Die Türen könnte man massenäquivalent in schwere Hanteln übersetzen, mit denen Arnold Schwarzenegger vor doch schon ein paar Jahren seine Bodybuilderkarriere startete. Beim i7 braucht man aber nicht weiter durchtrainiert zu sein, von außen genügt ein Knopfdruck, und die Portale schwingen automatisch auf, drinnen dann (von Tesla abgeguckt) Druck auf das Bremspedal oder das Knopferl links vom Volant und der E-Motor nimmt dir die lästige Arbeit ab. Türen schließen, Zug fährt ab – nein: Elektromobil. Man fühlt sich willkommen wie in einem gut geführten Hotel.

Wir nähern uns schließlich an Rolls-Royce an, also ist es kein Wunder, dass BMW hier die 2,7-Tonnen-Marke überschritten hat.
Foto: Andreas Stockinger

Es sind noch reichlich mehr E-Motoren am Werk, um den Aufenthalt so entspannt und mondän zu gestalten wie möglich und in dieser Fahrzeugkategorie auch nötig. Beispielsweise haben wir in der Redaktionsgarage den Kollegen Matthias Probe sitzen und dabei den Lounge-Fauteuil hinten ausprobieren lassen. Jaja, die Schuhe kannst du anbehalten. Und glauben Sie, der Kerl wäre wieder rauszukriegen gewesen? Da musste ihm schon in Erinnerung gerufen werden, dass er zu einem Termin sollte und die Zeit schon knapp bemessen sei (Kollege Christoph, der sich an der spontanen Beschau beteiligte, drängte schon). Chauffieren konnte ich ihn nicht – ich hatte meine weißen Glacé-Handschuhe nicht dabei.

Die überdimensionierten "Nieren" haben teils viel Spott ertragen müssen, besonders BMW-Liebhaber scheinen mit dieser neuen Front nicht einverstanden zu sein.
Foto: Andreas Stockinger

BMW i7 also. Die Designdebatte blenden wir mit dem Hinweis aus, dass seit Chris Bangle (E65) kein 7er mehr so polarisiert hat. Was wir einblenden: was der alles kann!

An die Begrüßung mit Swarovski-Lichtinszenierung draußen und drinnen, siehe gut geführtes Hotel, gewöhnt man sich rasch, die von Hans Zimmer komponierten "Iconic Sounds" kann man auch wegschalten. Und obwohl viel Touch-Dingens eingezogen ist: Der iDrive-Dreh-Drückknopf bleibt erhalten, in Sachen Bedienlogik und -freundlichkeit lässt der Bayerische seinen alemannischen Kollegen EQS (und jeden Möchtegerngegner) links liegen.

Das trifft auch im Fahrkapitel zu, obwohl das ein subjektiverer Zugang ist. Das Kapitel prädiktives Fahren beherrscht keiner virtuoser, die Allradlenkung macht das 5,39-Meter-Schiff agil und wendig wie einen 3er, auch vor engen Garagenein- und -ausfahrten verlierst du da rasch den Respekt. Nicht, dass der EQS das nicht auch hätte und könnte, aber wer fahrdynamischer Geschmeidigkeit etwas abgewinnen kann, ist im i7 optimal bedient.

Nachts kann der Fahrer die Augen von der Windschutzscheibe aufs Armaturenbrett richten, wo eine Wärmebildkamera den Weg weist. Oder sich den Rücken massieren lassen.
Foto: Andreas Stockinger

Denn auch: dieses Fahrwerk! Mit Zweiachs-Luftfederung und Niveauregulierung. Es schluckt jede Ungereimtheit des Untergrundes und hält den i7 praktisch wankfrei. Souverän. Ganz großes Kino. Naheliegend, wenn man sich häufiger am Lenkrad ertappt als hinten sitzend, wo man – wiederum: Stichwort Kino – den "Theatre Screen" in 31-Zoll-Großformat runterklappen könnte; die "Boahs" und "Irre!"-Wortspenden von, siehe oben, Matthias und Christoph nimmt der BMW aber gerne als Tribut für das Spektakel entgegen.

Die beiden stromerregten Synchronmotoren leisten 400 kW (544 PS), sie bewegen das Luxusmobil standesgemäß und holen sich die Energie aus einer Batterie mit über 100 kW Kapazität. Rund 600 km Reichweite sollen damit machbar sein. Jetzt in der kalten Jahreszeit (Heizleistung: unschlagbar!) stand vollgeladen immer ein Wert um die 400 km im Bordcomputer. Das wird bei Autobahntempo knapp für die Direktverbindung Wien–Salzburg, Ähnliches wäre aber auch vom EQS zu berichten. Wer also wirklich Reichweite braucht, wird eher zum Diesel-7er greifen.

Anstelle der bisherigen Lang- und Kurzversion gibt es den 7er (damit auch den i7) nur mehr in einer Version – 5,39 m lang. Allradlenkung ist da ein Muss.
Foto: Andreas Stockinger

Ladethema? Branchenüblich: Winters ist die maximale Ladeleistung (195 kW) trotz des vorkonditionierbaren Akkus illusorisch.

Fazit i7? Ein prachtvolles Gefährt, in dem die Zukunftsmusik schon heute spielt. Natürlich unleistbar. (Andreas Stockinger, 28.2.2023)