Im Gastblog blicken Gerald Simon und Claus Farnberger auf die letzten Ereignisse innerhalb der Fußballwelt zurück.

Der Siebziger unserer Fußballikone Johann Krankl wurde zuletzt medial in einem Ausmaß gewürdigt, welches die Latte für die in Bälde anstehenden runden Jubiläen von ebenbürtigen Größen wie Annemarie Moser-Pröll (27. März) und Franz Klammer (3. Dezember) sehr hoch legt. Angesichts des Krankl-Geburtstages wurden vom ORF erwartungsgemäß und zum gefühlten 4.000. Mal die zwei Córdoba-Tore von Hanse wiederaufbereitet, den jüngeren Generationen wurde auch die Überreichung des Goldenen Schuhs an den österreichischen Ausnahmestürmer multimedial nacherlebbar gemacht. Da bleiben uns nicht mehr viele Möglichkeiten, unseren Senf dazuzugeben. Und doch – ein Highlight in der unfassbaren Karriere des Goleador blieb in den letzten Tagen etwas im Schatten. Man erinnere sich an den 30. April 1977!

Damals war die Geschichte der Fußball-WM in Argentinien noch nicht geschrieben, als einer der Qualigegner fand sich das maltesische Team in Salzburg-Lehen ein. Ehe sich die Gäste versahen, stand es aus ihrer Sicht schon 0:4. Der Rapidler Johann Krankl erzielte in den Minuten 9, 12, 18 einen lupenreinen Hattrick, den er zwei Minuten später zu einem Quadruple-Pack auffettete. In der zweiten Spielhälfte schenkte Krankl dem bedauernswerten, mittlerweile etwas in Vergessenheit geratenen maltesischen Torhüter Robert Glatt noch zwei weitere Tore ein. Sechs Tore eines einzelnen Spielers in einem Länderspiel – das hatte es noch nie gegeben. Selbstverständlich hatte Krankl schon beim Hinspiel im Empire Stadium zu Gzira für das einzige Tor des Spiels gesorgt. Und trotzdem, so würde Hans sagen, war das alles eher "primär". Richtig wichtig war, dass der damals 25-Jährige durch seine Tore den Weg nach Argentinien geebnet und sich selbst die Vorlage für seinen späteren Córdoba-Ruhm gegeben hatte.

Fußball auf Malta und im Fernsehen

45 Jahre später: Wieder rückt Malta kurzfristig in den Fokus der österreichischen Fußballfans: Es handelt sich um einen der unglaublichen Zufälle im Weltfußball, dass just um den Siebziger des maltaerprobten Krankl erneut eine österreichische Fußballvertretung auf der schönen Mittelmeerinsel reüssierte. Unser Frauen-Nationalteam, das uns 2022 eine wunderschöne Fußballsaison bescherte, allerdings durch die Niederlage im Qualispiel gegen Schottland die Teilnahme an der attraktiven WM 2023 in Australien und Neuseeland verpasste, stellte sich im Rahmen eines Trainingslehrganges auf Malta zweimal den "Oranje-Löwinnen" aus den Niederlanden. Die Bitternis angesichts des Fehlens bei der WM 2023 ist noch immer nicht überwunden, zumal dieser Event wirklich groß aufgezogen wird. Unlängst erst war zu lesen, dass die Gastgeberinnen aus Australien ihr erstes WM-Spiel gegen Irland wegen des riesigen Faninteresses vom "nur" 42.500 Menschen fassenden Allianz-Stadium ins fast doppelt so große "Stadium Australia" verlegen mussten.

Angesichts dieser beeindruckenden Zahlen waren die Parameter rund um die beiden Februar-Länderspiele auf Malta relativ deprimierende. Als Übertragungskanal stand der kurz vor dem Aus stehende österreichische Minderheitensender Sport + bereit. Diesem Kanal darf man aus rechtlichen Gründen keine bewegten Bilder irgendwelcher "Prime-Sportarten" überantworten. Undenkbar, dass dort auch nur eine einzige Formel-1-Trainingsrunde gezeigt werden darf. Wenn bei einem x-beliebigen alpinen Skiweltcup-Rennen der ORF bei Startnummer 45 aussteigt, dürfen die späteren Läuferinnen und Läufer aus Moldawien, Chile und Papua-Neuguinea nur im ORF-Livestream, nicht aber in Sport + gezeigt werden. Für Frauenfußballspiele gilt dieses strenge Regime offensichtlich nicht. Ist Frauenfußball demzufolge keine "Prime-Sportart"? Das kann’s ja wohl nicht sein!

Beweis der Wettbewerbsfähigkeit

Sarah Zadrazil schoss ein Tor beim Spiel gegen Malta und verhalf dem Nationalteam so zum Sieg.
Foto: tschuttiheft.li/Judith Strieder

Zum Sportlichen: Im ersten Spiel, welches abstruserweise nicht im ohnedies schon recht fernen Malta, sondern beim noch um eine Fährenfahrt entlegeneren Archipel-Nachbarn Gozo stattfand, lieferten die österreichischen Spielerinnen nach zaghaftem Beginn einen couragierten Gesamtauftritt. In der Schlussphase drehte man das Spiel durch schöne Tore von Newcomerin Eileen Campbell und der erfahrenen Sarah Zadrazil sogar noch zu Rot-Weiß-Rots Gunsten. Das 2:1 stellte den ersten Sieg überhaupt gegen eine Top-8-Nation dar.

Dem Licht folgte im zweiten Spiel leider jede Menge Schatten. Die Niederländerinnen, offensichtlich von der Niederlage einige Tage zuvor gehörig aufgestachelt, nahmen grimmige Revanche und ließen uns nicht die geringste Chance. Kein Wunder, dass die 0:4-Klatsche für große Ernüchterung sorgte, und das ausgerechnet am Abend des Faschingsdienstages.

Alles in allem kann man aber durchaus positive Lehren aus den beiden Länderspielen gegen die Niederlande erkennen: An guten Tagen sind wir auch gegen Top-Teams international wettbewerbsfähig. Von der österreichischen TV-Landschaft mit ihrem skurrilen Übertragungsrechtewerk kann man das freilich nicht behaupten. (Gerald Simon, Claus Farnberger, 22.2.2023)