Die Diskussion um Tempo 100 km/h auf der Autobahn spitzt sich zusehends zu. Kamen die Wortmeldungen bisher vor allem von "oben", also überwiegend von Organisationen, die sicherheitsstatistische Auswirkungen des Schnellfahrens im Blick haben, sind mittlerweile auch viele Autofahrende selbst dafür, weil sie darin einen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise sehen.

Abgesehen von erhöhter Verkehrssicherheit, kann ein Tempolimit von 100 km/h, wie es oft in Stadtnähe durch das IG-L vorgeschrieben wird, die Lebensdauer von Reifen erhöhen und dadurch auch bei Elektroautos klimaschonend wirken.
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Aus statistischer Sicht müsste ich auch dafür sein, weil Tempo 100 km/h auf Autobahnen einen erheblichen Rückgang des CO2-Ausstoßes zur Folge hätte. Aus meiner individuellen Sicht bin ich aber dagegen. Weil ich meinen Beitrag zur Weltenrettung lieber selber gestalte, lasse ich mir ungern ein vorgefertigtes Heilsszenarium aufs Aug drücken.

Mein Autobahn-Alltag ist mittlerweile von vielen Erkenntnissen geprägt, die das Schnellfahren nicht nur für schädlich, sondern auch für unerquicklich erachten. Erstens: Man gewinnt kaum Zeit, außer man fährt wirklich viel zu schnell, was auch wieder nur funktioniert, wenn man sich auf der Überholspur als Gewalttäter geriert. Zweitens: Mit Elektroantrieb rentiert sich Schnellfahren überhaupt nicht, weil dann die Reichweite empfindlich schrumpft.

Elektroautos stoßen bekanntermaßen selbst keine Schadstoffe aus, der Verschleiß von Reifen allerdings schon – und zwar besonders bei höheren Geschwindigkeiten.
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So habe ich für mich folgendes Maß herausgefunden: Für maximale Reichweite gondle ich in der Lkw-Kolonne mit 90 km/h dahin. Als Optimum haben sich 110 km/h ergeben. Wenn ich Österreich der Länge nach durchquere, bin ich mit 110 km/h genau gleich schnell am Ziel im Vergleich zu 130 km/h. Weil ich durch die größere Reichweite bei geringerer Geschwindigkeit Ladestopps einspare. (Rudolf Skarics, 3.3.2023)