Elon Musk, Tesla-Nichtgründer.

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Elon Musk tanzt gerne auf vielen Hochzeiten. Während andere üblicherweise mit der Leitung eines großen Techunternehmens gut ausgelastet sind, kümmert sich der Tesla-Chef ganz nebenbei um Firmen wie Space X oder die Boring Company. Als dann im Vorjahr auch noch Twitter dazukam, sorgte dies rasch für Unruhe unter den Investoren des Elektroautoherstellers. Könnte es sein, dass Musk seinen Fokus verliert? Sein Twitter-"Hobby" dem Geschäft des finanziell viel wichtigeren Unterfangens – also Tesla – schadet? Befürchtungen, die gerade eine ordentliche Portion an neuer Nahrung erhalten haben.

Masterplan?

Im Rahmen des "Investor Day" hat Elon Musk den im Vorfeld stark gehypten, dritten Teil seines "Masterplans" für Tesla vorgestellt. Was da am Mittwochabend zu hören war, bringt Musk nun aber viel Kritik ein. Als "chaotisch, langweilig und verwirrend" bezeichnet etwa Gizmodo die Veranstaltung, bei Golem.de kommt man schlicht zu dem Schluss, dass Tesla keinen Masterplan hat – und das "einst bahnbrechende" Unternehmen "technologisch zurückfällt".

Ankündigungen zu neuen Tesla-Modellen oder auch nur einen Termin für den immer wieder verschobenen Cybertruck suchte man etwa vergeblich. Stattdessen erging sich Musk in allgemein-philosophischen Überlegungen zum Stand der weltweiten Energieerzeugung, samt begrenzt nachvollziehbaren Rechnungen, wie man diese in den kommenden Jahren mit umfassenden Investitionen auf erneuerbare Energien umstellen könnte. Viel mehr als eine Wunschliste war das aber nicht, von einer echten Unternehmensstrategie keine Spur.

Spekulation

Nach der Wiederholung vieler bereits bekannter Tesla-Technologien folgte irgendwann der erwartbare Schwenk auf das Thema KI. Nach einer kurzen Erinnerung daran, dass Tesla ja einen humanoiden Roboter in Entwicklung hat, erging sich Musk ungewohnt unsicher agierend in Spekulationen. Seiner Meinung nach würde es in Zukunft mehr humanoide Roboter als Menschen geben – also irgendwann und vorausgesetzt, dass die Sachen, die er sagt, richtig sind, wie Musk selbst einschränkte. Nur um nachzuschieben, dass er natürlich davon überzeugt ist, dass die Dinge, die er sagt, stimmen und nur das Timing offen ist.

Wirkliche Neuerungen waren in der mehr als dreistündigen Präsentation dünn gesät. Eine davon ist etwa, dass Tesla künftig seine Ladestationen in den USA für die Fahrzeuge von anderen Anbietern öffnen wird. Das ist erfreulich, aber auch keine Tesla-Entscheidung: Zu dieser Öffnung wird das Unternehmen durch eine neue Vorschrift der Biden-Administration gezwungen. Andernfalls würde man nämlich den Anspruch auf staatliche Förderungen verlieren.

Reaktion

Abgeschlossen wurde das Event dann passend: Mit einem Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen von Tesla – die bereits im Jänner veröffentlicht wurden. Die Anleger reagierten denn auch entsprechend: Die Aktie gab umgehend um bis zu fünf Prozent nach. (red, 2.3.2023)