Markus Söder in Passau, dem "Wohnzimmer der CSU".

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"Grüß Gott, Passau!", ruft Markus Söder, und noch bevor eine Hand sich zum Applaus heben kann, fährt er donnernd fort: "Diesen Gruß würde in Berlin niemand machen. Aber wir sagen bewusst: Grüß Gott, wir sind wieder da in Passau als CSU." Dann ruft er: "Wie habe ich euch vermisst, wir sind wieder hier in unserem Revier, das ist das Wohnzimmer der CSU."

Da rauscht der Beifall durch die Dreiländerhalle in Bayern, und es ist wieder wie früher. 2021 hatte Söder pandemiebedingt aus einer virtuellen Bauernstube gesprochen, stimmungsmäßig war das natürlich nicht einmal Kreisklasse gewesen. Und 2022 fiel der politische Aschermittwoch komplett aus, niemand hatte einige Tage nach dem Einmarsch der Russen in der Ukraine auf den Putz hauen wollen.

Aber 2023 Bierkrüge und Brez'n, wohin man schaut, weiß-blaue CSU-Fahnen und Schals en masse. "Politischer Aschermittwoch – das Original", prangt groß auf der Bühne, und selbstverständlich ist im Einspielfilm zu Beginn auch Übervater Franz Josef Strauß zu sehen.

"Die Stärksten" und "die Besten"

Viereinhalb Minuten hat Söder vom Eingang zur Bühne gebraucht, links und rechts musste er Hände schütteln, in alle Richtungen grüßte er eifrig. Es gibt viel Applaus für ihn, aber noch mehr bekommt die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner (CSU).

Apropos Steigerung: Söder, im Trachtenjanker, macht zu Beginn seiner Rede gleich mal klar, wie er die CSU sieht: "Wir sind die Stärksten, wir sind die Besten!" Bei den anderen Parteien gebe es am politischen Aschermittwoch nicht mal so viele Gäste wie bei der CSU Ordner.

Die Hardcore-Fans in der Halle nehmen es dankbar auf, Söder, angriffs- und kampfeslustig, bekommt immer wieder großen Applaus – erst recht, als er sich die Ampelregierung und im Speziellen die Grünen vorknöpft. Sein Befund: "Die neue Ampel ist die schlechteste Bundesregierung, die Deutschland je hatte", das "peinlichste Kapitel" sei die Verteidigung. 100 Milliarden Euro hat Kanzler Olaf Scholz (SPD) für die Bundeswehr versprochen. Aber, so Söder: "Es ist nix bestellt, nix gekauft, nix gemacht."

"Voll überdreht" hätten die Grünen, sie hätten sich "geradezu in einen Kriegsrausch" geredet, "vor allem Frau Baerbock", die gemeint habe, Deutschland sei im Krieg mit Russland. "Eine Außenministerin muss aufpassen, was sie sagt. Wir helfen der Ukraine, aber wir sind nicht im Krieg mit Russland", ruft Söder und fügt noch lauter hinzu: "Herr Scholz, stoppen Sie endlich Frau Baerbock!"

Grüne als "Sicherheitsrisiko"

Das kommt im Saal gut an, ebenso Söders Anmerkung zu Baerbocks "feministischer Außenpolitik". Er ortet einen "neuen grünen Wilhelminismus", die Ökopartei agiere nach dem Motto "am grünen Wesen soll die Welt genesen". Dann befindet er, wieder zum Gaudium der CSU-Basis: "Die Grünen sind ein Sicherheitsrisiko für Europa." Scholz möge sich endlich "um die Probleme in Deutschland kümmern" und nicht nur in der Welt herumreisen.

Natürlich darf in der Söder-Rede auch der Klassiker "Nein zur illegalen Zuwanderung nach Deutschland" nicht fehlen, zudem verbittet sich Söder "altbackene, linke, multikulturelle Belehrungen". Die Grünen müssen auch bei der Energiepolitik noch mal herhalten. Diese, so Söder, hätten ja empfohlen, sich anders zu waschen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck habe kalt duschen angeregt, Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, habe ihm in einer Runde der Ministerpräsidenten vorgeführt, wie er sich mit einem Waschlappen reinige. Habeck, der "Käpt’n Iglu von der Küste", sei ohnehin der "schlechteste Wirtschaftsminister aller Zeiten", was Kretschmann und seinen Waschlappen betrifft, so Söder, kämpfe er jede Nacht darum, "die Bilder aus seinem Kopf zu bekommen".

Ein bisschen schimpft Söder auch auf die FDP, weil er mehr Erleichterungen bei der Erbschaftssteuer haben will. Aber dann geht es schon wieder Richtung Grüne. Diese würden eine Genderpflicht für Bayern fordern. Dann dürfe es nicht mehr "Schützenkönig" heißen, sondern "die treffsicherste Person", die CSU dürfe sich nicht mehr die "schwarze" Partei nennen, es müsse wohl "most indigene" Partei heißen.

"Kein Schwarz-Grün in Bayern"

Gut kommt in der Halle auch die Erwähnung der "Fleisch- und Wurstphobie bei den Grünen" an. Da hat Söder nämlich eine schreckliche Vorstellung: "Stellt euch vor, ein Kindergeburtstag soll mit Brokkoli zum Erfolg geführt werden." Und er empfiehlt: "Wir essen kein Madenmüsli, wenn ihr das wollt, könnte ihr das Zeug selber fressen, liebe Grüne."

Da wundert es auch keinen mehr, dass Söder dann noch ein Bekenntnis mit Blick auf die Wahl in Bayern im Oktober ablegt: "Die Grünen sind die größten Spielverderber der Nation. Wir machen kein Schwarz-Grün in Bayern. Wir sind das gesellschaftliche Gegenmodell."

Derzeit koaliert die CSU mit den Freien Wählern. Am liebsten würde Söder natürlich nach der Wahl wieder alleine regieren. Umfragen sehen die CSU bei 42 Prozent. Wenn da bei der Wahl noch ein wenig draufkommt, könnte die Absolute winken. CSU-intern aber gilt die Devise: Nur nicht zu großspurig auftreten. Dass er die Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen will, erwähnt Söder fast nebenbei.

Laptop und Lederhose

Und er sagt nach langem Lob über Bayern, wo alles am allerschönsten ist: "Ich bin optimistisch, das gebe ich zu." Nach wie vor gelte in Bayern "Laptop und Lederhose", ihm gefalle aber auch die Kombination "Raumfahrt und Rosenkranz", "trendy und traditionell, lässig und leistungsstark".

Auf keinen Fall aber dürfe eines geschehen: Dass die "Ampel-Minions" auch Bayern regieren nach der Wahl. Denn, so Söder: "Der Himmel über Bayern wird nicht grün, er soll weiß-blau bleiben." Seine ganze Kraft wolle er "für Bayern und die CSU geben". Und dann fordert er noch: "Lasst uns Bayern vor der Ampel schützen." Er brüllt fast, als er den Saal fragt: "Kann ich dabei auf euch zählen?"

Er kann, zumindest im CSU-Kosmos in Passau am Aschermittwoch, ganz eindeutig. (Birgit Baumann aus Passau, 22.2.2023)