Am Flughafen von Atlanta, einem der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt mit rund 85.000 Personen, die an einem verkehrsreichen Tag die Kontrollstellen passieren, wurden im Jahr 2022 die meisten Waffen abgefangen: 448.

Foto: AP/Brynn Anderson

Ein Hologramm über einem Kontrollpunkt zeigt das Bild einer sich drehenden blauen Waffe mit einem roten Kreis über der Waffe, durch den eine Linie verläuft.

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Ein Scanner im Sicherheitsbereich der Transportation Security Administration (TSA) am Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport.

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Atlanta – Die Frau, die letztes Jahr vom Flughafen in Philadelphia abflog, dachte an alles: Snacks, Medikamente und Mobiltelefon hatte sie für die Reise in ihre Handtasche gepackt. Viel wichtiger war jedoch, was sie vergessen hatte auszupacken: eine geladene Handfeuerwaffe.

Ihre Waffe war eine von insgesamt 6.542, die die Transportation Security Administration (TSA) vergangenes Jahr an Flughafenkontrollstellen im ganzen Land beschlagnahmt hat. Diese Zahl – etwa 18 pro Tag – stellt einen neuen Höchststand bei den an US-Flughäfen abgefangenen Waffen dar. Ein Umstand, der Anlass zur Sorge bereitet. Zeigt er doch, dass immer mehr Amerikaner bewaffnet sind, berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press (AP).

In den falschen Händen

Mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020 ist die Zahl der an den Flughafenkontrollstellen abgefangenen Waffen seit 2010 jedes Jahr gestiegen. Experten glauben zwar nicht, dass es sich um bei der Mehrzahl um Möchtegernentführer handelt – fast jeder, der erwischt wird, behauptet, er habe vergessen, dass er eine Waffe bei sich hatte –, aber sie betonen, dass selbst eine einzige Waffe in den falschen Händen in einem Flugzeug oder an einem Kontrollpunkt eine Gefahr darstellen kann.

Waffen wurden buchstäblich von Burbank, Kalifornien, bis Bangor, Maine, abgefangen. Aber es passiert eher an größeren Flughäfen in Gebieten, in denen die Gesetze für das Tragen von Waffen lockerer sind, schildert TSA-Administrator David Pekoske. Die Top-Ten-Liste für das Jahr 2022 umfasst Dallas, Austin und Houston in Texas, drei Flughäfen in Florida, Nashville, Tennessee, Atlanta, Phoenix und Denver.

Höhere Geldstrafen

Wenn TSA-Mitarbeiter im Röntgengerät etwas sehen, das sie für eine Waffe halten, stoppen sie in der Regel das Band, damit die Tasche im Gerät bleibt und der Passagier nicht an sie herankommt. Dann schalten sie die örtliche Polizei ein.

Was dann geschieht, hängt von den örtlichen und staatlichen Gesetzen ab. Die Person kann verhaftet und die Waffe beschlagnahmt werden. Manchmal ist es aber auch erlaubt, die Waffe einer Begleitperson zu geben, die nicht mitfliegt, um die Reise fortzusetzen. Ungeladene Waffen können auch im aufgegebenen Gepäck untergebracht werden, sofern die entsprechenden Verfahren eingehalten werden. Der eingangs erwähnten Frau in Philadelphia wurde die Waffe abgenommen, eine Geldstrafe folgte.

Damit diese Geldstrafe auch wirklich abschreckend wirkt, hat die TSA die Höchststrafe zur Abschreckung auf 14.950 Dollar (rd. 14.140 Euro) erhöht. Außerdem verlieren die Passagiere für fünf Jahre ihren Pre-Check-Status, der es ihnen ermöglicht, bestimmte Kontrollen zu umgehen. Früher waren es drei Jahre, aber vor etwa einem Jahr hat die Behörde die Zeit verlängert und die Regeln geändert. Wenn die Bundesbeamten beweisen können, dass die Person die Waffe am Kontrollpunkt vorbei in den so genannten sterilen Bereich des Flughafens bringen wollte, handelt es sich um eine Straftat.

Besonderes Augenmerk

Experten und Beamte sind der Meinung, dass der Anstieg der abgefangenen Waffen darauf zurückzuführen ist, dass immer mehr Amerikaner Waffen bei sich tragen. Die National Shooting Sports Foundation verfolgt die FBI-Daten über die für einen Schusswaffenkauf durchgeführten Hintergrundüberprüfungen. Im Jahr 2000 waren es etwas mehr als sieben Millionen, im vergangenen Jahr etwa 16,4 Millionen. Während der Coronavirus-Pandemie waren die Zahl der Anträge auf Waffenbesitz sogar noch höher.

Am Flughafen von Atlanta, einem der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt mit rund 85.000 Personen, die an einem verkehrsreichen Tag die Kontrollstellen passieren, wurden im Jahr 2022 die meisten Waffen abgefangen: 448. Dennoch lag diese Zahl unter der im Vorjahr. Was vor allem daran liegen dürfte, dass die Behörden und der Flughafen ein besonderes Augenmerk auf das Thema legten, berichtet AP weiter.

Ein Vorfall im November 2021 unterstrich die Notwendigkeit dieser Bemühungen. Ein TSA-Beamter bemerkte eine mutmaßliche Waffe in der Tasche eines Passagiers. Als der Beamte den Koffer öffnete, griff der Mann nach der Waffe, und sie ging los. Menschen rannten zu den Ausgängen, der Flughafen musste für zweieinhalb Stunden geschlossen werden.

Waffenlobbyisten wiegeln ab

Die Beamten brachten daraufhin neue Schilder an, um die Aufmerksamkeit der Waffenbesitzer zu wecken. Ein Hologramm über einem Kontrollpunkt zeigt das Bild einer sich drehenden blauen Waffe mit einem roten Kreis über der Waffe, durch den eine Linie verläuft. Auf zahlreichen 70-Zoll-Bildschirmen blinken rotierende Meldungen mit dem Hinweis auf, dass Waffen nicht erlaubt sind.

"Überall auf dem Flughafen gibt es Beschilderungen. Es gibt Durchsagen, Hologramme, Bildschirme. Es gibt eine ganze Reihe von Informationen, um Waffenbesitzer vor Augen zu führen, dass sie immer wissen sollten, wo sich ihre Waffe befindet", wird Robert Spinden von der TSA am Flughafen Atlanta von AP zitiert. David Pekoske hält die Beschilderung für nicht ausreichend. Die Reisenden seien bereits mit einer Flut von Schildern und Durchsagen konfrontiert und würden nicht immer darauf achten. Er befürwortet daher eine schrittweise Erhöhung der Strafen, um die Leute für das Thema zu sensibilisieren.

Aidan Johnston von der Organisation Gun Owners of America, die sich für Waffenbesitz einsetzt, meint jedoch, er würde es begrüßen, wenn die Bußgelder gesenkt würden, da sie nicht abschreckend wirkten. Er würde zwar gerne mehr Aufklärung für neue Waffenbesitzer sehen, hält dies aber auch nicht für ein "großes abscheuliches Verbrechen". "Das sind keine bösen Menschen, die unbedingt bestraft werden müssen", hält er fest. "Das sind Leute, die einen Fehler gemacht haben."

Die Beamten gehen jedenfalls davon aus, dass sie die große Mehrheit der vergesslichen Waffenbesitzer erwischen, aber bei 730 Millionen Passagieren, die letztes Jahr kontrolliert wurden, ist selbst ein winziger Prozentsatz, der durchkommt, besorgniserregend. Letzten Monat, schildert AP einen solchen Fall, war der Musiker Cliff Waddell auf dem Weg von Nashville, Tennessee, nach Raleigh, North Carolina, als er an der Kontrollstelle angehalten wurde. Ein TSA-Beamter hatte eine Waffe in seiner Tasche gesehen. Waddell war so schockiert, dass er zunächst sagte, sie könne ihm nicht gehören, da er erst am Vortag mit derselben Tasche geflogen sei. Es stellte sich heraus, dass die Waffe in seiner Tasche gewesen war, aber bei der letzten Kontrolle übersehen wurde. Die TSA bestätigte das und leitete eine Untersuchung ein. (AP, red, 24.2.2023)