Auch die Pest ist eine Zoonose, das Bakterium, das in Flöhen lebte, ging durch Bisse auf den Menschen über. Während des Wütens des "Schwarzen Todes" im 14. Jahrhundert starb ein Drittel bis die Hälfte der Bevölkerung in weiten Teilen Europas.

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Affenpocken, Pest, Marburgfieber: Zahlreiche Krankheiten werden von Tieren auf Menschen übertragen. Tollwut ist ein weiteres bekanntes Beispiele für eine sogenannte Zoonose. Ein Biss von einem infizierten Straßenhund im Urlaub reicht für eine Übertragung. Das Ebola-Virus kann nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) beim Kontakt mit bestimmten Tieren oder Tierprodukten auf Menschen übertragen werden. Und auch Sars-CoV-2 ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit vom Tier auf den Menschen übergegangen. Ein abschließender Nachweis dafür steht jedoch noch aus.

"Fast alles, was wir Menschen mit uns rumschleppen, kommt von Tieren. Die Masern zum Beispiel sprangen rund 300 v. Chr. von Rindern auf Menschen über", sagt der Veterinärmediziner Fabian Leendertz vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung im deutschen Greifswald.

Erst im vergangenen Juli warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Afrika ein Hotspot für Zoonosen werden könne. Denn in den vergangenen zehn Jahren habe die Zahl der Ausbrüche von Zoonosen dort im Vergleich zur vorherigen Dekade von 2001 bis 2011 um 63 Prozent zugenommen.

Risikoreiches menschliches Verhalten

"In Afrika ist ein viel risikoreicheres menschliches Verhalten, das Zoonosen begünstigen kann, zu beobachten, etwa massive Eingriffe in Ökosysteme wie die Abholzung von Primärwäldern. Auch die Jagd und der Konsum von Wildtieren bergen ein hohes Risiko", erläutert Sascha Knauf vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald.

Ein weiterer Faktor, der in afrikanischen Ländern eine Rolle für die Ausbreitung von Zoonosen spiele, sei die steigende Mobilität der Menschen, ergänzt Zoonosen-Forscher Leendertz. Die Folge: "Damit werden auch Pandemien wahrscheinlicher. Ganz verhindern kann man diese nicht, aber man kann besser vorbereitet sein."

Dazu gehöre gerade in ärmeren Ländern eine bessere Gesundheitsinfrastruktur, aber auch das Monitoring der Todesursachen von Tieren. Besonders in Afrika wäre in den ländlichen Gegenden in den Dörfern gut ausgebildetes Personal, das Zoonosen schnell stoppen kann, bevor sie sich weiter ausbreiten, dringend nötig

"Impfungen machen bei Epidemien Sinn für Risikogruppen, auch um betroffene Gebiete herum, wie eine Art Ring", sagt Leendertz. Dies sowie bessere und umfassende, weltweite Vorbeugung gehört zu den Lehren aus der Corona-Pandemie. Deshalb haben die 194 WHO-Mitgliedsländer beschlossen, eine diesbezügliche Rahmenvereinbarung auszuarbeiten.

One-Health-Konzept gegen Pandemien

Um Pandemien einzudämmen, verfolgt die Forschung inzwischen ein ganzheitliches Konzept, "One Health" genannt, das Tiere und Menschen als miteinander lebende Wesen in den Blick nimmt. Noch bevor der One-Health-Ansatz in der Forschung populär wurde, hat sich schon gezeigt, wie stark die Gesundhaltung von Tieren auch den Menschen zugute kommt: Ein erfolgreiches Beispiel, wie ein ganzheitlicher Ansatz für Tiere und Menschen gute Ergebnisse erzielen kann, sei die De-facto-Ausrottung der Tollwut in Deutschland, sagt Forscher Knauf vom FLI. Deutschland ist laut RKI seit 2008 so gut wie tollwutfrei, vor allem durch die systematische Immunisierung von Füchsen.

"Die Gesundheit von Menschen ist nicht in Isolation zu sehen. Wir leben mit Tieren zusammen, wir essen Tiere. Die Umwelt wiederum beeinflusst die Tierwelt, zum Beispiel der Klimawandel. Da muss man über Disziplinen hinweg denken", sagt Leendertz, der am Helmholtz-Zentrum im Institut für One Health arbeitet. "Am Ende des Tages bleibt die Konsequenz aber die gleiche: Wir alle müssen unser risikohaftes Verhalten ändern. Denn es sind die Menschen, die das Problem schaffen, nicht die Tiere. Die nächste Pandemie kann genauso gut in Europa oder Asien beginnen."

Auch der menschengemachte Klimawandel könne Zoonosen begünstigen. "Wenn die Temperaturen in Deutschland steigen, können sich hier auch Erreger aus tropischen Gebieten besser ansiedeln. Ein Beispiel ist das Virus des West-Nil-Fiebers." (APA, red, 15.2.2023)