Eine von zwei Dutzend Arbeiten im Wiener Künstlerhaus: "....vom schwimmen im fluss" nennt Martina Tscherni das Video, aus dem dieses Still entnommen ist.
Foto: Bildrecht / Martina Tscherni

Eine unscheinbare Raumkonstruktion aus Holzfaserplatten steht im Obergeschoß des Künstlerhauses, flankiert von einem prismenähnlichen Objekt aus Dornenzweigen und der Dokumentation einer Eiche in Amerika. Die Dornenzweige sind durch chromfarben-glänzende Magnetkugeln verbunden, die Eiche gehörte Cornelius Cooper Johnson, einem afroamerikanischen Sieger der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. In dem Holzraum steht ein Bioreaktor, in ihm wachsen probiotische Bakterienkolonien. Alienartig wabern sie in einer gelben Flüssigkeit, eine giftgrüne Masse am Ende des kleinen Raumes fordert die Besucherinnen auf, durch ein Blasröhrchen mit den darin befindlichen Pilzkolonien zu kommunizieren.

Diese Arbeiten der Künstler Christian Kosmas Mayer, Paul Spendier und Maaijke Middelbeek sind Teil einer Kulturinitiative, die mit der Ausstellung im Wiener Künstlerhaus nun zu Ende geht. "On the Road Again" ist ein Projekt des Außenministeriums, initiiert von Simon Mraz, der bis 2021 das Kulturforum in Moskau leitete. Als Österreichs Kunst- und Kulturszene noch in den pandemischen Schatten Coronas gehüllt war, wollte er Künstlern die Möglichkeit geben, dennoch neue Arbeiten zu realisieren.

Alienartig wabern probiotische Bakterienkolonien in der Installation von Maaijke Middelbeek.
Foto: Maaijke Middelbeek

Open Call

Ein Open Call wurde ausgeschrieben, auf den sich beinahe 500 Kunstschaffende mit Einreichungen meldeten, um Vorhaben für die österreichischen Kulturforen in 23 Ländern zu realisieren. Eine Jury entschied, für jedes Projekt waren 7000 Euro Budget vorgesehen. Aus dem "On The Road"-Call entstanden 24 künstlerische Projekte – es sollten dezidiert Projekte und keine steten Ausstellungen sein –, die in Städten wie Washington, Arad oder Zagreb gezeigt wurden. So divers und offen wie die Ausschreibung fallen auch die Arbeiten aus. In A Suitable Suitcase reiste der Künstler Rainer Prohaska mit zu 18 Gepäckstücken geschnallten Holzprofilen im Zug nach Rom, um sie dort im Garten des Kulturforums zu einem überdimensionalen Rollkoffer zusammenzusetzen. Drei Künstlerinnen sammelten Müll in Istanbul und gestalteten damit einen Straßenumzug, mit Sprüchen bedruckte T-Shirts wurden in London zur freien Entnahme angeboten und so Teil eines öffentlichen Prozesses.

Einer der Sprüche, "Culture is a highway, Art is a forest path", wird auch auf der Fassade der Karlskirche zu sehen sein. Vier der Projekte konnten nicht im Zielland realisiert werden: Die Arbeiten für Kiew, Teheran, Tokio und Peking werden nur in Wien gezeigt. Ob das Projekt wiederholt wird? Das könne auch er nicht wissen, antwortet Mraz. (Caroline Schluge, 22.2.2023)