Bei der Kundgebung wurden sechs Jugendliche "mit auffälligem Verhalten" in Gewahrsam genommen.

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Chișinău – Mehrere tausend Anhänger der prorussischen Oppositionspartei Shor haben am Sonntagnachmittag in der moldauischen Hauptstadt Chișinău gegen die proeuropäische Präsidentin Maia Sandu und die neue Regierung von Ministerpräsident Dorin Recean demonstriert. Die Protestierenden forderten neben vorgezogenen Neuwahlen vor allem, dass zumindest über die Wintermonate alle Energiekosten der Bevölkerung vom Staat getragen werden.

Zu dem Protest hatte die Partei des erstinstanzlich wegen Betrugs und Geldwäsche zu einer langen Haftstrafe verurteilten und inzwischen im Ausland abgetauchten prorussischen Oligarchen Ilan Shor aufgerufen. Ein Großteil der Demonstranten wurde dabei mit Bussen aus der Provinz in die Hauptstadt gebracht, wie moldauische Medien berichteten. Dutzende Busse trafen demnach aus allen Landesteilen in Chișinău ein.

Nicht alle Oppositionspolitiker an Bord

Gegenüber rumänischen TV-Reportern räumten etliche Demonstranten freimütig ein, für ihre Teilnahme am Protest "honoriert" worden zu sein. Die moldauische Polizei war mit einem Großaufgebot im Hauptstadtzentrum unterwegs. Die Kundgebung verlief weitgehend ohne Vorfälle, doch wurden sechs Jugendliche "mit auffälligem Verhalten" in Gewahrsam genommen. Bei einem von ihnen sei ein Messer gefunden worden, teilten die Ordnungshüter anschließend mit.

Nicht alle moldauischen Oppositionspolitiker hießen den Antiregierungsprotest indes gut: So meinte der während der Amtszeit des einstigen prorussischen Präsidenten Igor Dodon regierende Premier Ion Chicu, "eine Demo mit derart abstrusen, populistischen und untragbaren Forderungen" wie der Übernahme sämtlicher Strom- und Heizrechnungen der Bevölkerung durch den Staat würde den aktuellen Machthabern keineswegs schaden, sondern eher Aufwind verschaffen.

Geheimdienst: Verkleidete ausländische Saboteure

Präsidentin Sandu, hatte am Montag vor russischen Umsturzversuchen in ihrem Land gewarnt. Der Plan Moskaus beinhalte, gewalttätige Ausschreitungen und Angriffe auf staatliche moldauische Institutionen anzuzetteln und diese als Proteste zu tarnen, sagte die Staatschefin. Sie stützte sich bei ihren Aussagen auf Geheimdienst-Dokumente, die Moldau kürzlich von der benachbarten Ukraine erhalten habe.

Demnach sehe der Plan des Kreml vor, dass als Zivilisten verkleidete ausländische Saboteure in Moldau einreisen sollen, um gemeinsam mit den Gruppierungen der beiden flüchtigen Oligarchen Shor und Vlad Plahotniuc einen Umsturz zu bewirken, so Sandu. (APA, red, 19.2.2023)