In Australien ist der Polizei eine spektakuläre Festnahme gelungen – betroffen ist eine Österreicherin. Die 27-Jährige war von Beamten der australischen Grenzkontrollen am 11. Februar untersucht worden. Sie hatten die Frau bei ihrer Ankunft aus Europa am internationalen Flughafen Perth für eine Gepäckkontrolle ausgewählt. Der Fund, den die Grenzer dabei machten, ist umfangreich: Laut der Polizei des Bundesstaats Westaustralien soll die Reisende insgesamt 124 mit Kokain gefüllte Kugeln mit einem Gesamtgewicht von etwa einem Kilogramm eingenommen gehabt haben.

Bereits während der Reise habe sie acht der Kugeln ausgeschieden – und danach wieder geschluckt, wie es im Bericht der Beamten heißt. Die Frau wurde nach ihrer Verhaftung ins Royal Perth Hospital gebracht, wo sie die Kugeln allesamt unter Aufsicht auf natürlichem Weg ausschied. Anschließend wurde sie wegen der versuchten "Einfuhr einer verkehrsfähigen Menge Kokain" angeklagt. Der Österreicherin drohen nun bis zu 25 Jahre Haft.

Die Frau war die dritte mutmaßliche Kokainschmugglerin, die seit Dezember von den australischen Grenzbehörden festgenommen wurde. Ein irischer Staatsbürger wurde im Dezember in Melbourne angeklagt, nachdem er sechs mit insgesamt 120 Gramm Kokain gefüllte Kinder-Überraschungs-Kapseln eingenommen hatte. Einige Tage später war in Sydney ein Portugiese verhaftet worden, der etwa 1,6 Kilogramm Kokain im Körper mit sich führte.

Aufmerksame Kontrollen

Die Fälle – beziehungsweise die Funde – zeigen, welch große Ressourcen Australien in den Kampf gegen den Drogenschmuggel investiert. Die Grenzschutzbehörde Australian Border Force (ABF) gehört zu den am besten ausgerüsteten und finanzierten Behörden des Landes. Die Abwehr von Drogen ist allerdings nur ein Teil ihrer Aufgaben. Der massive Ausbau der Grenzkontrollen hat nämlich noch einen ganz anderen Grund. Mindestens so wichtig wie der Kampf gegen die Drogen ist dem australischen Staat der Schutz vor der Einfuhr potenziell zerstörerischer Keime, Krankheiten und landwirtschaftlicher Schädlinge.

Schlechte Erfahrungen mit der Biosicherheit: In Teilen Australiens ist das Halten von Hasen verboten – und wird streng bestraft. Sie hatten sich im 19. Jahrhundert nach ihrer Einfuhr aus Europa zur Plage entwickelt.
Foto: Imago / Neil Bowman

Und das aus gutem Grund: Australien hat eine große und wichtige Agrarindustrie. Der Import von Lebensmitteln könne eine Bedrohung für die heimische Landwirtschaft darstellen, wenn er unkontrolliert und unreguliert erfolge, so der australische Dienst für Biosicherheit. Durch strenge Einfuhrregeln stelle die Regierung sicher, dass die heimische Agrarindustrie vor potenziell schädlichen Krankheiten und Schädlingen geschützt wird, die durch Lebensmittel eingeschleppt werden könnten.

Beagles werden gerne für den Grenzschutz eingesetzt – nicht nur in Australien, sondern auch, hier im Bild, in den USA.
Foto: Reuters / Polansek

Maul- und Klauenseuche etwa kommt in Australien nicht vor, während die für Nutztiere meist tödliche Krankheit in einigen asiatischen Nachbarländern endemisch ist. So ist die Einfuhr von Fleischwaren, Gemüse, Früchten und anderen Agrarprodukten durch Reisende generell verboten – und wird auch bestraft.

Katzen töteten 30 Säugetierarten

Doch auch die australische Natur soll auf diese Weise geschützt werden. Australien ist eine Inselnation und hat deswegen ein weltweit einzigartiges Ökosystem. Der unkontrollierte Import von Lebensmitteln kann dazu führen, dass invasive Pflanzenarten in die Umwelt gelangen und die einheimische Flora und Fauna beeinträchtigen. Dies kann zu erheblichen ökologischen und wirtschaftlichen Schäden führen.

Dass die Einfuhr von Schädlingen – auch vierbeinigen – katastrophale Folgen haben kann für die einheimische Natur, ist unbestritten. Als Folge des Imports von Katzen hat Australien seit Beginn der europäischen Besiedelung 1788 über 30 Säugetierarten verloren, so viele wie der Rest der Welt in 200 Jahren. Aus dem Ausland eingeführte Unkräuter sind jedes Jahr für Milliardenschäden in der Landwirtschaft verantwortlich.

Department of Agriculture Water and the Environment

Nach Australien Reisende werden bereits im Flugzeug eindringlich und mehrfach an die strikten Einfuhrvorschriften erinnert. In einem Video, das über das allgemeine Audio- und Videosystem verpflichtend abgespielt wird, wird gezeigt, welche Produkte nicht eingeführt werden dürfen – allen voran Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier, Milchprodukte, Honig sowie Obst und Gemüse. Entgegen einem unter Reisenden verbreiteten Mythos ist die Einfuhr längst nicht aller Lebensmittel verboten. Schokolade etwa und selbst industriell verpackter Käse können mitgeführt werden. Käse allerdings muss als Milchprodukt auf der Einreisekarte deklariert werden, die jede und jeder Reisende im Flugzeug ausfüllen und unterschreiben muss.

Wer Wurst dabeihat, zahlt und fliegt

Laut ABF können Reisende mit allem anreisen – solange sie es auf ihrer Karte angeben. "Wer unsicher ist – deklarieren!", so ein Sprecher. Zudem stehen in der Ankunftshalle aller Flughäfen noch vor der Kontrolle sogenannte Biosicherheitskübel bereit, in denen zum Beispiel ein im Rucksack vergessener Apfel noch entsorgt werden kann.

Trotz dieser überdeutlich gemachten Vorschriften gibt es immer wieder Reisende, die ihr Glück herausfordern. Nicht selten werden die potenziellen Schmuggler von einem der an den meisten Flughäfen stationierten Hunde identifiziert, die auf die Erkennung von Lebensmitteln trainiert sind. Biosicherheitsbeagles beschnüffeln das Gepäck der Ankommenden, während diese auf ihre Koffer warten.

Verbrechensfoto des Landwirtschaftsministeriums: McMenü an der Grenze.
Foto: APA / AFP / Aust. Ministry of Agriculture

So wurde im vergangenen Oktober in Perth ein Mann festgenommen, der sechs Kilogramm Fleischwaren im Gepäck hatte. Da solche Straftaten sogar mit Haft bestraft werden können, hatte der Reisende Glück. Er wurde nur mit etwa 2.000 Euro bestraft. Sein Visum aber wurde für ungültig erklärt, und er musste mit der nächsten Maschine wieder abreisen. Einem Einreisenden aus Indonesien wurde hingegen im vergangenen August sein McDonald's-Frühstück abgenommen. Außerdem er musste 2.000 Dollar Strafe zahlen. (Urs Wälterlin aus Canberra, 20.2.2023)