incent Cassel und Eva Green in "Liaison", ab Freitag auf Apple TV+.

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Wien – Apple bewarb seine erste anglo-französische Koproduktion "Liaison" mit den Stars Vincent Cassel und Eva Green als Spionagethriller "voller Leidenschaft und Hingabe". Der Sechsteiler hat durchaus spannende Krimianleihen mit internationalen Intrigen, aber nach Leidenschaft und Hingabe sucht man vergeblich. Selbst zwei der charismatischsten Schauspieler Frankreichs können das nicht ändern. Abrufbar ab Freitag (24. Februar).

Es beginnt mit einem stimmungsvollen, in Magenta getauchten, retro-schicken Vorspann, der sich wie nichts in dieser Serie anfühlt. Eva Green ("Casino Royale") und Vincent Cassel ("Black Swan"), zwei verführerische Darsteller, rollen umschlungen herum. Dazu läuft ein schwüler Song, der genauso gut aus dem Intro eines James-Bond-Films hätte stammen können. Es gibt viele geheime Treffen zwischen europäischen Politikern, Verfolgungsjagden und Verschwörungen in dieser neuen Serie, aber "Liaison" ist weder sexy, noch romantisch.

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Hacker und Cyberangriff

Die Wege der beiden Schauspieler kreuzen sich nicht sofort. Sie werden in eine Geschichte verwickelt, die sich um zwei brillante Hacker (Aziz Dyab und Marco Horanieh) in Syrien dreht, die ungewollt auf geheime Pläne für eine Reihe von Cyberangriffen auf Großbritannien gestoßen sind. Vincent Cassel spielt den lässigen Söldner Gabriel Delage, der vom französischen Geheimdienst angeheuert wird, die Syrer nach Frankreich zu bringen, aber die englische Regierungsangestellte Alison Rowdy, gespielt von Eva Green, soll die beiden nach England holen. Die beiden haben eine romantische Vergangenheit, von der man im Verlauf der Serie zwar nicht viel spürt, aber sie gefährdet natürlich die gesamte Operation und stellt die Loyalität zu ihren jeweiligen Nationen in Frage.

Man würde meinen, dass bei solch reizvollen Darstellern die Funken nur so fliegen, aber die Liebschaft, die der Serie auch ihren Titel gibt, erstickt unter einem Berg europäischer Bürokratie. Sie drücken ihre Gesichter einmal durch eine Glasscheibe aneinander. Später berührt er sie fast, als er verkleidet in einem Arztkittel in einem Krankenzimmer lauert, und sie hinter dem Vorhang hereinkommt. Abgesehen davon ist es ziemlich keusch – zumindest zwischen den beiden. Das einzige Mal, dass etwas zwischen ihnen passiert, ist, als auf sie geschossen wird.

Tauziehen zwischen England und Frankreich

Angesichts der Tatsache, dass die sechs Folgen von Virginie Brac geschrieben wurden, die an dem hervorragenden französischen Polizeithriller "Spiral" von Canal+ gearbeitet hat, ist es trotzdem ein potenter Krimi. "Liaison" steckt voller moralisch fragwürdiger Regierungsbeamter, Geheimagenten und sogar Brexit-Politik. Als neue Konfliktherde wurde das Tauziehen zwischen England und Frankreich auserkoren, und auch das Thema Cyber-Crime erlangt eine größere Rolle auf dem internationalen Spielfeld.

"Liaison" ist die Art von Serie, bei der nach nur wenigen Minuten bereits eine Vielzahl verschiedener Zeitzonen und Aufnahmen verschiedener Stadtansichten zu sehen sind, die uns darüber informieren, dass sich die Action von London über Paris nach Syrien und wieder nach Brüssel verlagert hat. Regisseur Stephen Hopkins, der sowohl bei "Predator 2" als auch bei einigen frühen Folgen des Spionagedramas "24" Regie führte, hat beim Tempo gute Arbeit geleistet.

Drehungen und Wendungen lassen das Publikum raten, wer gut und wer schlecht ist. Meistens sind es Männer. Es gibt genau eine Frau in dieser Serie (die Beraterin des französischen Präsidenten), die ihre Position nicht über ihren Vater oder einen Liebhaber bekommen hat, und selbst sie sagt von sich selbst: "Der Präsident mag mich nicht – ich bin eine Frau." Das wäre vielleicht eine spannende Serie gewesen, wenn man das Thema angepackt hätte. "Liaison" bleibt insgesamt daher eher eine trockene Angelegenheit. (APA, 22.2.2023)