In den USA ist die Netflix-Show "Too Hot to Handle" ein Hit unter Trashfans. Ab heute, Dienstag, ist ein Deutschland-Ableger abrufbar.

Foto: Netflix

Die Innsbruckerin Anna Strigl ist bei "Too Hot to Handle".

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Anna Strigl hatte einen Verdacht. Als die Anfrage für die Teilnahme an einer Realityshow namens Tropical Desire kam, fragte sie sich kurz: "Was ist, wenn das gar nicht stimmt und in Wirklichkeit Too Hot to Handle ist?"

Und prompt kam es so. Die 25-jährige Innsbrucker Influencerin ist eine von fünf Kandidatinnen, die ebenso wie die fünf männlichen Teilnehmer in ein mexikanisches Luxusresort eingeladen wurden, um einen knappen Monat miteinander zu verbringen. Spaß, Flirten, Daten und alles, was sich sonst noch ergibt – Tropical Desire eben. Schließlich sind alle hier das, was man in Influencerkreisen gerne "hot" nennt. Kurz: Man ist heiß und bereit.

Notgeile Jugendliche

Umsonst, leider. Denn in der unter Trash-Fans derzeit ziemlich angesagten Netflix-Show Too Hot to Handle ist den Teilnehmenden sehr vieles erlaubt, nur genau das nicht, wofür sie gekommen sind. Sex, grapschen und schmusen.

Übertritte werden mit Abzügen vom 200.000 Euro hohen Preisgeld bestraft. Zig Kameras wachen darüber, dass keine näheren körperlichen Kontakte stattfinden. Die virtuelle Sprachassistentin Lana überbringt Botschaften und stellt Aufgaben. Die diversen sexualtherapeutischen Spiele dürften zwar eher zur Auf-, denn zur Entladung beitragen, folgen aber einem tieferen Sinn: Den notgeilen Jugendlichen so etwas wie den Genuss der Zurückhaltung und also den Wert einer Beziehung näherzubringen.

Zum STANDARD-Interview geladen war ursprünglich auch Furkan Akkaya, ein weiterer Österreicher im deutschen Too Hot to Handle. Akkaya kam nicht. Der 21-jährige Wiener hat laut Netflix "verschlafen".

STANDARD: Welche Informationen hatten Sie vorab?

Strigl: Es gab den Fake-Namen Tropical Island, es wurde auch ganz lange nicht bekanntgegeben, wohin genau es geht. Es war sehr vage. Aber ich bin auf Abenteuer aus und suche ungewohnte "circumstances", und das habe ich dort auf jeden Fall bekommen.

STANDARD: Hätte es ein Ausstiegsszenario gegeben?

Strigl: Ja, klar, es wird niemand dazu gezwungen. Wir konnten alle sagen, hey, das wird uns alles zu viel. Dann wird mit der Produktion gesprochen, und dann finden die einen Weg, dass der Abschied "smooth" abgeht. Bei mir war es aber schon so: "Challenge accepted." Mal schauen, wo die Reise hingeht.

STANDARD: Als Außenstehende denkt man sich: Was ist los mit denen? Das kann doch nicht so schwer sein!

Strigl: Ich kannte die Show und dachte das auch. Dazu kam, dass ich bis kurz vor dem Casting eineinhalb Jahre keinen Sex hatte, komplett ohne Dating war und mich daher wie ein Profi fühlte. Aber dann komme ich da rein, und es geht nur um Sex. Man sieht überall Ärsche, Brüste, Sixpacks, und immer, wenn man etwas nicht darf, ist es gleich nochmals viel attraktiver. Es gibt ja auch keine Auszeit, und so hat es sich ergeben, dass man irgendwann an nichts anderes mehr gedacht hat.

Trailer zu "Too Hot to Handle: Germany".
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STANDARD: War es Bedingung, dass Sie alle immer halbnackig herumrennen mussten?

Strigl: Das hat mehr mit der Location zu tun. Man kann auch Kleidung tragen, ist halt ein bissl heiß.

STANDARD: Wie beurteilen Sie die Teilnahme im Nachhinein?

Strigl: Die Show hat mich sehr verändert. Ich habe einen anderen Bezug darauf, was mir wichtig ist und worauf ich bei Partnern achte. Heute gehe ich schnell in die Tiefe und schaue, ob eine Beziehung Substanz hat. Ich lasse mich nicht mehr so schnell vom Aussehen blenden. Das hätte ich nicht erwartet.

STANDARD: Welche Erkenntnis haben Sie gewonnen?

Strigl: Es ging darum, offen mit Gefühlen umzugehen. Ich habe mich getraut, mich zu zeigen, wie ich bin, wie es mir geht, wie ich mich fühle, und ich habe beobachtet, was das beim Gegenüber bewirkt. Man ist sich gleich viel vertrauter und kann eine tiefere Connection aufbauen als dieses "Du siehst gut aus". Es ist eine ganz andere Art, sich zu verbinden. Das wirkt ganz stark nach: Ich habe viele Menschen losgelassen, aber auch neue kennengelernt.

STANDARD: Die Sie jetzt mit möglicherweise Millionen Menschen teilen. Kein Problem, sich so zu öffnen?

Strigl: Für mich war es insofern ungewohnt, als ich auf meinen Social-Media-Accounts selbst die Regisseurin bin. Für mich als ehrlicher Mensch war es cool, die Kontrolle abzugeben und mich anzuvertrauen. Dadurch kann ich der Welt noch einmal ein anderes Bild geben. (Doris Priesching, 28.2.2023)