Auch eine Veränderung der Geringfügigkeitsgrenze wäre laut Kopf sinnvoll.

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Wien – AMS-Chef Johannes Kopf hält angesichts des herrschenden Arbeitskräftemangels aktuell nichts von einer generellen Arbeitszeitverkürzung. Die Situation sei anders als früher, jetzt gebe es "insgesamt zu wenig Leute" am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenrate sei die niedrigste seit 15 Jahren – und werde auch im nächsten Jahr weiter sinken, sagte er am Montag in der "ZiB2".

In manchen Branchen – IT oder Dienstleistungen – wären kürzere Arbeitszeiten denkbar. Auch "individuell" könnte sie einzelnen Unternehmen helfen, mit attraktiveren Modellen leichter neue Mitarbeiter zu finden. Aber die "Gesamtantwort" könne die Arbeitszeitverkürzung nicht sein, wenn in vielen Bereichen Arbeitskräftemangel herrscht, meinte Kopf.

Weniger Stunden aber länger

Für theoretisch sinnvoll hielte es der AMS-Chef, dass weniger Stunden pro Woche, dafür aber länger, über das jetzigen Pensionsalter hinaus, gearbeitet wird. Dies politisch umzusetzen wäre allerdings schwierig, räumte er ein.

Wichtig seien jetzt Anreize, damit Menschen länger arbeiten. Dazu gehöre vor allem auch die Frage der Kinderbetreuungskosten und -plätze. Überlegen sollte man zudem Änderungen etwa bei der Geringfügigkeitsgrenze. Die sei mit 500 Euro relativ hoch. Man könnte erwägen, schon darunter Sozialversicherungsbeiträge ("ungefähr 70 Euro") zu verlangen, plädierte Kopf dafür, die Bevorzugung von Teilzeitarbeit im Abgaben- und Steuersystem zu überdenken. (APA, 27.2.2023)