Bekannt wurde Christof Straub mit der Band Papermoon. Nun setzt er auf NFTs und Smart Contracts.

Foto: Sasa Felsbach

Über 1.300 Prozent Return-on-Investment in nur zwei Jahren, mit weiteren Gewinnaussichten für die nächsten 68 Jahre – und das alles mit einer Technologie, die sich "Non Fungible Token" (kurz: NFT) nennt: Klingt nach einem dieser gebrochenen Versprechen aus den schwindeligsten Ecken der Kryptoszene? Ist es nicht. Zumindest nicht, wenn es nach Christof Straub geht.

Denn die männliche Hälfte des erfolgreichen österreichischen Musikduos Papermoon hat vor ein paar Jahren die Plattform Global Rockstar gegründet. Auf dieser können die Userinnen und User zu Aktionären von Songrechten werden und verdienen anschließend für die Dauer des Copyrights anteilsmäßig an allen Rechten, die mit der Verwertung der Musik einhergehen, dazu gehören Streams ebenso wie Konzerteinnahmen und Tantiemen.

Gewinne mit Chris Steger

Die besagten 1.300 Prozent sind allerdings ein Sonderfall. Über diesen Gewinn können sich jene freuen, die vor zwei Jahren in den damaligen Newcomer Chris Steger investiert haben. Dessen Songs sind in Kooperation mit Straub entstanden, er entwickelte sich zum Chart-Stürmer, wurde 2021 mit dem Amadeus Award ausgezeichnet.

Der einstige Newcomer entwickelte sich zum Chartstürmer.
Global Rockstar

Musiker Straub, der sich im Gespräch mit dem STANDARD deutlich bodenständiger gibt als so mancher selbsternannte Star der Kryptoszene, spricht offen darüber, dass Chart-Stürmer wie Christ Steger freilich eine Ausnahme darstellen. "Das Investieren in neue Songrechte stellt immer ein Risiko dar", sagt Straub: "Man weiß im Vorfeld nicht, wie es sich entwickelt. Und natürlich kann es auch sein, dass man das Investment nicht ganz zurückbekommt."

Smart Contracts in der Blockchain

Wenn Straub über sein Projekt spricht, dann redet er am liebsten über die Musik und den Nutzen, den die Plattform für alle Beteiligten bringen soll. Erst nach dem Hinweis, dass dieser Artikel im Tech-Ressort erscheinen soll, kommt er auf jene Technologie zu sprechen, die in den vergangenen Monaten durch diverse Skandale in Verruf gekommen ist: die NFTs.

Denn Global Rockstar ermöglicht es seit Oktober 2021, die Smart Contracts der eigenen Songanteile in der Blockchain zu verewigen. Das hat einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden. So ist die Eigentümerschaft etwa unveränderbar und klar nachvollziehbar, durch die dezentrale Speicherung können die Daten nicht einfach verloren gehen. "Die Blockchain spielt eine bahnbrechende Rolle, wenn es um die ewige Nachvollziehbarkeit von Intellectual Property geht", sagt Straub.

Probehören, dann investieren: Die NFTs laufen bei Global Rockstar im Hintergrund.
Foto: Global Rockstar

Und dann ist da noch der Aspekt des "Fractional Ownership": Es ist möglich, nicht gleich ein ganzes, sondern auch nur Teile eines Guts zu erwerben. Die anteiligen Zahlungen werden im Rahmen der Smart Contracts auf ein E-Wallet übertragen. Und zwar in Euro.

Global Rockstar ist mit diesem System längst nicht mehr alleine auf dem Markt. "Es ist spannend zu sehen, was links und rechts auftaucht und was davon legal ist", sagt Straub. Denn immerhin handelt es sich dabei um finanzielle Investments, und als solche sind sie stark reguliert – ob man sich an diese regulatorischen Vorgaben hält oder nicht, trennt die Spreu vom Weizen.

Experimente für Studierende

Ein Newcomer in diesem Bereich ist jemand, der in der Kryptoszene kein Unbekannter ist: Alfred Taudes, wissenschaftlicher Koordinator am Austrian Blockchain Center der WU Wien. Der Experte für Themen rund um die Blockchain ist auch Musikliebhaber, daher hat er während der Lockdowns etwa die Plattform Webstage Music für Onlinekonzerte geschaffen, damit Musikschaffende ihre entgangenen Einnahmen aus dem Livegeschäft dort zumindest teilweise kompensieren konnten.

Im nächsten Schritt arbeitet Taudes mit dem Jam Music Lab, einer Privatuniversität für angehende Musikerinnen und Musiker, an einer Plattform, über welche die Kreativen ebenfalls Rechte in Form von NFTs verkaufen können. Das können zum Beispiel Tickets für Konzerte sein oder auch der Zugriff auf Aufzeichnungen. "Der Musiker kann dann etwa sagen: Wenn du mich jetzt förderst, bekommst du später über das NFT Zugriff auf Services wie Privatkonzerte", sagt Taudes dem STANDARD.

Derzeit ist das Projekt nur für die Studierenden der Privatuniversität verfügbar, sodass diese daran lernen und damit experimentieren können. Künftig könnte Taudes sich das Projekt aber auch als "öffentliches Gut zur Förderung der Musiker" vorstellen. Ein weiterer Vorteil wäre auch, dass Musiker und Fans hier direkt miteinander agieren – ohne dass ein Label oder eine Streamingplattform dazwischenstehen, die einen Großteil der Einnahmen behalten.

Das NFT: Vom Saulus zum Paulus

Das klingt alles gut und schön. Nur ist die Kryptoszene als Ganzes in den vergangenen Monaten durch zahlreiche Skandale zunehmend in Verruf geraten, gerade das Segment der NFTs ist durchsetzt mit diversen unseriösen Projekten, viele einst lukrativ erscheinende Investments haben massiv an Wert verloren. Ist das ein Umfeld, in dem man aktiv sein möchte?

"Ich habe selbst etliche Messen besucht und das dortige Geschehen verfolgt, weil ich es verstehen wollte", sagt Straub. Seine Erkenntnis: "Die Bored Apes lösen kein Problem, die nachvollziehbare Sicherung von Songrechten hingegen schon." So ermöglicht die Technologie in Straubs und Taudes Projekten, bestehende Kunstwerke besser zugänglich und den Besitz nachhaltig und transparent nachvollziehbar zu machen. Bei anderen Projekten hingegen wirkt es so, als sei die Technologie auf der Suche nach einem Nutzen gewesen. Das Ergebnis waren an und für sich nutzlose JPEG-Dateien, deren Wert künstlich in die Höhe getrieben wurde.

Wird sich das NFT also doch durchsetzen? "Die Frage ist, ob das Wort NFT bleiben wird", sagt Straub. Denn der Imageschaden durch den Hype um Bilddateien mit nicht nachvollziehbarem Wert ist angerichtet, und dieser lässt sich schwer wieder ausmerzen. Dass sich aber Smart Contracts im Bereich der Urheberrechte durchsetzen werden, davon ist der Musiker und Unternehmer überzeugt. Das sei allein durch die zahlreichen Vorteile vorhersehbar, die die Technologie mit sich bringt. (Stefan Mey, 24.2.2023)