Jane Fonda im Interview mit Nadja Bernhard.

Foto: screenshot, tvthek.orf.at

Da kommt fast so etwas wie Sentimentalität auf. Aber wen wundert es, der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier, und Alfons Haider gehörte für viele zum Opernballinventar wie das überteuerte Sacherwürstel. 25 Jahre lange begleitete er den Ball der Bälle, befragte sie alle, von Grace Jones über Sophia Loren bis Thomas Klestil.

VIDEO: Jane Fonda präsentierte sich in weißer Ballrobe.
DER STANDARD

"Wir, die wir hier arbeiten, wissen nie, was hier passiert und dass, immer wenn etwas passiert, sich die Menschen draußen freuen. Das zeigt nämlich, dass Moderatoren auch nur Menschen sind", beschreibt Haider die Magie dieses Balls der Bälle. Und zwischen Mirjam Weichselbraun und ihm menschelt es gewaltig, fast scheint es, als wolle er ihre Hand gar nicht mehr loslassen. Aber es ist, wie es ist, irgendwann hat alles ein Ende. Schnief.

Den drei Neuen – Andi Knoll, Tarek Leitner und Nadja Bernhard – wünscht er, dass sie es genießen können. "Wir haben mit den Wänden geredet", sagt dann Tarek Leitner. Was diese ausgeplaudert haben, erfahren wir später nicht. Bernhard will rein ins lustvolle Leben abseits der harten Fakten, ein positives Lebensgefühl vermitteln. Im stillen Kammerl sind freilich wieder mit Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe die Muppets Waldorf und Statler am Werk, die gewohnt trocken die eine oder andere Wuchtel schieben ("Du Jane, ich Sascha").

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Ballroom statt Newsroom

Recht unbekümmert stürzt sich auch Andi Knoll in die Menschenmassen, er macht seine Sache gut, reagiert schlagfertig und wirkt auch sonst so, als würde ihm sein Job Spaß machen. Auch Miriam Weichselbraun führt sympathisch und professionell durch den Abend. Da wirken die Neulinge Tarek Leitner und Nadja Bernhard im Vergleich nicht ganz so geschmeidig, manchmal scheint es so, als würde ihnen der gewohnte Teleprompter dann doch recht fehlen. Der Ballroom ist eben kein Newsroom, die Fragen an ihre Interviewpartner waren wenig überraschend, die Antworten meist auch.

Die lustigsten Momente waren dann jene mit FDP-Chef Christian Lindner (er steht gemeinsam mit Finanzminister Magnus Brunner vor der Kamera) , der von Leitner gefragt wird, ob er sich das (schlechte) Berliner Wahlergebnis heute Abend schöntrinken werde. Blöd nur, dass Lindner derzeit im Fastenmodus ist. Oder das Zusammentreffen mit Hilde Dalik und Michael Ostrowski, dessen Name Leitner nicht gleich einfallen will (Ostrowski hilft aus: "Ofczarek") – die beiden unterstützen die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten. "Egal ob am Würstelstand oder beim Opernball, ich hab immer die gleiche Haltung. Und die ist für das Klima", sagt Ostrowski, der Leitner dann ganz amikal duzt.

Jägermeister, Austern, Erinnerungstüten

Später ging es dann noch um Austern – die findet Mirjam Weichselbraun "einfach schiach" –, Jägermeister-Flascherln (Weichselbraun: "Das ist mein Untergang") mit Youtuber und ORF-"Dancing Star"-Teilnehmer Michael Buchinger und Influencerin Christl Clear, Geschenksackerln versus Erinnerungstüten. Ab Ende gab es für die Moderatoren und die laut Knoll "fünf nüchternsten Menschen hier" noch ein Glaserl.

Ein solches hat sich auch Richard Lugner mehr als verdient, ihm ist mit dem diesjährigen Stargast ein echter Coup gelungen: Jane Fonda, die – ganz in Weiß – auch im Interview mit Nadja Bernhard punktet und generell ihren Wien-Besuch souverän, professionell, sympathisch meistert. (Astrid Ebenführer, 17.2.2023)