Arbeitet hinter den Kulissen an Kulturholding: Andrea Mayer.

Foto: Robert Newald

Es ist einer der Punkte im Regierungsprogramm, der das Kriterium einer heißen Kartoffel erfüllt: Die Schaffung einer Holding für Bundesmuseen, die sich am Vorbild der Bundestheaterholding orientieren sollte. Nun sind weitere Hinweise auf ein alternatives "Holding-Monster" aufgetaucht, wie der Kurier am Dienstag berichtete.

Dabei handelt es sich um jene Variante, über die DER STANDARD Ende August exklusiv berichtete: Eine Bundeskulturholding, die als Dachorganisation die Bundestheater, die Bundesmuseen sowie die Nationalbibliothek vereinen soll, wobei die Art for Art Theaterservice GmbH schrittweise auch Aufgaben für die Museen übernehmen soll. Die bisherige Tochter des Bundestheaterkonzerns würde somit künftig als Shared-Service-Organisation der Bundeskulturholding fungieren.

Hinter den Kulissen

So weit das Modell, dem auf Geheiß der Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) seit einigen Monaten verstärkt der Weg zur Realisierung bereitet werden sollte: hinter den Kulissen, ohne Einbindung des zuständigen Sektionschefs oder Austausch mit den Führungsebenen der betroffenen Institutionen. Das sorgte noch vor einem halben Jahr wahlweise für Unmut oder Überraschung. Von offizieller Seite her wurde damals abgewiegelt und auf das Stadium einer Planungsphase verwiesen. In dieser befände man sich noch immer, wie aus dem Umfeld der Staatssekretärin aktuell verlautet. Konkrete Pläne stellt man in Abrede, verschiedene Modelle würden evaluiert, weder gebe es eine Favorisierung, noch sei kurzfristig eine Umsetzung geplant. Alles offen, so der offizielle Tenor.

Zeitgleich "geistert" jetzt aber ein Paper zu einer solchen Bundeskulturholding herum, die laut Kurier als "Leuchtturm-Projekt für die Regierung im Kulturbereich" bezeichnet wird. Davon verspricht man sich "langfristige Effizienzsteigerung in den Museen und damit mehr verfügbares Budget für Inhalte". Besonders bei strategischen Feldern wie der "Digitalisierung, Ökologisierung oder Publikumsgewinnung" seien "große Synergien zu erwarten". Die Vorgeschichte zu dieser Reform: In dem von Ex-Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) beauftragten Weißbuch waren 2017 acht Organisationsmodelle skizziert worden. Die Variante der "Super-Holding" war unter der damaligen Sektionschefin Andrea Mayer jedoch verworfen worden. Als Staatssekretärin beauftragte sie 2020 die Unternehmensberatung Ernst & Young mit einer "Analyse jener Modelle", die man zuvor "im Weißbuch als die besten identifiziert hat".

Fünf Millionen Ersparnis

89.000 Euro kostete die "Erstellung eines Konzepts zur Errichtung einer Bundesmuseen-Holding", das nach mehreren Workshops 2021 adaptiert wurde. Denn schließlich erschien "das Modell einer gemeinsamen Kulturholding mit Museen und Theatern als attraktivste Variante", wie es in dem "Konzept/Briefing: Bundeskulturholding" heißt, das dem STANDARD vorliegt.

Ernst & Young stellt dort für einen Zeitraum von zehn Jahren "Kostensynergien" von fünf Millionen Euro jährlich in Aussicht, während sich die "Errichtung der Holding" mit "ca. 3 Mio. Euro" zu Buche schlagen würde. Die laufenden Kosten der Bundeskulturholding waren bislang kein Thema. Sie soll sich mitsamt der damit verbundenen Reform wohl selbst refinanzieren, absehbarer Personalabbau inklusive. (Olga Kronsteiner, 1.3.2023)