Berater wie KPMG geraten aufgrund ihrer Doppelrolle in der Holzindustrie in die Kritik.

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Mit Umweltprüfungen lässt sich viel Geld machen: Auf rund zehn Milliarden Dollar wird der Umsatz der Branche geschätzt. Große Consultingfirmen attestieren Unternehmen der Holzindustrie Nachhaltigkeit, indem sie etwa Lieferketten prüfen und Folgen der Abholzung auf Ökosysteme analysieren. Mehr als 1,5 Milliarden Dollar will etwa KPMG, einer der großen vier Consulter, in seine Umweltschutzsparte investieren, kündigte das Unternehmen 2021 an.

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Doch viele Berater, darunter vor allem KPMG, haben eine problematische Doppelrolle. Während ihre Umweltabteilungen Zeugnisse für ökologisches Arbeiten ausstellen, serviciert eine andere hausinterne Sparte große Konzerne der Holzindustrie. Das zeigt sich etwa im kanadischen British Columbia. Dort ging die Selbstverwaltung der indigenen Einwohner gegen die Regierung des Bundesstaates vor, weil diese einen umstrittenen Umweltschutzplan abgesegnet hatte. Dieser habe es dem Holzriesen Canfor erlaubt, "nicht rückgängig zu machende Schäden" anzurichten.

Kritik wird lauter

Recherchen des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) für das Projekt "Deforestation Inc.", die im STANDARD erscheinen, zeigen, dass KPMG die Abholzungen in Kanada sowohl bezüglich Umweltschutz und Nachhaltigkeit beraten hat als auch Finanzprüfer von Holzkonzern Canfor war.

Das ist kein Einzelfall: KPMG berät mindestens sieben Unternehmen, denen Umweltschutzverletzungen vorgeworfen werden – etwa in Südostasien. Das gilt auch für andere große Consultingunternehmen. KPMG betonte, sich stets an alle gesetzlichen Vorgaben zu halten.

Allerdings werden jene Stimmen lauter, die von Banken, Consultern und Investoren ein Ende der Zusammenarbeit mit jenen Unternehmen fordern, die gravierende Umweltschutzverletzungen begehen – und zwar auch unter ehemaligen Mitarbeitern. "Man kann mit Recht fragen, warum die großen vier Consulter noch jene beraten, deren Unternehmungen mithelfen, den Planeten zu zerstören", sagt etwa Yvo de Boer, der einst KPMGs Nachhaltigkeitssparte beraten hatte und zuvor bei der Uno tätig war. (Scilla Alecci, Fabian Schmid, 1.3.2023)