Keine guten Nachrichten konnte EDF verkünden, die bald wieder ganz in Staatsbesitz stehen soll.

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Paris – Der hochverschuldete französische Energiekonzern Électricité de France (EDF) hat 2022 einen Rekordverlust von 17,9 Milliarden Euro eingefahren, nach 5,1 Milliarden Euro Verlust 2021. Grund war zum einen der Ausfall zahlreicher Kernkraftwerke, zum anderen die geringe Stromproduktion aus Wasserkraft wegen der Hitzewelle im Sommer, wie EDF am Freitag mitteilte. Zudem verpflichtete die Regierung in Paris den Konzern, Strom unter Produktionskosten zu verkaufen, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu entlasten.

EDF gehört mehrheitlich dem Staat und soll wieder komplett verstaatlicht werden. Die Schulden des Konzerns stiegen im vergangenen Jahr von 43 auf 64,5 Milliarden Euro.

Mehr Atomstrom als Ziel

Für das laufende Jahr strebt der Konzern nach Angaben von Konzernchef Luc Remont eine Atomstromproduktion in Frankreich von 300 bis 330 Terawattstunden (TWh) an, gegenüber 279 TWh im vergangenen Jahr. Das war der niedrigste Wert seit 1988 und machte Frankreich zum ersten Mal seit 1980 zu einem Nettoimporteur von Strom. Derzeit seien 43 der 56 Reaktoren von EDF in Betrieb.

Im vergangenen Jahr war wegen verzögerter Wartungsarbeiten und Korrosionsschäden zeitweise die Hälfte der Atomreaktoren im Land gleichzeitig vom Netz. Dies hatte zu einer historisch niedrigen Stromproduktion geführt. Laut EDF sind derzeit 16 Atomreaktoren von Korrosion betroffen, also feinen Rissen in den Leitungen. Zehn davon seien bereits repariert oder derzeit noch in Reparatur. Die übrigen sechs, unter ihnen auch Cattenom nahe der deutschen Grenze, sollen bis zum Jahresende in Stand gesetzt werden.

Neuer Reaktor kostet 13,2 Milliarden Euro

Der Reaktor in Flamanville verteuert sich nach Angaben von EDF weiter von 12,7 auf 13,2 Milliarden Euro. Er soll im ersten Quartal 2024 erstmals mit Brennstäben beladen werden. Ursprünglich war die Inbetriebnahme für 2012 geplant.

EDF soll in Kürze komplett verstaatlicht werden, um den Bau von bis zu 14 zusätzlichen Atomreaktoren zu stemmen. Diese sollen nach einem vereinfachten Modell des EPR-Reaktors in Flamanville gebaut werden. Dabei handelt es sich um einen modernen Druckwasserreaktor.

Präsident Macron macht Atomstrom zur Chefsache

Präsident Emmanuel Macron hatte seinen Wunsch nach einer neuen Generation von Atomkraftwerken vor etwa einem Jahr verkündet. Das Rahmengesetz, das etwa den Anteil des Atomstroms im Strommix festlegt, soll allerdings erst im Sommer debattiert werden.

Das Ergebnis von EDF ist eines der schlechtesten in der Geschichte der französischen Industrie in den vergangenen beiden Jahrzehnten. (APA, red, 17.2.2023)