Stecken womöglich gar nicht "die Chinesen" hinter zumindest einem der Ballon-Abschüsse durch die US-Luftwaffe in den vergangenen Tagen und Wochen? Zumindest in einem der fraglichen Fälle könnte es sich bei dem per Raketenbeschuss terminierten Ufo (Unbekanntes Flugobjekt) um einen privaten Ballon amerikanischer Amateurfunker gehandelt haben.

Ein mutmaßlicher chinesischer Spionageballon wurde am 4. Februar vor der Küste von South Carolina zerstört (Bild) – dieser stammte auch ohne Zweifel aus China. Wie das bei drei anderen abgeschossenen Ballonen aussieht, weiß womöglich nur das US-Militär.
Foto: REUTERS/Randall Hill

Der US-Sender berichtet nämlich von einem im Bundesstaat Illinois ansässigen Verein, der einen seiner kleinen Ballons vermisst – er sei zuletzt über Alaska geortet worden. Am selben Tag schoss das US-Militär ein nicht identifiziertes Objekt in derselben Region ab.

Letzter Funkkontakt am 11. Februar

Die Northern Illinois Bottlecap Balloon Brigade (NIBBB) macht zwar nach eigenen Angaben keineswegs die US-Regierung dafür verantwortlich, dass ihr "Pico-Ballon" mit 81 Zentimeter Durchmesser nun verschwunden sei – doch der letzte Kontakt habe am 11. Februar in der Nähe von Hagemeister Island vor der Westküste Alaskas stattgefunden, nachdem der Ballon mehr als vier Monate in der Luft gewesen sei und dabei insgesamt sieben Mal die Erde umrundet habe – immer den Winden des Jet Stream folgend.

Wie ABC News berichtet, habe Norad – das nordamerikanische Kommando zur Luft- und Raumfahrtverteidigung – diesbezügliche Fragen und Informationen an den Nationalen Sicherheitsrat der USA weitergeleitet. Für die Medien gab es vorerst keine weiteren Informationen.

Die Möglichkeit, dass es sich bei einem der Ufos um einen Hobby-Ballon gehandelt haben konnte, war erstmals am vergangenen Donnerstag vom Branchenmagazin Aviation Week erörtert worden. Kurz zuvor hatte schon US-Präsident Joe Biden eingeräumt, dass es sich bei den drei Objekten nach Einschätzung der Geheimdienste höchstwahrscheinlich um private Ballons gehandelt haben dürfte.

Was sind "Pico-Ballons"?

Beim Pico-Ballonfahren werden höhentaugliche Ballons mit Amateurfunkgeräten und solchen zur Sammlung von Wetterdaten ausgestattet. Die Northern Illinois Bottlecap Balloon Brigade informiert auf ihrer Website, dass sie kleine Wasserstoff-Ballons mit einem GPS-Ortungsgerät ausstatten und auf rund 14.000 Meter Flughöhe bringen. Dort wird er freilich nicht gesteuert, sondern mit den jeweils vorherrschenden Winden auf eine Reise mit unbekanntem Ziel geschickt.

Nach Angaben des NIBBB haben seine Mitglieder, die von Kindern bis zu Erwachsenen reichen, seit der Gründung der Gruppe im Juni 2021 mehr als 25 Ballons starten lassen. Laut dem Verein waren zuletzt mehrere Ballons verunfallt, aber immerhin zwei seien eine Zeitlang um die Welt geflogen – bis zum 11. Februar: Seitdem ist es offenbar nur noch einer. (gian, 19.2.2023)