War es in früheren Jahren ein Kinderspiel, den Akku bei einem Mobiltelefon zu wechseln, ist heutzutage eine Smartphone-Reparatur kaum mehr ohne Hilfe von Personen mit einschlägiger Expertise zu bewerkstelligen. Zu stark abgeschlossen, zu sehr auf Platzoptimierung ausgerichtet sind solche Geräte mittlerweile. Die Konsequenz: Wer einen Akku tauschen will, riskiert damit, schon mal den Bildschirm zu beschädigen.

Doch in der jüngeren Vergangenheit zeigt sich ein gewisser Gegentrend, nicht zuletzt von der Firma Fairphone angestoßen, die ganz auf Nachhaltigkeit und einfache Reparierbarkeit setzt. Nun versucht es ein bekannter Android-Hersteller mit einem ähnlichen Konzept.

Nokia G22

Das finnische Unternehmen HMD Global hat am Rande des Mobile World Congress in Barcelona mit dem Nokia G22 ein Smartphone vorgestellt, das besonders einfach zu reparieren sein soll. So soll sich hier selbst ein kaputter Bildschirm innerhalb weniger Minuten tauschen lassen, mit Akku oder auch dem USB-C-Anschluss – ein typischer Verschleißteil – geht das auch.

Das Nokia G22 soll besonders einfach zu reparieren sein.
Foto: HMD Global

Die passenden Ersatzteile lassen sich dabei über den bekannten Reparaturdienstleister iFixit beziehen. Dort gibt es dann auch die notwendigen Werkzeuge und Anleitungen. HMD ist übrigens nicht der erste Hersteller, der eine Partnerschaft mit iFixit eingeht, so gibt es etwa auch bereits für die Pixel-Smartphones von Google Ersatzteile und Reparaturanleitungen bei den Experten. Im Falle von HMD soll das Gerät aber eben zusätzlich noch so aufgebaut sein, dass eine Reparatur besonders einfach ist.

Einsteigergerät

Die restlichen Eckdaten des Nokia G22 lesen sich dann schon wesentlich weniger aufregend, handelt es sich doch um ein recht simples Einsteigergerät. Ausgestattet mit einem Unisoc T606 SoC sowie 4 GB Arbeitsspeicher, verfügt es über einen 6,52 Zoll großen Bildschirm (LCD), der eine HD+-Auflösung bietet.

Es werden drei Kameras auf der Rückseite angegeben, wovon die größte einen 50-Megapixel-Sensor hat. Bei den restlichen beiden handelt es sich um Tiefen- und Makrokameras. Üblicherweise sind das Beigaben, die wenig Nutzen haben und vor allem dazu gedacht sind, die Spezifikationsliste besser aussehen zu lassen.

Starker Akku

Dafür verspricht der 5.000 mAh große Akku angesichts der restlichen Hardware eine sehr lange Laufzeit. Der Hersteller selbst spricht hier von bis zu drei Tagen. Der lokale Speicherplatz liegt bei 64 GByte, es gibt NFC, Wi-Fi 5 sowie LTE-Support.

Die Updates...

Für Ersatzteile und Anleitungen ist man eine Kooperation mit iFixit eingegangen
Foto: iFixit

Gerade mit dem Blick auf die Bewerbung als besonders einfach zu reparierendes – und damit potentiell länger haltbares – Smartphone, ist das Update-Versprechen eine Enttäuschung. Gerade einmal zwei große Versionssprünge garantiert der Hersteller.

Das wird noch einmal dadurch verschärft, dass das Gerät von Haus aus mit Android 12 ausgeliefert wird – und damit einer nicht mehr aktuellen Softwaregeneration. Heißt das doch, dass das für diesen Spätsommer erwartete Android 14 wohl das letzte Upgrade für das Nokia G22 wird. Zumindest soll das Smartphone drei Jahre lang mit monatlichen Sicherheitsaktualisierungen versorgt werden.

Verfügbarkeit

Das Nokia G22 soll ab Mitte März für einen Preis von 179 Euro erhältlich sein. Ersatzteile sollen dann ebenfalls recht günstig verkauft werden, einen Ersatzsbildschirm soll es samt aller zum Tausch notwendigen Tools um 50 Euro geben, der Akku kostet 25 Euro.

Produktion in Europa?

Parallel dazu hat HMD aber noch eine weitere interessante Ankündigung mit im Gepäck. So will man einen Teil der eigenen Fertigung nach Europa holen, also künftig "ausgewählte" Smartphones auf dem Kontinent produzieren. Mit konkreten Details gab man sich in Barcelona zunächst zurückhaltend, so wurde weder verraten, welche Geräte betroffen sind noch wo die Produktion stehen soll.

Gegenüber Techcrunch ließ man sich zumindest zu gewissen Andeutungen hinreißen. Demnach soll das erste in Europa produzierte Gerät eines sein, das auf Branchen mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen abzielt. Dieses soll dann auch ausschließlich über Geschäftskanäle verkauft werden und zwar, wenn alles gut geht, bereits im dritten Quartal 2023.

Bislang produziert HMD seine Geräte – so wie viele andere Hersteller – in Kooperation mit Foxconn in Asien. Das soll sich zunächst auch nicht komplett ändern. So deutet der Hersteller an, dass auch die neuen Geräte sehr wohl in Asien gefertigt werden, der finale Zusammenbau, so wie vor allem die Tests von Hard- und Software, dann aber in Europa stattfinden sollen. (apo, 26.2.2023)