Teure Energieexporte bringen Russland viel Geld. Hier eine Raffinerie in Moskau.

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Wien – Trotz des Kriegs und der Sanktionen gegen Russland hat sich Österreichs Wirtschaft in bemerkenswert begrenztem Umfang von Russland abgekoppelt. Das ist eines der Ergebnisse einer Analyse, die der Chef des Forschungsinstituts Wifo, Gabriel Felbermayr, am Donnerstag vorgestellt hat. Anlässlich des Jahrestags des russischen Überfalls auf die Ukraine hat das Wifo ausgewertet, wie sich die wirtschaftlichen Beziehungen der EU und Österreichs mit Russland seitdem entwickelt haben.

Bereits bekannt ist ja, dass Österreich bei Gasimporten ein europäischer Ausreißer zu werden droht. Wir importieren weiterhin viel Gas aus Russland: Im Dezember kamen geschätzte 71 Prozent der Gasimporte aus Putins Staat, wie aus dem Energie-Dashboard des zuständigen Klimaministeriums hervorgeht. Von Mai bis Oktober 2022 war die Abhängigkeit schrittweise von über 70 auf knapp 20 Prozent gesunken, und danach im November auf rund 40 Prozent gestiegen. Vor dem Ukraine-Krieg war Österreich zu rund 80 Prozent von russischem Gas abhängig. Auch Daten der EU-Kommission zeigen, dass Österreich im vergangenen Jahr nach Kriegsbeginn weiterhin mehr Gas aus Russland bezogen hat als die anderen EU-Staaten. Deutschland etwa bezieht gar kein Pipelinegas mehr aus Russland.

Österreich nicht beteiligt

Wie die Auswertung Felbermayrs zeigt, nimmt Österreich aber auch beim Güterhandel eine Sonderstellung ein. Während sich viele Länder beim Warenhandel von Russland entkoppelt haben, "hat sich Österreich an der exportseitigen Entkoppelung nicht beteiligt", sagt Felbermayr. Die Handelsvolumen sind nicht mehr groß, es gab schon 2014 nach der Annexion der Krim einen Rückgang.

Aber der laufende Krieg hat daran gar nicht mehr viel verändert. Über drei Monaten gerechnet werden recht konstant Waren im Wert von etwa einer halbe Milliarden Euro nach Russland exportiert. Wie das kommt? Zwar legen die EU-Sanktionen fest, dass viele Güter und Dienstleistungen aus der EU nicht mehr nach Russland ausgeführt werden dürfen – etwa Mikrochips, Computer oder Ausrüstung für Öl- und Gasfelder. Dafür ist der Handel in anderen Sektoren gestattet. Hier haben österreichische Unternehmen ihre Exporte etwas ausdehnen können, so Felbermayr, etwa bei pharmazeutischen Produkten, Maschinen und Lebensmitteln.

Bei Importen aus Russland nach Österreich sind die Summen ebenfalls stabil geblieben. So wurde zwar weniger Energie eingeführt, dafür ist aber der Preis hier gestiegen.

Interessant ist auch, dass sich laut Felbermayr aus den Datensätzen herauslesen lässt, wie europäische Unternehmen die Russland-Sanktionen legal umgehen. So sind die Exporte aus EU-Ländern nach Weißrussland inzwischen über das Vorkriegsniveau gestiegen. Besonders bei Straßenfahrzeugen gab es einen großen Zuwachs von 280 Prozent von August bis Oktober 2022 im Verhältnis zu August und Oktober 2021. Weißrussland und Russland sind Teil einer Zollunion – die wahrscheinlichste Erklärung für diesen Zuwachs dürfte also sein, dass die Fahrzeuge direkt nach Russland weiterverkauft werden.

Interessant ist auch, dass der Außenhandel der EU mit der Ukraine stabil geblieben ist. Nach Kriegsbeginn gab es zwar einen dramatischen Einbruch. Inzwischen liegt der Außenhandel aber wieder auf dem Niveau vor dem Krieg. Zu einem Teil liegt das an den Waffenlieferungen aus der EU: Vor allem die Exporte von Waffen, mineralischen Brennstoffen und Fahrzeugen aus der EU haben zugelegt. (András Szigetvari, 24.2.2023)