Aktivisten verschütteten literweise auch eingefärbtes Pflanzenöl auf der Fahrbahn.

APA / Letzte Generation Österreich

Im November 2022 wurde das Schutzglas eines Klimt-Gemäldes von einem Aktivisten mit Öl beschmiert. Diesmal war es eine Straße beim Naschmarkt.

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Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation haben am 16. Februar den Verkehr auf der Linken Wienzeile, der Margaretengürtelbrücke und dem Sechshauser Gürtel blockiert.

Foto: APA / GEORG HOCHMUTH

Wien – Klimaaktivisten der Letzten Generation haben die temporäre Blockade von Straßen in Wien wie angekündigt fortgesetzt. Dienstagfrüh gegen 8 Uhr wurde der Verkehr im Bereich der Kreuzung Getreidemarkt und Rechte Wienzeile kurzfristig aufgehalten. Aktivistinnen und Aktivisten klebten sich auf der Straße fest, eine Rettungsgasse für Notfälle wurde freigelassen. Für zusätzliche Aufregung sorgte, dass zwei Personen in orangen Warnwesten mehrere Liter eingefärbtes Pflanzenöl auf die Fahrbahn schütteten. Sie wurden nur wenig später von Polizeibeamten zur Seite gedrängt. Mit der Aktion sollte die Zerstörung sichtbar gemacht werden, die fossile Brennstoffe anrichten würden, wie die Aktivistinnen und Aktivisten argumentierten.

Pflanzenöl oder andere eingefärbte Flüssigkeiten auf einer Straße zu verschütten ist kein völlig neues Protestmittel: In Deutschland blockierten etwa im April 2022 Mitglieder der Gruppe "Aufstand der Letzten Generation" eine Straße in Frankfurt, wobei nach Eigenangaben auch literweise eingefärbtes schwarzes "Fake-Öl" auf der Fahrbahn landete. Auch hier wurde mit Bannern auf den "fossilen Wahnsinn" hingewiesen.

Öl auf Schutzglas von Klimt-Gemälde

In Wien wurde erst im November des Vorjahres eine Protestaktion mit öl-ähnlicher Flüssigkeit im Leopold-Museum durchgeführt. Verschüttet wurde diese auf das Sicherheitsglas, das das Gemälde "Tod und Leben" von Gustav Klimt schützte. Nach Angaben des Museums waren nur das Schutzglas sowie der Boden von der Aktion betroffen, die schwarze Farbe konnte relativ schnell beseitigt werden.

Bei der Aktion am Dienstag beim Naschmarkt bestätigte die Wiener Polizei, dass eine "ölige Substanz auf der Fahrbahn verschüttet" worden sei. Diese barg für Personen und Fahrzeuge Rutschgefahr. Bereits kurz nach neun Uhr gab die Polizei aber bekannt, dass die Fahrbahn gereinigt und wieder frei befahrbar sei. Die Beseitigung der Ölspur führte die MA 48 durch, die Blockade der Klimakleber wurde rasch von der Polizei beendet. Es kam zu neun verwaltungsrechtlichen Festnahmen.

Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern von der Bundesregierung unter anderem die Umsetzung von Tempo 100 auf den heimischen Autobahnen, weitere Maßnahmen für den Klimaschutz sowie den Stopp von Öl- und Gasbohrungen. Die aktuelle Welle von Protesten mit täglichen Straßenblockaden in Wien startete am 13. Februar. Die Aktionen sollen bis einschließlich diesen Freitag weitergehen und damit zwei Arbeitswochen andauern. "Die nächsten Tage geht‘s weiter. So lange, bis die Regierung endlich handelt", hieß es auf der Twitter-Seite der Letzten Generation. Eine erste längere "Aktionswoche" mit Straßenblockaden hatte bereits im Jänner in Wien stattgefunden.

Mehrheit gegen Klebeaktionen von Aktivisten

Die Klebeaktionen dürften bei den Österreicherinnen und Österreichern nicht so gut ankommen. Das geht aus einer Umfrage der Marktforschungsinstitute Spectra und Integral hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Fast die Hälfte der Befragten bewertete die Klebeaktionen als sehr negativ, weitere 18 Prozent sehen diese eher negativ. Nur 16 Prozent stehen voll beziehungsweise eher dahinter. 18 Prozent äußerten sich neutral. Befragt wurden 1.000 für die österreichische Bevölkerung repräsentative Personen zwischen 16 und 75 Jahren, die Online-Befragung wurde zwischen 26. und 31. Jänner durchgeführt.

Die negative Tendenz dürfte sich vor allem auf die Art des Protestes beziehen. Denn 58 Prozent der Befragten fanden es gut, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, dabei dürfe allerdings niemand zu Schaden kommen. Knapp die Hälfte der Befragten hielt die eigentlichen Forderungen der Protestierenden für berechtigt.

Der Aussage, dass es im Bereich der Klimakleber härtere Strafen für die Protestierenden geben soll, stimmten gleich 38 Prozent sehr zu, weitere 15 Prozent eher. Das ist eine Mehrheit von 53 Prozent.

Mit den Klebe-Aktionen erlangten die Protestierenden Bekanntheit: 92 Prozent der 1.000 Befragten gaben an, von den Klimaklebern gehört zu haben. Gleichzeitig glauben aber 82 Prozent eher oder gar nicht an einen Effekt, dass die Proteste zu einem klimafreundlicheren Verhalten führen. (David Krutzler, 21.2.2023)