Mohamed Salah hatte schon schönere Momente erlebt als beim Abgang, etwa als er in der 14. Minute auf 2:0 stellte.

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Schwerer Zeit für Langzeit-Liverpool-Manager Jürgen Klopp.

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Liverpool – Jürgen Klopp suchte nach der "Horrorshow" im eigenen Wohnzimmer, nach der "totalen Kapitulation" und "Demütigung" fast verzweifelt einen Hoffnungsschimmer. Während die britischen Experten und Medien nach dem 2:5 (2:2)-Debakel gegen Real Madrid nicht weniger als das "Ende einer Ära" ausmachten und schon spürbare Konsequenzen einforderten, verwies Klopp beharrlich auf ganz kleine Lichtblicke.

"Der Start in die Partie war herausragend. Wir haben gespielt wie in der Vergangenheit", sagte der 55-jährige Manager des seit Monaten strauchelnden LFC, gestand aber nach dem nächsten unerklärlichen Einbruch den bevorstehenden Achtelfinal-K.o. ein: "Carlo Ancelotti glaubt, dass das Duell entschieden ist, und ich glaube das auch – zumindest im Moment." An eine spektakuläre Wende im Rückspiel in drei Wochen mochte er zunächst nicht glauben.

Vermasselte Saison

Und so deutet viel darauf hin, dass eine von Beginn an verkorkste Saison endgültig so richtig teuer wird für Klopp und seinen Klub. In der kommenden Champions-League-Saison droht Liverpool mehr denn je eine Zuschauerrolle. Denn auch in der Liga hinkt der Traditionsverein der Spitze als Tabellenachter ein beträchtliches Stück hinterher.

Mit einer Mischung aus individuellen Slapstickeinlagen und kollektivem Tiefschlaf stellte der Champions-League-Sieger von 2019 und englische Meister von 2020 gegen das zunächst überraschte Real einmal mehr zur Schau, wie weit er von früherem Glanz entfernt ist, und schenkte eine 2:0-Führung nach 14 Minuten her. Den Ausgleich durch Doppeltorschütze Vinicius Junior verursachte Reds-Keeper Alisson Becker mit einem kapitalen Fehler, beim 2:3 reichte Real eine einfache Standardsituation.

"Das Ende einer Ära"

Liverpool, im Königsklassen-Finale des vergangenen Sommers 1:0 von den Madrilenen besiegt und damit noch ganz nah am Titel dran, ist so auf höchstem Niveau kaum konkurrenzfähig. "Sie sind ein zerbrechliches Team, und es muss sich etwas ändern. Ich glaube nicht, dass Jürgen Klopp gehen muss, aber einige Spieler haben nicht mehr das Level, um für Liverpool zu spielen", sagte der einstige französische Star Thierry Henry bei CBS Sport: "Das passiert den Besten. Es ist das Ende einer Ära." Reds-Ikone Jamie Carragher stimmte in den Tenor ein: "Es wird sich mit diesem Team nichts mehr ändern."

Ähnlich endgültig fielen die Reaktionen der britischen Presse aus. Die Sun kommentierte, Klopp müsse "die Trümmer seines Anfield-Imperiums betrachten", nachdem sein Team "in Stücke gerissen" (Daily Express) worden war. Der Klub habe seine "schlimmste Heim-Niederlage" überhaupt auf europäischer Bühne kassiert, schrieb der Telegraph. Doch Klopp will sich nicht kleinkriegen lassen.

"Es war ein schwerer Schlag", sagte der einstige Coach von Borussia Dortmund und Mainz 05, "aber eine Niederlage ist nur eine Niederlage, wenn wir nicht daraus lernen. Wir werden daraus lernen und weitermachen." In der Liga bei Crystal Palace am Samstag soll der dritte Sieg in Serie her, um wieder nach oben schielen zu können.

"Ich weiß, dass das 2:5 einen Schaden anrichten kann", sagte Klopp: "Ich hoffe, ich kann dafür sorgen, dass das nicht passiert." (sid, 22.2.2023)