Bilder vom Faschingsball in Waldkirchen. Die schwarzen Balken wurden vom STANDARD eingefügt.

Foto: Landjugend Waldkirchen, Facebook

Der Veranstaltungskalender von Waldkirchen an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich) ist abgesehen von der jährlichen Flurreinigung im Frühjahr und dem Adventmarkt im Dezember leer. Es herrscht sonst eher Ruhe und Beschaulichkeit in der 494-Einwohner-Gemeinde an der tschechischen Grenze. Außer wenn die örtliche Landjugend zum Maskenball ruft, dann ist im ansonsten eher gering ausgelasteten Gemeindezentrum Partystimmung angesagt. Doch heuer fiel der Kater nach dem Fest etwas heftiger aus, was an der Kostümwahl mancher Gäste mit deutlich rassistischer Konnotation liegen dürfte. Das Motto des Abends: "Ab in die Wildnis – Waldkirchen geht auf Safari".

"Auf der Tanzfläche machte der verrückte Fasching schließlich seinem Namen alle Ehre, wenn Löwen, Zebras und Flamingos Hand in Hand tanzen. Die 'Mostlandstürmer' sorgten für ausgelassene Partystimmung", heißt es im Nachbericht der "Niederösterreichischen Nachrichten". Später veröffentlichte die Landjugend des Sprengels Waldkirchen nach dem Fest Fotos auf Facebook, in denen in zwei Fällen Kostümierte mit schwarz bemalten Gesichtern zu sehen waren, was prompt zum Protest von Userinnen und Usern führte, die sogenanntes Blackfacing orteten. Die Bilder blieben jedoch online.

Landjugend distanziert sich

Bei der Landjugend weist man jede Form von Nähe zu rassistischem Gedankengut von sich: "Die Funktionäre und Mitglieder der Landjugend Waldkirchen verurteilen natürlich jede Form von Diskriminierung und Rassismus. Das Bild, welches durch verunglückte Kostüme von einzelnen, wenigen Gästen entstehen könnte, kann keinesfalls für Rückschlüsse auf die Einstellung der Organisation herangezogen werden", teilte Reinhard Polsterer von der für die Landjugend zuständige Landwirtschaftskammer mit.

Gleichzeitig verwies der Sprecher auf das Engagement der Landjugend in der Entwicklungshilfe in Afrika. So habe die Landjugend laut ihrem Sprecher über 100.000 Euro für den Bau einer Schule in Tansania gespendet. "Es war ein Fehler, diese Fotos zu posten, und sie wurden bereits entfernt", erklärte Polsterer auf STANDARD-Nachfrage.

Als Blackfacing wird die Darstellung schwarzer Menschen durch dunkel geschminkte Weiße bezeichnet. Die Praxis gilt heute als rassistisch und brachte bereits Spitzenpolitiker wie den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder oder den kanadischen Premierminister Justin Trudeau in Erklärungsnot. (pez, 23.2.2023)