Space X wird die beiden Satelliten im Oktober starten.

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Elon Musks Weltraumunternehmen Space X schickt sogenannte Jägersatelliten ins All, um gegnerische Raumfahrzeuge ins Visier zu nehmen – und das, obwohl man beteuert, dass die eigenen Dienste nicht für kriegerische Auseinandersetzungen benutzt werden dürfen. Das geht aus zwei Dokumenten hervor, die bei der US-Handelsbehörde Federal Trade Commission (FCC) eingereicht wurden. Demnach sollen in einem Testlauf zwei Spionagesatelliten des privaten Start-ups True Anomaly gestartet werden.

Im Oktober sollen die beiden Satelliten mit dem Codenamen Jackal mit einer Rakete von Space X in die Erdumlaufbahn gebracht werden. Raumkämpfe wie in "Star Wars" sind aber eher nicht zu erwarten. Die beiden Prototypen sollen vorerst keine gegnerischen Satelliten abschießen, sondern sie nur verfolgen – daher der Begriff Jägersatelliten.

Aber: True Anomaly bereitet sich auf eine kriegerische Auseinandersetzung im Weltraum vor, wie der Gründer des privaten Militärunternehmens Even Rogers gegenüber "Wired" berichtet. Der ehemalige Major der Air Force möchte laut eigenen Angaben "die größten Probleme der Kriegsführung im All für die U.S. Space Force" lösen.

Die beiden Satelliten werden nicht über Kanonen, Sprengsätze oder Laserwaffen verfügen, sondern in der Lage sein, sogenannte Rendezvousmanöver (Rendezvous Proximity Operations, RPO) zu fliegen. In einem ersten Test sollen sie sich anderen Satelliten annähern und ein ganzes Arsenal an Sensoren auf das Ziel richten. Das soll Aufschluss über dessen Sensorik- und Waffensysteme geben.

Satelliten sollen sich "Feinden" annähern

In der Demo-1 genannten Mission werden sich die beiden Schakale gegenseitig ausspionieren. Dafür stehen ihnen Triebwerke, Radar und Multispektralkameras zur Verfügung. Damit das gelingt, müssen sich die beiden Schakale auf wenige Hundert Meter annähern.

Derartige Manöver sind unter friedlichen Bedingungen schon eine Herausforderung und sind ungleich schwieriger, wenn die beiden Flugobjekte versuchen, einander zu stören. Wenn das gut läuft, kann sich Rogers vorstellen, Tausende von autonomen Raumfahrzeugen im Dienste des US-Militärs einzusetzen, die von einem Team aus menschlichen Operatoren und künstlicher Intelligenz (KI) gesteuert werden, um Gegner zu verfolgen. Wer diese Gegner genau sind, lässt Rogers offen.

True Anomaly konnte ein Startkapital von rund 23 Millionen US-Dollar aufstellen. Einer der Investoren ist ein Investmentunternehmen, das vom Trump-Anhänger und US-Senator James David Vance mitgegründet wurde. Zur Produktion der Jägersatelliten wurde eine Fabrik in Denver angemietet. Neben der Herstellung der Jackal-Satelliten entwerfen die Ingenieure von True Anomaly ein cloudbasiertes Steuersystem, nutzen kommerzielle Spiele-Engines wie Unity zur Erstellung interaktiver Echtzeitanwendungen und entwickeln eine realitätsnahe Physiksoftware, die die Jackals beim Manövrieren im Weltraum unterstützt.

Die Kontroverse um Space X

True Anomaly setzt für die Kriegspläne im Weltraum auf Elon Musks Space X. Das Unternehmen bringt auch Starlink-Satelliten ins All, ein Service, der unlängst für die ukrainischen Verteidiger stark eingeschränkt wurde. Starlink solle nicht für Offensivoperationen eingesetzt werden, sagte CEO Gwynne Shotwell in der Vorwoche. Space X soll die ukrainischen Streitkräfte aktiv daran gehindert haben, den Service etwa für Drohnenoperationen zu nutzen. Auf der anderen Seite ist Space X neben der Kooperation mit True Anomaly sehr wohl auch selbst im militärischen Bereich tätig. So wird aktuell an einer militärischen Variante von Starlink namens Starshield gearbeitet. (pez, 16.2.2023)