Torhüter Köhn war der Spieler des Spiels.

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Der Kopfball ins Glück.

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Es zählt traditionell nicht zu den Markenzeichen österreichischer Klubs, im Europacup besonders effizient aufzutreten. Dass man auch im Land des Konjunktivs dankbare Ergebnisse einfahren kann, bewies der FC Salzburg im Hinspiel der Zwischenrunde der Europa League: Nicolás Capaldo verwertete die einzige Bullen-Großchance der Partie zum finalen 1:0.

Es ist zur Normalität geworden, dass in der K.-o.-Phase des Europacups auf österreichischem Rasen gekickt wird, doch das macht die dort dräuenden Aufgaben nicht einfacher: Gegen einen italienischen Topklub hatte Salzburgs Aufenthalt in der Champions League geendet, gegen einen italienischen Topklub begann die Europa League. Das beim 0:4 im November zu starke Milan und die Roma halten in der Serie A bei einer identen Bilanz, die Hauptstädter schwammen also auch nicht auf der Nudelsuppe nach Salzburg.

Endlich fit

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle lebte im Luxus, die Verletzungsseuche vom Herbst ist größtenteils ausgestanden. Es stürmten Fernando und Noah Okafor. Jose Mourinho stellte die Einserpanier der letzten zwei Ligaspiele auf. Im Vorfeld hatte der ausgefuchste Portugiese noch Änderungen angekündigt, doch wer so etwas glaubt, ist selber schuld.

Nach einer Schweigeminute für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien ging es los. Salzburg machte das Spiel. Das Fließband gab drei Schüsschen von Luka Sučić und einen von Capaldo her, nach zehn Minuten zwirbelte Okafor erstmals wuchtiger drüber. Der Druck der Gastgeber wurde zur Konstante, die Giallorossi übernahmen vor mit fast 30.000 Fans ausverkauftem Haus eher eine dekorative Rolle.

Roma erstarkt

Nach 20 Minuten drehte der Wind, unversehens musste sich auch Salzburg-Goalie Philipp Köhn mit dem Ball auseinandersetzen. Zweimal köpfelte Tammy Abraham aus aussichtsreicher Lage, ihm fehlte Präzision. Nach einer halben Stunde stellte sich ein spielerisches Equilibrium ein: Wenn keiner Chancen hat, muss keiner nervös sein.

Minute 43: Abraham rennt bei einem sensationellen Cristante-Steilpass Strahinja Pavlović davon, macht im Strafraum einen Haken und schießt aus wenigen Metern. Köhn warf dem Briten vier ausgestreckte Gliedmaßen samt Verbindungsmaterial entgegen und parierte nicht nur Abrahams Schuss, sondern auch Dedićs folgenden, eher misslungenen Klärungsversuch.

Halbzeit zwei brachte nur einen Wechsel, Roma-Stürmer Paulo Dybala machte für Zeki Çelik Platz. Die Bullen waren aktiv und durchaus bemüht, doch jeder Angriff wurde von kleinen Fehlerchen heimgesucht: ein schlecht gestoppter Ball hier, ein Fehlpass da, ein Missverständnis dort. Minute 56: Capaldos Schuss aus 20 Metern wird gleich zweimal abgefälscht, segelt aber am Tor vorbei. Nach einer Stunde hatte der blasse Fernando Feierabend, Jaissle versprach sich von Junior Adamu mehr Erfolg. Seiwald löffelte dem Joker postwendend eine Butterflanke auf das geflochtene Haupthaar, aber Adamu brachte mit seinem ersten Kontakt nicht die gewünschte Richtung hinter den Ball.

Seiwald rettet

Minute 70: Die Römer kontern nach einem verheerenden Okafor-Ballverlust, doch Nicolas Seiwald wird am Sechzehner zum Bollwerk. Minute 73: Eckball Roma, Cristante köpfelt an die Außenstange. Mourinho wechselte Georginio Wijnaldum und Andrea Belotti ein. Es gibt Fußballtrainer mit schlimmeren Schicksalen.

Salzburg leitete die Schlussviertelstunde mit einer Doppelchance ein, weder Capaldos Schuss-Stanglpass noch der folgende Schuss zeitigten Zählbares. Dass das auch für den folgenden Eckball der Roma galt, grenzte an ein Wunder: Chris Smalling köpfelte vors Tor, Belotti hielt den Fuß hin. Wie Köhn diese Kugel noch an die Querlatte pratzelte, darüber werden Reaktionsforscher noch in vielen Jahren rätseln.

Spätestens jetzt war das 0:0 äußerst glücklich. Über Pavlovic konnte man das nicht sagen, er holte sich Gelb ab und verpasst das Rückspiel. Ein paar Minuten später war ihm das aber reichlich wurscht: Pavlović flankte aus dem Halbfeld ideal zum Elferpunkt, Capaldo köpfelte unhaltbar das 1:0 (88.). Ui, da machte Mourinho ein grantiges Gesicht. In der Nachspielzeit wurde es noch einmal hektisch, aber nicht mehr gefährlich. So geht Salzburg mit einer guten Ausgangslage in das Rückspiel am kommenden Donnerstag (21 Uhr / live auf Servus TV / Sky). (Martin Schauhuber, 16.2.2023)

Red Bull Salzburg – AS Roma 1:0 (0:0). Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Higler (NED)

Tor: 1:0 (88.) Capaldo

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer – Gourna-Douath – Capaldo, Sucic (82. Gloukh), Seiwald – Fernando (60. Adamu), Okafor (82. Koita)

Roma: Rui Patricio – Mancini, Smalling, Ibanez – Zalewski, Matic, Cristante, El Shaarawy – Dybala (46. Celik), Pellegrini (74. Wijnaldum) – Abraham (74. Belotti)

Gelbe Karten: Pavlovic (im Rückspiel gesperrt), Koita bzw. Ibanez