Bei Bruckner eine Instanz: Christian Thielemann.

Matthias Creutziger

Wien – Am Wochenende startete mit den Philharmonikern im Musikverein jenes Festival, das von Beethovens Medizinlöffel inspiriert wurde. Für sie geht es aber bald nach New York zu ihrer Woche in der Carnegie Hall, und man erinnert sich: Im Vorjahr war’s dramatisch. Die Konzerte, die knapp nach dem 24. Februar 2022 stattfanden, mussten ohne Dirigent Valery Gergiev abgehalten werden. Der Krieg gegen die Ukraine hatte begonnen. Der Putin-Unterstützer Gergiev war nicht tragbar, es dirigierte Yannick Nézet-Séguin.

Eine besondere Achte

Diesmal geht es mit Christian Thielemann nach Übersee. Mutmaßlich wird die Konzentration bei der Musik verweilen. Die achte Symphonie von Bruckner wurde zur Lehrstunde der effektfreien Imposanz und unverkrampft entstehenden Exzellenz. Im Rahmen der Gesamtaufnahme der Bruckner-Symphonien ist die Achte in dieser Idealkonstellation längst erschienen.

Ob es diese "Vorarbeit" war oder eine glückliche Stunde: Die Intensität der Intimität des Adagios, die Prägnanz im wuchtig um sich selbst rotierenden Scherzo oder die Eleganz jener Riesenwelle, die das Finale kolossal eröffnet: Alles offenbarte transparent und ausgewogen Bruckners kühne Kontraste und bewussten Strukturbrüche, ohne dass das Werk zerbrach. (Ljubisa Tosic, 28.2.2023)