Mit Tugsat-1 und Unibrite sind im Jahr 2013 die ersten Austro-Kleinsatelliten ins Weltall gestartet. Ihre Missionsdauer war für zwei Jahre ausgelegt – nun kreisen sie schon zehn Jahre lang in rund 800 Kilometer Höhe, um Sterne in neuem Licht zu sehen. Gemeinsam mit baugleichen Satelliten aus Kanada und Polen bilden sie die Brite-Constellation und geben Auskunft über den Puls der Sterne. Während Tugsat-1 weiter aktiv ist, wird an Unibrite noch die Abnutzung im All studiert.

Jubiläum im Orbit: Tugsat-1 liefert nach wie vor wissenschaftliche Daten.
Illustration: TU Graz

Am 25. Februar 2013 starteten die beiden Kleinsatelliten, die je rund sieben Kilogramm wiegen und die Größe einer Mineralwasserflasche haben, ins All. Das Missionsziel war, in rund 800 Kilometer Höhe Daten über Helligkeitsschwankungen massiver, sehr heller Sterne zu sammeln.

225 Publikationen

Tugsat-1 wurde an der TU Graz unter der Leitung von Otto Koudelka, dem mittlerweile emeritierten Leiter für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation, entwickelt und gebaut. Für Unibrite wiederum zeichnete die Universität Wien verantwortlich, Projektleiter war der heute pensionierte Werner W. Weiss vom Institut für Astrophysik. Dass ein Teil der Brite-Satelliten immer noch genutzt werden kann, sei angesichts der Überschreitung der Garantiezeit "sehr beachtlich", erklärte Weiss anlässlich des Jubiläums. Mittlerweile befinde sich Unibrite jedoch nicht mehr im astrophysikalischen Forschungseinsatz. Aufgrund technischer Probleme sei eine gezielte Ausrichtung auf bestimmte Himmelsbereiche nicht mehr möglich. Seitens der TU Graz werde aber auch Unibrite noch weiter betreut, um die Abnutzung von Satellitenkomponenten im All mitzuverfolgen.

Tugsat-1 liefert hingegen nach wie vor Daten. Mit seinem 17 Zentimeter großen Teleskop blickt der Satellit auf nahegelegene massereiche Sterne, um mehr über die Entwicklungsgeschichte und Struktur dieser Objekte zu erfahren. Laut Manuela Wenger, die Mitglied des Grazer Projektteams war, brachten die gesammelten Daten spannende Erkenntnisse: "Wir haben beispielsweise vorher nicht gewusst, dass Orion einige sogenannte Herzschlagfrequenzen hat. 2017 haben wir mit dem Brite-Satellitenverbund dann auch den Ausbruch einer Nova beobachtet, vom Aufbau bis zur Explosion. Das war ein sehr spannender Moment, da die Daten gezeigt haben, so entwickelt sich eine Nova", schilderte Wenger. Bis zum Jahr 2022 wurden 225 Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften sowie Tagungsberichte auf der Basis von Daten aus dem Brite-Verbund veröffentlicht, erklärte Weiss.

Das Ende naht

Obwohl der Datenfundus auch in Zukunft für weitere Publikationen genutzt werden soll, ist laut TU Graz die "Pensionierung" des Tugsat-1-Satelliten nicht mehr fern, denn nach zehn Jahren im All mache sich das Alter mittlerweile doch bemerkbar: Die Leistung der Batterien werde geringer, die Weltraumstrahlung habe zudem der Bildaufnahmetechnik zugesetzt, weshalb sich die Beobachtung auf lichtintensive Sterne beschränke. Dennoch hofft Wenger, dass Tugsat-1 noch zwei weitere Jahre Daten liefert – auch wenn ihr Einsatz dafür aufgrund der ausgelaufenen Finanzierung finanziell nicht mehr abgegolten werden kann. Insgesamt wurden mehr als sechs Millionen Euro in den Aufbau und Betrieb der Brite-Constellation investiert. (red, APA, 25.2.2023)