Es steht dafür, Ruhmesblätter der österreichischen Autogeschichte durchzublättern, da fühlt sich der heimische Fan als Sieger. Formel-1-Weltmeister, Le-Mans-Sieger, Europabergmeister, Motorrad-Weltchampion, unzählige Erfolge in prestigeträchtigen Meisterschaftsläufen: Die Liste ist ellenlang. Das Narrativ böser Zungen behauptet, dass die Österreicher dann Spitzenklasse seien, wenn sie nicht laufen müssten, sondern ein Gefährt bewegen dürften, und kommt scheinbar aus dem Blickwinkel des Alpinsports. Sportstars sind wie Schauspieler, wenige Namen bleiben im Gedächtnis, es gilt das alte Sprichwort: "Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze." Dieser Beitrag soll aber Namen vor den Vorhang holen, die viel zur Rennsportgeschichte beigetragen haben, jetzt aber nur noch im Kreis von Insidern leben. Das Dreigestirn Jochen Rindt, Niki Lauda und Gerhard Berger bleibt ausgespart, ihre Zustimmung war uns sicher, Jochen Rindt meinte: "Gute Idee." Niki Lauda sagte: "Ist mir wurscht." Gerhard Berger genügte ein Wort: "Passt." Stöbern wir also in der Vergangenheit.

Wie alles begann: Konsul Emil Jellinek regte 1900 Wilhelm Maybach zur Konstruktion des ersten "Mercedes" an, hier eine Aufnahme während der "Woche von Nizza" 1902.
Foto: Daimler AG, Mercedes-Benz

27. August 1899, erstes Semmering-Bergrennen. Der legendäre Automobilenthusiast Emil Jellinek jagt seinen 24 PS starken Daimler mit einem Schnitt von 23,6 km/h bergauf. Der Ruhm seiner Siege bei den Bergrennen rund um La Turbie an der Côte d’Azur hallte bis Wien, sein Status ist der des Urvaters des österreichischen Motorsports.

Die Semmering-Bergstrecke galt bis 1933 als Klassiker, doch zurück in das Jahr 1907, da versuchte ein gewisser Graf Alexander Kolowrat mit einem Rennwagen der Marke Laurin & Klement erfolgreich sein Bergglück. Der körperlich überdimensionierte Aristokrat wählte oft zwergwüchsige Menschen als Co-Piloten, das Reglement schrieb nämlich Duobesetzungen vor. Alexander Kolowrat war bis in die 1920er-Jahre die Prominenz des Motorsportgeschehens, unzählige Siege gingen auf sein Konto, nebenbei die Gründung der Sascha-Filmgesellschaft.

Mit dieser 18 PS Maschine von NSU (Spitzname: "Blauwal") gewann Hollaus posthum die 125 Kubik WM 1954.
Foto: Joachim Köhler

Der motorsportliche Neustart nach 1945 war mehr als mühsam, der Weltmeistertitel 1954 in der 125-cm³-Motorradklasse, zusätzlich der zweite Platz in der Viertelliterklasse, löste Begeisterung aus: Rupert Hollaus aus Traisen in Niederösterreich, Jahrgang 1931, holte auf NSU den WM-Titel, zusätzlich Platz zwei in der nächsthöheren Klasse. NSU, who? Damals galt die deutsche Marke aus Neckarsulm als größter Motorradhersteller der Welt, die Siegesmaschine selbst steht in einer Wiener Sammlung, Hollaus starb 1954 bei einem Trainingsunfall in Monza.

Podest • Umstieg von zwei auf vier Räder. Der Grazer Jurist Helmut Marko verrät nach jedem WM-Lauf als Sprecher des Red-Bull-Rennstalls den Fans unbekannte Hintergründe. Kaum zu glauben, am 27. April feiert er den 80. Geburtstag. Als Aktiver schrieb er Renngeschichte, Sieg 1971 bei den 24 Stunden von Le Mans auf Porsche 917 mit Partner Gijs van Lennep, schon im Jahr vorher stand er hier mit Rudi Lins als Dritter auf dem Podest, Fahrzeug: Porsche 908/02 Langheck. Für die Ewigkeit geprägt ist die Rundenbestzeit 1972 bei der Targa Florio auf Alfa Romeo T33/TT3 mit 33,41 Minuten für 72 Kilometer, Schnitt 128,25 km/h. Seine persönliche Tragödie erlebte er beim GP von Frankreich in Clermont-Ferrand am 2. Juli 1972, als ein Stein das Helmvisier durchschlug und ein Auge für immer beschädigte. Marko lenkte damals einen BRM-Formel-1-Rennwagen.

Helmut Marko's und Gijs van Lennep's Porsche 917 beim Langstreckenrennnen von Le Mans. In 24 Stunden legten die beiden 5335 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 222 km/h zurück; ein Rekord, der erst 2010 gebrochen wurde.
Foto: ZANTAFIO56

Rudi Lins aus Vorarlberg blieb stets Porsche treu. Rang drei mit Partner Helmut Marko in Le Mans 1970 hatten wir schon erwähnt, tolle Erfolge bei Sportwagen-WM-Läufen sind registriert, aber auch der Titel Europabergmeister 1968 auf Porsche 906. Ein Sieg nahe Wien: Rekordfahrt 1967 auf die Dopplerhütte bei Tulln im Porsche 910.

Dieter Quester gehörte in seiner aktiven Zeit meist zur BMW-Crew. Mit 1200 Renneinsätzen hält er den absoluten Rekord hinsichtlich Präsenz auf der Rennstrecke. In diesen Jahrzehnten bewegte er mit riesigem Erfolg alles, was Räder hatte. In der Formel 1 blieb es bei einem Versuch 1971 auf Surtees. Das Phänomen des topfitten Wieners: mit 80 Jahren Rennplanung für die 24 Stunden Daytona Classic.

Diamanten und Rennsport, das verstand der Juwelier Gotfrid Köchert zu verbinden. Er kaufte 1956 im Werk einen Porsche 550 Spyder, nannte für die Mille Miglia, lag zur Halbzeit am dritten Gesamtrang, dann der Ausfall. Ein Jahr später auf einem Zwei-Liter-Ferrari zehnter Gesamtplatz als Alleinfahrer (!) über 1600 km. Auf Ferrari 500 TRC 1957 in Le Mans lange Zeit im Spitzenfeld, als erster Österreicher an der Sarthe-Rennstrecke (1978), Rang zehn bei den 1000 km auf dem Nürburgring. Dazwischen siebenter Platz in der Yachtklasse bei Olympia 1960 in Rom. 1986 dann sein zu früher Tod.

Curd Barry aus Wien, 1964 bei einem Verkehrsunfall gestorben, präsentierte im Cooper Formel 3 Anfang der 1960er erstmals Österreich auf dem Siegespodest. Als Rindt den zweiten Wagen seiner Ecurie Vienne zerlegte, fiel angeblich der klassische Satz: "Sie heißen nicht nur Rindt."

In der Formel 1 ist in Österreich natürlich der dreifache Weltmeister Niki Lauda (li.) mit 25 Siegen ganz vorne. Gerhard Berger (re.) folgt mit zehn Siegen aus 206 Rennen, Jochen Rindt gewann nur sechs Rennen, konnte allerdings nur an 60 teilnehmen bevor er im September 1970 in Monza verunglückte.
Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Zwei Aktive dürfen in unserer Historie nicht fehlen, Johannes Ortner, Doppel-Europabergmeister (1970/71) auf Abarth 2 Liter und Ernst Vogel aus Stockerau, der jahrelang im Porsche 550 oder RSK die heimische Szene dominierte. Im Nebenberuf Komponist klassischer Musik.

Und natürlich: Dieser Rückblick ist, wie jeder seiner Art, unvollständig. Harald Ertl, Helmut Koinigg, Jo Gartner, Hans Binder oder Klaus Reisch verdienen sicher auch einen Platz in dieser "Hall of Fame" gewinnender Wesen. (Peter Urbanek, 6.3.2023)