt die Mehrarbeit nichts. Da geht es auch um Sonderleistungen, auch um die GIS-Gebührenbefreiung, die Befreiung von der Rezeptgebühr, den Sonderabsetzbetrag. Ein paar Eingaben in den Brutto-Netto-Gehaltsrechner zeigen außerdem, wie sich die steile Kurve der Steuerprogression in der Einkommensklasse zwischen 2.000 und 3.000 Euro brutto monatlich auswirkt: Es bleibt nicht so viel mehr übrig.

Auf die Frage nach den Gründen für die Teilzeitarbeit meldeten sich im Vorjahr mehr als 50 Personen auf unseren Social-Media-Aufruf. Neben der bewussten Entscheidung für mehr Freizeit sei für viele auch die finanzielle Situation ausschlaggebend. Mehr Arbeitsleistung führt nicht parallel zu mehr Einkommen, so der Grundtenor, der auch die Tücken des Systems in Sachen freiwillige Teilzeitentscheidung zeigt.

In Österreich ist der Zuverdienst durch mehr Wochenstunden vergleichsweise gering, rechnet der Thinktank Agenda Austria vor.
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Die Stimmen der Teilzeit Arbeitenden

"Wir wollen unser Leben nicht einer Pension unterwerfen, von der wir nicht wissen, wann sie kommt und ob wir dann davon leben können. Außerdem habe ich das Gefühl, dass der Gehaltsunterschied relativ gering ist, in Relation zu der gewonnenen Lebensqualität", erzählte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Daniela* im Gespräch mit dem STANDARD.

Auch PR-Beraterin Lisa* sieht das ähnlich: "In Vollzeit würde ich zwar brutto mehr verdienen, aber unterm Strich bleibt netto nicht so viel übrig, dass es sich für mich lohnen würde, doppelt so viel zu arbeiten." Die gestiegenen Kosten machen ihr aber dennoch zu schaffen. Sie könne sich vorstellen, von 20 auf 25 Stunden pro Woche aufzustocken, "wenn es sich finanziell gar nicht mehr ausgehen sollte". Aber ein Vollzeitjob kommt für beide nicht mehr infrage.

Im STANDARD-Forum begründetet User "Dr.Schuh" die Entscheidung für die Teilzeit so:

Künftig weniger Wochenstunden zu arbeiten könnte sich auch "without_von_delay" vorstellen:

(Anika Dang, Karin Bauer, 15.2.2023)