Österreich macht Frieden mit den Eurofightern (hier beim Schutz des Weltwirtschaftsforums): Die Flugzeuge sollen nachgerüstet und um Trainingsjets ergänzt werden.

Foto: APA/Bundesheer/Hörl

Wien – Jahrelang wurde das Bild der österreichischen Luftstreitkräfte ziemlich düster gezeichnet: Der Eurofighter galt als Fehlinvestition, weil er unter Minister Norbert Darabos (SPÖ) im Jahr 2007 vieler wünschenswerter Fähigkeiten beraubt wurde und außerdem nicht als nachtflugtauglich galt. Zweiteres stimmt zwar nur teilweise, das Bild in der Öffentlichkeit war aber nun einmal geprägt – und ganz ähnlich war das Bild von den technisch veralteten Saab 105OE, die ebenso wie die Alouette-III-Hubschrauber inzwischen ausgemustert wurden. Und mit mulmigem Gefühl sah man der Außerdienststellung der aus dem Jahr 1967 stammenden C-130-Hercules-Transportflugzeuge entgegen.

Eurofighter-Nachrüstung

In den letzten Wochen hat sich die Perspektive aber grundlegend gewandelt: Jetzt werden Budgetmittel lockergemacht, von denen man vor einem Jahr nicht einmal zu träumen gewagt hat. Beispiel Eurofighter: Nach dem Ausscheiden der Saab 105OE hat sich die Jet-Fliegerei völlig auf diesen nur mit großem finanziellem Aufwand zu betreibenden Flieger konzentriert, man setzte auf ein "Ein-Flotten-Konzept", was auch dazu geführt hat, dass die gesamte Kampfpilotenausbildung ins Ausland verlegt werden musste – billig zu betreibende Jets gibt es hierzulande ja nicht. In dieser Situation versuchte Saab – 2002 mit dem Gripen dem Eurofighter unterlegen – ein schwedisches Angebot für eine Ein-Flotten-Lösung mit dem billiger zu betreibenden Gripen zu legen. Vergebens: Dieser Zug scheint endgültig abgefahren.

Das Verteidigungsministerium wirkt nämlich entschlossen, nicht nur die vorhandenen Eurofighter nachzurüsten, sondern gleich auch einige Trainingsflugzeuge mit leichter Bewaffnung anzuschaffen. Diese würden nicht nur für Ausbildungsflüge – Piloten müssen langsam an die Überschallfliegerei herangeführt werden – dienen, sondern könnten mit leichter Bewaffung einen beachtlichen Teil der Luftraumüberwachung übernehmen. So hatte man es bis 2020 auch mit der Saab 105OE gehalten. Damals erschien es aber noch unrealistisch, dass man eine zweite, billige Jet-Flotte anschaffen würde.

Billigere Flugstunden als Argument

Nun wird aber ein solches Beschaffungsprojekt mit Unterstützung der Ministerin vorangetrieben – billigere Flugstunden wären ein auch politisch argumentierbarer Vorteil. Und es gäbe mehrere Anbieter, die relativ rasch lieferfähig wären: Die tschechische Aero L-39NG kommt dabei ebenso infrage wie die von österreichischen Militärs seit Jahren ins Auge gefasste M-346 aus Italien. Dieses Flugzeug wurde von Aermacchi entwickelt und wird von der Nachfolgefirma Leonardo angeboten.

Leonardo ist jener Rüstungskonzern, der sich 2020 für die Lieferung von zunächst 18 mittleren Transporthubschraubern des Typs AW-169M "Lion" gegen die Mitbewerber Bell und Airbus durchgesetzt hat.

Es muss rasch gehen

Der Auftrag wurde Ende letzten Jahres – beim Zulauf der ersten Maschine – auf insgesamt 36 Hubschrauber aufgestockt. Die Gesamtkosten belaufen sich dabei auf rund 873 Millionen Euro, wobei darin beispielsweise die Kosten für die Errichtung und Sanierung von Hangaranlagen sowie Simulatoren-Gebäuden bereits enthalten sind. Die Kosten sind damit zwar erheblich höher als die ursprünglich angepeilten 300 Millionen, die für die ersten 18 Stück eingepreist waren – hätte Österreich aber nicht noch 2022 für weitere 18 Hubschrauber unterschrieben, wären die Kosten für weitere Fluggeräte erheblich höher geworden. Rasche Entscheidungen dürften überhaupt in Mode gekommen sein – auch wenn die Lieferzeiten ziemlich lang sind: Die letzten AW-169 werden erst 2028 beim Bundesheer landen.

Gestiegene Preise, lange Bestell- und Lieferfristen hängen auch damit zusammen, dass unter dem Eindruck des russischen Kriegs gegen die Ukraine in ganz Europa der Bedarf an Nachrüstung erkannt worden ist und die Bestellbücher der Rüstungsindustrie entsprechend voll sind. Auch Airbus dürfte dabei zum Zug kommen. Das Unternehmen, dem die damals neue Ministerin Klaudia Tanner vor drei Jahren gedroht hatte, dass es sie "noch kennenlernen" würde, hat bei der Hubschrauberausschreibung kurz danach eine empfindliche (und unerwartete) Niederlage erlitten. Nun aber könnte der Eurofighter-Hersteller die unter Darabos abbestellten Komponenten nachliefern.

Das betrifft sowohl die Nachtidentifizierungsmöglichkeiten als auch die Bewaffnung mit weitreichenden AIM-120-AMRAAM-Raketen. Im Bundesheer geht man davon aus, dass damit annähernd der technische Standard der Eurofighter-Tranche 2 erreicht werden kann, der seinerzeit unter der Regierung Schüssel bestellt worden ist. Wobei offenbar nicht sicher ist, ob auf den derzeit in Österreich vorhandenen Flugzeugen all das Gewünschte auch tatsächlich erreicht werden kann.

Hercules-Nachfolge

Während dieses Projekt also noch in der Luft hängt, wird es bei der Hercules-Nachfolge wohl noch vor dem Sommer konkret: In Betracht kommen entweder neuere C-130J-Super-Hercules oder brasilianische Embraer C-390M. Letztere sind etwas leistungsfähiger als die Hercules – und sie sind inzwischen in mehreren EU-Ländern eingeführt, was eine Kooperation bei Betrieb und Wartung nahelegen würde: Ungarn hat schon zwei Maschinen gekauft, Tschechien überlegt noch.

Für die Hercules spricht, dass man das Gerät im Bundesheer bereits kennt. Dagegen gilt Embraer als schneller lieferfähig. Und in der C-390M hätte ein komplett ausgerüsteter Radpanzer Pandur 6x6 Platz.

Apropos Panzer, auch hier ist die Einkaufsliste voll: Morgen, Donnerstag, wird die Modernisierung der Panzertruppe – die vor dem Krieg in der Ukraine als weitgehend obsolet gegolten hat – unter Dach und Fach gebracht. Österreich will 48 Leopard-2-Panzer bei Krauss Maffei Wegmann auf den neuesten Stand bringen lassen. Auch die Schützenpanzer Ulan brauchen ein Upgrade – das dürfte österreichische Arbeitsplätze bei General Dynamics auslasten. (Conrad Seidl, 22.2.2023)