Das US-Verteidigungsministerium hat am Mittwoch ein Foto des mutmaßlichen chinesischen Spionageballons veröffentlicht, der am 3. Februar über dem nordwestlichen US-Bundesstaat Montana entdeckt und tags darauf vor der Küste des Bundesstaats South Carolina über dem Atlantik abgeschossen wurde. Die erste Sichtung war am 28. Jänner im nördlichen Pazifik erfolgt.

Der Ballon aus der Sicht des U-2-Piloten.
Foto: US-Verteidigungsministerium

Das Foto, das der Sender CNN als "Selfie eines Jetpiloten" bezeichnete, zeigt einen großen Flugkörper, an dem das technische Equipment hängt. Deutlich zu erkennen sind Solarpaneele zur Stromversorgung der technischen Ausstattung der "Gondel".

Das Foto wurde von einem Überwachungsflugzeug des Typs Lockheed U-2 gemacht, das in extrem großer Höhe operiert und – in Ergänzung zu Spionagesatelliten – Fotos der Erdoberfläche anfertigt. Der Ballon befand sich zum Zeitpunkt des Fotos in rund 60.000 Fuß (18,29 Kilometer) Höhe.

"Keine nennenswerten Daten gesammelt"

General Glen VanHerck, Befehlshaber des Nordkommandos der USA und des Nordamerikanischen Luft- und Raumfahrtverteidigungskommandos (Norad), erklärte, der Ballon habe einen Durchmesser von rund 60 Metern und eine Nutzlast von mehreren hundert Kilogramm gehabt. Der Ballon sei sofort nach der Entdeckung nicht mehr in der Lage gewesen, nennenswerte nachrichtendienstliche Daten zu sammeln: Die USA hätten umgehend technische Schutzmaßnahmen ergriffen.

FBI wertet Trümmer aus

Die Bergung des Ballons im Atlantik war bereits Ende vergangener Woche abgeschlossen worden. Die Trümmerteile werden nun vom Spionageabwehrbüro der US-Bundespolizei FBI ausgewertet. "Der größte Teil des Ballons, einschließlich der Ladung, wurde geborgen", sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh am Mittwoch. Weitere Einzelheiten zur Auswertung der Trümmer wollte sie nicht nennen und verwies an das FBI. Dieses gibt sich allerdings mehr als wortkarg.

Die USA werfen China vor, es habe mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking spricht dagegen von einem "zivilen Forschungsballon", der vom Kurs abgekommen sei.

Der Vorfall sorgte für zusätzliche Spannungen im ohnehin belasteten Verhältnis. US-Außenminister Antony Blinken sagte eine Reise nach China kurzerhand ab, allerdings traf er dann zwei Wochen später Chinas obersten Außenpolitiker Wang Yi am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz vergangenes Wochenende. Die Spannungen freilich ließen sich nicht lösen. (red, 23.2.2023)