Immer wieder kommt es in der Wiener U-Bahn zu Unfällen. Zuletzt kam ein 39-Jähriger in der Nacht auf Samstag in der U6-Station Tscherttegasse in Wien-Meidling ums Leben. Der Mann wollte laut Beobachterinnen und Zeugen offenbar in der Station mit getrennten Bahnsteigen über die beiden Gleise von einer auf die andere Seite wechseln. Als er zwischen zwei Waggons kletterte und dabei stürzte, geriet er unter den Zug.

Doch was ist zu tun, wenn man Personen auf den Gleisen sieht? "Das Allerwichtigste ist, den Notstopp zu ziehen", heißt es von den Wiener Linien. Dadurch hält der Zug an. "Das ist die wichtigste lebensrettende Maßnahme", sagt eine Sprecherin. Den nächsten Notstopp erkennt man an den SOS-Würfeln, die sich auf jedem U-Bahn-Bahnsteig befinden. Dort kann zudem eine direkte Sprechverbindung in die Leitstelle hergestellt werden. Um die Sicherheitseinrichtungen noch sichtbarer zu machen, weisen Bodenbeklebungen auf sie hin: Am Praterstern, am Westbahnhof, am Stephansplatz und am Schwedenplatz sieht man etwa die grünen Sticker.

Das Wichtigste laut Wiener Linien: den Notfall melden.
Foto: Wiener Linien / Johannes Zinner

"Der Zugnotstopp informiert die Leitstelle, dort geht ein Alarm los", erklären die Wiener Linien. Auch die Lenkerin oder der Fahrer vom einfahrenden oder ausfahrenden Zug erhält ein Signal, und der Bremsvorgang wird eingeleitet. In der Zentrale werden zugleich die Kameras auf den Ort geschaltet, wo der Hebel betätigt wurde. "Das Personal kann sich einen Überblick verschaffen und verbindet sich mit dem U-Bahn-Fahrer per Funk. Je nach Situation werden die entsprechenden Einsatzkräfte oder das Servicepersonal alarmiert." Zieht man den Zugnotstopp am Bahnsteig, wirkt sich das immer auf alle Bahnsteige aus, die von dieser Position aus zu sehen sind. Zum Beispiel: Tätigt man den Notstopp in der Station Längenfeldgasse am Bahnsteig der U6, bekommen nicht nur die Lenkerinnen und Fahrer der U6 das Signal, sondern auch jene der U4 – und dürfen nicht in die Station einfahren oder ausfahren.

Im Zweifel ein Notfall

Wichtig ist den Wiener Linien dieser Hinweis: "Wenn jemand versucht, durch das Betätigen des Notstopps etwas zu verhindern, dann braucht die Person keine Sorge zu haben, dass sie irgendwie bestraft wird." Egal worum es sich handelt, es drohen keine Konsequenzen. Darauf versucht auch die Kampagne des Öffi-Betreibers hinzuweisen: "Im Zweifel ist es ein Notfall", steht etwa auf den Bodenmarkierungen vor den roten Schaltern.

Zwei Schalter befinden sich in der U-Bahn-Station: der Notstopp und der Notruf.
Foto: Wiener Linien / Helmer

Von denen gibt es zwei: Neben dem Notstopp gibt es auch den Notruf. Drückt man den Sprechhebel, wird man mit der Leitstelle verbunden. Diese Möglichkeit des Hilferufs sei etwa sinnvoll, wenn jemand am Bahnsteig belästigt wird. Über die Notrufstelle wird man mit einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin der Leitstelle verbunden und kann die Notsituation schildern. Es gibt dabei kein lautes Signal oder dergleichen, somit könne man am Bahnsteig unbemerkt Hilfe holen.

Die Sicherheitsschalter gibt es aber nicht nur am Bahnsteig, auch in den Zügen – gleich bei der Tür. Wird die Notbremse im Zug betätigt, während sich dieser außerhalb einer Station befindet, hält der Zug aus Sicherheitsgründen aber erst in den nächsten Station. Dort bleibt er dann stehen, bis der Notstopp aufgehoben wird. Steht der Zug allerdings, kann er nicht aus der Station ausfahren.

1.200 Notstopps in zwölf Monaten

Der Notstopp wird überraschend oft gezogen: Allein am Sonntag geschah das bis circa 13 Uhr sechsmal. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichneten die Wiener Linien rund 1.200 Notstopps. Die Person, die den roten Schalter zieht, ist aber nicht immer Fahrgast – auch das Servicepersonal in den Stationen macht das regelmäßig. Dafür, dass der Notstopp getätigt wird, muss aber nicht immer eine Person am Gleis sein. Es passiere auch, wenn Gegenstände auf den Gleiskörper fallen oder eine Person am Bahnsteig erkrankt, führen die Wiener Linien als Beispiele an.

Und wenn man selbst auf die Gleise gerät? Dann sollte man sich so schnell wie möglich in den Vorsprung unter dem Bahnsteig rollen und darauf warten, dass Hilfe kommt. Jedenfalls sollte man nicht versuchen, hinauszuklettern – in den meisten Stationen liege der Bahnsteig zu hoch. (Oona Kroisleitner, 26.2.2023)