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Die Inflation hält sich in Österreich bereits den sechsten Monat in Folge auf zweistelligem Niveau.

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Die Teuerung in Österreich hat sich im Februar etwas abgeschwächt und betrug laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria 11,0 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte der Preisauftrieb mit 11,2 Prozent den höchsten Wert seit 1952 erreicht. "Die weiterhin hohe Teuerungsrate ist unter anderem auf Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln, Haushaltsenergie und Bewirtung zurückzuführen", sagte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Donnerstag. Allein gegenüber dem Vormonat Jänner haben die Verbraucherpreise damit um ein Prozent zugelegt.

Auch nach der einheitlich EU-Berechnungsmethode betrug Österreichs Inflation im Februar 11,0 Prozent, das sind um 0,5 Prozentpunkte weniger als im Jänner. In der gesamten Eurozone ist die Inflation nur geringfügig von 8,6 auf 8,5 Prozent im Februar gefallen, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag mit.

Und wie schlägt sich Österreich im europäischen Vergleich? Dieser Frage ist die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria nachgegangen und hat den österreichischen Weg der Inflationsbewältigung mit jenem Spaniens vergleichen, das mit einer Inflationsrate von nur 5,9 Prozent im Jänner nach einheitlicher EU-Berechnungsmethode als Musterschüler der EU gilt. Zum Vergleich: In Österreich lag der vergleichbare Wert bei 11,5 Prozent. "Macht Spanien etwas richtig, das wir falsch machen?", fragt daher Agenda Austria.

Verschiedene Strategien

Beim reinen Blick auf die Inflationsdaten mag dies wohl so erscheinen, allerdings haben Österreich und Spanien im Umgang mit der Teuerungswelle des Vorjahres entgegengesetzte Richtungen eingeschlagen. Hierzulande legte die Regierung das Hauptaugenmerk darauf, die Haushalte so weit finanziell zu unterstützen, dass sie sich auch die höheren Lebenskosten leisten konnten. Die Iberer griffen hingegen in etlichen Bereichen in die Preise ein und zogen etwa einen Gaspreisdeckel für Haushalte ein. Damit das Angebot nicht darunter leidet, zahlt der Staat die Differenz zum Marktpreis.

Welcher ist der bessere Weg? Um das zu beurteilen, untersuchte die Denkfabrik, inwieweit damit drei Zielsetzungen erreicht werden: die Bevölkerung zu entlasten, die Inflation zu bekämpfen und dabei auch den Staatshaushalt möglichst zu schonen.

Entlastete Haushalte

Für die Menschen ist es eigentlich unerheblich, ob sie mehr Geld erhalten, um höhere Preise stemmen zu können, oder die Preise so weit gedrückt werden, dass sie mit dem ursprünglichen Einkommen zurechtkommen. "Entscheidend ist für die die Entwicklung der preisbereinigten Einkommen", schreibt Agenda Austria. Und diese hätten sich in Österreich besser entwickelt. Zunächst war die Kaufkraft binnen neun Monaten um acht Prozent nach unten gerauscht, bevor im dritten Quartal die Hilfen bei den Menschen ankamen und das preisbereinigte Haushaltseinkommen sogar wieder über Vorkrisenniveau lag. Spanien wies jedoch zur selben Zeit immer noch ein achtprozentiges Minus bei diesem Wert aus.

Mit Blick auf die Inflationsbekämpfung erinnert die Denkfabrik, dass durch Eingriffe in die Preise wie in Spanien die Lenkungswirkung steigender Kosten verlorengeht. Die Folge: Während sich in Österreich der Gasverbrauch im Vorjahr um elf Prozent verringerte, sank der Verbrauch der Iberer nur geringfügig. Wohl räumt Agenda Austria unterschiedliche Ausgangslangen ein wie keine Abhängigkeit von russischem Gas, gibt aber zu bedenken: Sobald die spanische Regierung den Gaspreisdeckel lockert, werde dies die Inflation tendenziell anheizen.

Geringe Treffsicherheit

Unter dem Strich bevorzugt Agenda Austria auch in diesem Punkt den österreichischen Weg, kritisiert allerdings deutlich die geringe Treffsicherheit der teilweise per Gießkanne verteilten Regierungshilfen. "Indem die Teuerung für alle Haushalte weitgehend kompensiert wird und die Hilfen nicht nur Bedürftigen zugutekommen, wird die Nachfrage noch zusätzlich gestützt", heißt es dazu. Höhere Treffsicherheit der Maßnahmen hätte auch den Staatshaushalt mehr geschont. Allerdings stehen budgetär weder Österreich noch Spanien gut da: "Salopp gesprochen treten hier wohl Pest und Cholera gegeneinander an", schreibt die Denkfabrik.

Das Fazit: In Österreich sind die Haushalte bisher besser durch die Inflationskrise gekommen. In Spanien gingen die Teuerungsraten zwar wegen der Preiseingriffe zurück, allerdings wirke dies strukturkonservierend, gab also keine Anreize für eine Verringerung des Verbrauchs mancher Güter.

Kein Absinken in Deutschland

Auch die Inflation in Deutschland bleibt hartnäckig. Entgegen den Erwartungen vieler Ökonomen ist die Inflationsrate im Februar unverändert bei 8,7 Prozent geblieben. Entlastungen kamen von den Energiepreisen, Sorgen bereiten aber die hohen Nahrungsmittelpreise, die im Vorjahresvergleich um 21,8 Prozent nach oben schossen. Die Anlageexperten von DWS erwarten in Deutschland und der Eurozone weiterhin hohen Preisdruck durch Zweitrundeneffekte und schreiben dazu: "Damit steigt der Druck auf die EZB, auch über den März hinaus die Leitzinsen weiter deutlich anzuheben." Im Februar hatte sie den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf nunmehr drei Prozent nach oben gesetzt und für die Sitzung am 16. März einen Zinsschritt im selben Ausmaß angekündigt.

Die Schnellschätzungen der Statistik Austria basieren auf dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bestehenden Datenbestand, der etwa 80 bis 90 Prozent der für die Inflationsberechnung nötigen Preise umfasst. Es kann daher noch zu Abweichungen kommen. Die endgültigen Inflationsdaten für Februar werden am 17. März bekanntgegeben. (Alexander Hahn, 2.3.2023)