Walerij Saluschnyj ist seit Juli 2021 der oberste General der Ukraine.

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An Berühmtheit kann er es mit seinem Chef nicht aufnehmen. Aber für das Überleben des ukrainischen Staates hat Walerij Saluschnyj im vergangenen Jahr eine ebenso wichtige Rolle gespielt wie sein Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Unter seinem Befehl konnte die ukrainische Armee nicht nur den russischen Eroberungsversuchen standhalten, sondern – für viele überraschend – auch weite Teile der besetzten Gebiete zurückerobern. Als Oberkommandierender der Streitkräfte ist der Viersternegeneral hauptverantwortlich für diese beeindruckende militärische Leistung.

Ihm ist es zu verdanken, dass über Kiew noch die blau-gelbe Flagge weht und US-Präsident Joe Biden die Hauptstadt diese Woche besuchen konnte. Seine Führungsstärke und Disziplin halten Wladimir Putins Armee in Schach, was sich besonders in der erfolgreichen Offensive bei Charkiw im vergangenen Herbst gezeigt hat.

Obwohl Saluschnyj den Krieg nicht wollte, war er persönlich darauf gut vorbereitet. Geboren 1973 im Nordwesten der Ukraine, begann er seine Ausbildung in der Technischen Schule für Maschinenbau in Swjahel und setzte sie in der Militärakademie Odessa fort. Vom Zugführer bis zum Bataillonskommandanten durchlief er anschließend alle Stufen des Militärdienstes und diente dann in der nun so umkämpften Region Donezk. Daneben studierte er an der Nationalen Verteidigungsakademie in der Ukraine, wo er 2014 als bester Absolvent abschloss. 2020 folgte ein Master der Internationalen Beziehungen.

"Alles Sowjetische loswerden"

Im Sommer 2021 ernannte ihn Selenskyj zum Armeechef, bald darauf begann der russische Truppenaufmarsch.

Mit 49 Jahren gehört der zweifache Familienvater der jungen Generation der ukrainischen Offiziere an. Sein erklärtes Ziel sei es, "alles Sowjetische loszuwerden", europäisch zu denken und das Land in die Nato zu führen.

Beim Umbau des Militärapparates bewies er, dass er kein Freund überbordender Bürokratie ist und auf Geradlinigkeit setzt. Von den Soldaten an der Front fordert er Eigeninitiative und Selbstständigkeit; auf seine Anordnung hin dürfen sie mit Zustimmung der militärischen Führung zurückschießen. Im Krieg müsse man sich das Ausfüllen von Dokumenten ersparen, erklärte er.

Mit dieser Philosophie will er auch im zweiten Kriegsjahr seine Heimat verteidigen und – wenn möglich – ganz befreien. (Tabea Hahn, 23.2.2023)