"Was stoppt Putin?", wollte Claudia Reiterer wissen.

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Es ist eine Frage, nach deren Antwort die Menschen seit jeher suchen: Welcher Weg führt zum Frieden? Der ORF hat den ersten Jahrestag des Krieges in der Ukraine am 24. Februar zum Anlass genommen, diese Frage auch in der Diskussionssendung "Im Zentrum" auf ORF 2 zu stellen.

Für eine Diskussion, die den Frieden zum Thema haben sollte, war diese aber überraschend feindselig. Vor allem die deutsche Abgeordnete der Linken-Fraktion im EU-Parlament, Özlem Alev Demirel, und der deutsche Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel trugen wesentlich zur "verminten" Stimmung bei. Demirel wurde etwa nicht müde zu betonen, dass der Krieg nicht auf dem Schlachtfeld, sondern politisch enden werde. Sie forderte eine Wiederaufnahme der abgebrochenen Verhandlungen. Als Moderatorin Claudia Reiterer wissen wollte, wie verhandelt werden solle, zeigte sich aber die Inkonsistenz ihrer Aussagen. Es stehe ihr nicht zu, zu sagen, was die Ukraine tun oder nicht tun solle. Die Frage, warum Wladimir Putin im Fall einer ukrainischen Niederlage überhaupt noch verhandeln sollte, beantwortete Demirel gar nicht.

ORF

Seipel stärkte Putin dagegen den Rücken. Er bezeichnete Reiterers Aussagen, wonach die Ukraine in russischen Schulbüchern bereits von der Landkarte gestrichen wurde, als Propaganda und wartete mit einer problematischen Wortwahl auf. Die drohende Eskalation des Krieges sah er als Mär, "dass Russland bis zum Endsieg durchschreitet". Als der ukrainische Botschafter Wassyl Chymynez meinte, das Sicherheitsgefühl in Europa sei zerstört, sprach er diesem gar jeden Bezug zur Realität ab. Ebenfalls bei "Im Zentrum" behauptete Seipel übrigens vor exakt einem Jahr, dass es keinen Krieg geben werde.

Einzig der Militärstratege Markus Reisner und Róża Thun, eine polnische Abgeordnete der liberalen Fraktion im EU-Parlament, schienen an einer sachlichen Diskussion interessiert. Für den ukrainischen Botschafter dürfte es ein Kraftakt gewesen sein – er blieb ob der Aussagen seiner Diskussionspartner dennoch verhältnismäßig ruhig.

Eine Antwort auf die Frage des Abends gab es am Ende der Sendung nicht. Stattdessen schloss Reiterer mit einem Auszug aus John Lennons "Imagine", der schmerzlich deplatziert wirkte. Denn: Gespräche über Frieden sehen anders aus. (Anna Wiesinger, 20.2.2023)