Ein blauer Wahlkampf, eher in Rot gehalten: Kärntens FPÖ-Chef Erwin Angerer würde nach den Wahlen gerne mit der SPÖ eine Regierungskoalition aufbauen.

Foto: Plankenauer

"Do, a Gutschein für Kaffee und Kuchen, der Hofa zahlt’s." Nein, nicht der Diskonter, der Präsident, sagt die Frau mit den blauen Irisblumen in der Hand, die das Gewächs gemeinsam mit dem Kuchenbon entgegenstreckt.

Sie hat sich ideal postiert im Foyer dieses nicht gerade anheimelnden Einkaufszentrums hinter dem Klagenfurter Bahnhof, um die Hereinkommenden, viele sind es ja nicht an diesem Vormittag, mit FPÖ-Wahlkampfmaterial zu versorgen. Die blauen Ballons und kleinen Wahlplakate fallen in der grellbunten Szenerie des Shoppingcenters zwischen Billa, Marionnaud und Libro nicht wirklich auf.

Jetzt ist er da, "der Hofa", der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer. Gestützt auf einen Stock, aber lächelnd, immer lächelnd kommt er auf die Irisfrau zu. Er fährt mit dem Lift hinauf in den ersten Stock, dort wo in einem typischen Einkaufszentrumcafé bereits ein paar Funktionäre warten. Es riecht nach Sauerkraut und Geselchtem. Es ist eigentlich kein Wahlkampfauftritt, eher ein blau-intimes Kaffeekränzchen, mit dem einen oder anderen Bierchen.

Etwa später kommt der Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer dazu und spielt den Rosenkavalier. Hofer lächelt weiter und tratscht mit seinen Kärntner Parteifreunden.

Der zweite Haider

Weiter hinten sitzt ein älteres Ehepaar. Der Gatte führt das Wort: "Jo, der Angerer is’ ein guater Mann. Aber der Kickl, der red’ wirklich guat. Wie der Haider, irgendwie is’ er der zweite Haider", sagt der Mann im hellblauen Pullover, der sich als "Herr Stefan" vorstellt.

"Ich war ja ein Haider-Fan durch und durch. Da Haider woar für mich a richtiger Mensch." Aber, was war mit der Hypo-Pleite, hat er nicht das Land fast in den Ruin getrieben? Herr Stefan lehnt sich zurück: "Des interessiert mich ned, wos do umadum geredet wird. Geredet wird viel. I weiß nur, wie er Landeshauptmann war, hot man immer mit ihm reden können. Im Stadion hob ich ihn bei jedem Fußballspiel getroffen, sein Bierle in der Hand, und haben uns unterhalten." Immer habe er Haider gewählt. Und vorher? "Do woa i a Roter", sagt Herr Stefan. Aber dann sei er im Betrieb "abserviert" worden. Parteichef Angerer meint, der Herr habe schon recht: "Haider ist noch immer in den Herzen der Kärntner. Haider war um Jahre voraus. Kärntenbonus und Direktzahlungen: Das hat auch schon der Haider gemacht." In der Heroisierung des verstorbenen Ex-Landeshauptmannes haben die Hypo-Pleite, die Strafprozesse, all die Skandale auch bei Angerer keinen Platz.

Stimmungsaufhellend

Angerer gibt sich betont jovial und sanft. Er erzählt, wie gut er sich eigentlich mit Peter Kaiser verstehe. Kein schlechtes Wort über den SPÖ-Landeshauptmann kommt ihm über die Lippen. "Es täte dem Land gut, wenn die zwei stärksten Parteien eine Regierung bilden", es also zu einer SPÖ-FPÖ-Koalition käme.

Er stünde als Juniorpartner von Kaiser bereit. Dafür kritisiert er sogar seine Parteijugend, die mit ihrem Posting "Gegen die Slowenisierung Kärntens" für ordentlichen Wirbel gesorgt hat, auch international. Anders als Hofer, der nur lächelnd meint, na ja, so sei sie halt, die Jugend, sie formuliere eben anders, meint Angerer: "Sie haben danebengeschossen. Das war politisch-taktisch unklug."

Schließlich lässt Hofer aus seinem Auto ein Schachterl bringen, eine Packung "Formula Fortuna – Premium", mit seinem Konterfei obendrauf. Ein Nahrungsergänzungsmittel mit L-Tryptophan, Rosenwurzextrakt, Vitamin B6, Zink und Ginsengextrakt. Sein erstes Produkt als Pillenunternehmer. Die Dragees haben einen Nebeneffekt. "Sie sind auch stimmungsaufhellend", sagt Hofer. Noch ist nicht klar, wem er sie nach der Wahl am 5. März andienen wird. (Walter Müller, 17.2.2023)