Es gibt Menschen, die generell ganz genau wissen, was sie wollen, und es auch schaffen, das ihrem Gegenüber klar zu kommunizieren. Beim Dating legen sie relativ früh die Karten auf den Tisch und machen kein Geheimnis daraus, ob sie auf der Suche nach einer längerfristigen Beziehung für die nächsten Jahre oder nach einem kurzen Vergnügen für eine Nacht sind. Für potenzielle Partnerinnen und Partner ist das angenehm: Es gibt kein Rätselraten, man weiß, woran man ist, und braucht sich keine falschen Hoffnungen zu machen. Und dann gibt es Menschen, die weniger offen sind in Bezug auf das, was sie sich vorstellen können und was nicht – und damit für Verwirrung und Verunsicherung sorgen.

Ghosting: Wenn der andere schlagartig nichts mehr von sich hören lässt.
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Wenn man sich nicht wirklich zum anderen bekennen will

"Non-committal behaviors" lautet der englische Begriff, unter dem eine ganze Reihe von Verhaltensweisen zusammengefasst wird, mit denen sich Menschen nicht festlegen, ein Katz-und-Maus-Spiel betreiben oder ihr Gegenüber auf die eine oder andere Art hinhalten. Ein klares Bekenntnis erwartet man von ihnen vergeblich, irgendeine Sicherheit darf man sich nicht erhoffen, und auch auf Nachfrage kommen nur ausweichende Floskeln oder halbseidene Beteuerungen. Sehr bekannt ist "Ghosting", also das plötzliche Nicht-mehr-Melden, Nicht-mehr-Reagieren und gewissermaßen Abtauchen: Wer es betreibt, wird zum "Geist", den der andere nicht mehr zu fassen bekommt. Eine besonders perfide Variante davon nennt sich "Mosting": Dabei wird zunächst besonders starkes Interesse bekundet, das Blaue vom Himmel versprochen – nur um dann Ghosting zu betreiben und den anderen vollkommen verwirrt zurückzulassen, warum nach so großen Gesten und Liebesschwüren plötzlich der Ofen vollkommen aus ist.

Auch betrieben wird "Benching", bei dem jemand zwar nie ganz von der Bildfläche verschwindet, sich ab und zu meldet, aber sich doch auch nicht festlegt, was er oder sie eigentlich will. Man wird sozusagen – Achtung, Sportmetapher! – auf der Ersatzbank (Bench) sitzen gelassen, ohne jemals wirklich ins Spiel zu kommen. Beim "Breadcrumbing" dagegen wird das Gegenüber immer wieder mit verbalen und emotionalen Brotkrumen gefüttert, also kurzen, freundlichen Kontaktaufnahmen, die ihn oder sie bei der Stange halten sollen, ohne dass man sich wirklich zu einem klar definierten Miteinander entschließen kann.

Ob es diese "neudeutschen" Begriffe für all diese Phänomene wirklich braucht, sei dahingestellt – fest steht, dass es nicht gerade angenehm ist, mit derlei konfrontiert zu sein, wenn man selbst eine feste Beziehung wünscht. Da empfiehlt es sich, die Sache seinerseits lieber heute als morgen abzuhaken und nicht unnötig Zeit mit Gedanken an jemanden zu verschwenden, der es nicht ernst mit einem meint, nicht das Gleiche möchte wie man selbst oder sich grundsätzlich alle Optionen offen lassen will.

Ihre Erfahrungen, bitte!

Haben Sie schon eine oder mehrere der genannten Verhaltensweisen beim Dating erlebt? Wie sind Sie damit umgegangen? Haben Sie gar selbst schon zu derlei gegriffen – und was waren Ihre Gründe dafür? Und fällt Ihnen noch ein anderes Dating-Phänomen ein, für das es dringend einen Begriff bräuchte? Berichten Sie im Forum! (Daniela Herger, 24.2.2023)