Chris Lohner mit dem kleinen Prinzen.

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Chris Lohners "kleine pubertierende Zwetschge Sally", ihre vierte Cairn-Terrier-Hündin, hält sie während des Gesprächs auf Trab. Auch steht sie knapp vor einer Knieoperation, und dann muss sie davor nochmal ihr Programm Bazooka und die Vier im Jeep spielen. Also: "Ich habe immer viel gelesen, wir hatten ja sonst nix, ich bin 1943 geboren. Wer die Bücher der Jugend nicht liest, der holt das nicht mehr auf. Wer liest denn mit 40 noch Selma Lagerlöf oder Vera Ferra-Mikura?" Ihre Schwester kam in Spital am Pyhrn in OÖ zur Welt, wohin sie mit der Mutter umquartiert wurden: "Der Hitler hat ja großen Wert darauf gelegt, dass die Kinder entweder als Gebärmaschinen oder Kanonenfutter erhalten bleiben." Ihr hat das Land getaugt. Als sie nach Wien zurückkam, schien ihr hier alles so eng. In Wien-Margareten, wo ihr Vater der erste Volksbildner in der Stöbergasse war, durften sie zwar nicht in die Ruinen, sie sind aber trotzdem hinein. "Wir waren nicht so wohlbehütet wie die Kinder heute." 1968 war sie in Paris und hat "mitgetobt, ich war ja die Generation ‚Heiraten – Familie gründen – Versorgt sein‘. Aber das war so gar nicht auf meinem Radar!", lacht sie.

Mit dem Herzen sehen

Lieblingsautoren? "John Irving liebe ich heiß und innig, von dem habe ich alles gelesen!" Aber ewiges Lieblingsbuch? "Der kleine Prinz! Das ist ein so gescheites und mir so nahes Buch, das ich immer und überall hin mitnehme. ‚Man sieht nur mit dem Herzen gut‘ ist genau mein Satz, der Inhalt des Buches genau mein Ding. Es ist doch ganz wichtig, dass man Empathie hat, Respekt vor allen lebenden Geschöpfen. Das vergessen doch die Leute, die denken alle: Ist eh wurscht, wie es den anderen geht, Hauptsache ICH, auch wenn ihr ICH nur ein Deka wiegt. Ist ja so! Diese Haltung ist furchtbar."

Dann fällt ihr noch ein: "Wissen Sie, was so herzig ist: Wenn ich mich mit Erwachsenen unterhalte, und es stehen so Zehnjährige dabei, dann schauen sie mich ganz lange an und sagen: Du bist die Stimme von der Eisenbahn!" Die ist sie natürlich auch. Aber vor allem ist sie die, die mit dem Herzen gut sieht. (Manfred Rebhandl, 24.2.2023)