Wi-Fi 6E: Endlich werden (jetzt wirklich) in Österreich die 6-GHz-Frequenzen freigegeben.

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Nach einer längeren Reihe von Verzögerungen ist nun auch Österreich endlich so weit: Im Rahmen einer neuen Frequenznutzungsverordnung wird der Weg für zwei neue Netzwerktechnologien freigemacht: Wi-Fi 6E und 5G mmWave.

Besseres WLAN

Die für Endnutzer zunächst einmal relevantere ist dabei Wi-Fi 6E, wird damit doch zum ersten Mal seit rund 20 Jahren ein komplett neuer Frequenzbereich hinzugefügt – jener rund um 6 GHz. Damit wird also – parallel zu den gewohnten Frequenzen bei 2,4 und 5 GHz – zusätzlicher Raum geschaffen, um angesichts der weiter wachsenden Zahl an WLAN-Netzen sowie der damit verbundenen Endgeräte die reale Verbindungsqualität zu verbessern.

Bei den zusätzlichen Frequenzen für Wi-Fi 6E geht es konkret um den Frequenzbereich zwischen 5.945 und 6.425 MHz. Dieser bietet wahlweise Platz für sechs Kanäle mit einer Breite von 80 MHz oder auch drei Kanäle mit 160 MHz – die dann natürlich mehr Raum für höhere Geschwindigkeiten aufweisen.

Das klingt nicht nach viel, muss allerdings in Relation gesetzt werden: Derzeit gibt es im für flotte Datenübertragungen auf kürzere Entfernung gedachten 5-GHz-Band gerade einmal fünf Kanäle mit 80 MHz Breite. Die zusätzlichen Frequenzen kommen in der oberen Frequenzregionen also mehr als einer Verdopplung des zur Verfügung stehenden Platzes gleich.

Erwähnt sei, dass man damit in Europa erheblich zurückhaltender vorgeht als in den USA. Dort umfasst das 6-GHz-Spektrum nämlich gleich 14 Kanäle, ist also mehr als doppelt so groß wie in der EU. Das liegt daran, dass man den oberen Bereich des 6-GHz-Bandes – also von 6.425 bis 7.125 MHz – in Europa langfristig lieber für Mobilfunk nutzen würde.

Vorgeschichte

Die dahinterstehende Idee stammt natürlich nicht aus Österreich, der Wi-Fi-6E-Standard wurde bereits 2020 beschlossen und wird in anderen Ländern schon länger aktiv genutzt. So hat etwa Deutschland die entsprechenden Frequenzen bereits Mitte 2021 freigegeben. Kurz zuvor hatte die EU eine entsprechende Verordnung erlassen, die die Mitgliedsstaaten eigentlich bis zum 1. Dezember 2021 hätten umsetzen müssen.

Dass Österreich nun dermaßen säumig bei der Freigabe der 6-GHz-Frequenzen ist, erklärte man in der Vergangenheit bereits damit, dass man sich dazu entschlossen habe, all das gleich in eine größere Überarbeitung der Frequenznutzungsverordnung zu packen.

Ausblick

In einer aktuellen Stellungnahme versucht Digitalisierungsstaatsekretär Florian Tursky (ÖVP) natürlich den Blick nach vorn zu richten: "Bis 2025 wird es weltweit etwa 75 Milliarden Geräte geben, die mit dem Internet verbunden sind. Dieses Internet of Things der Zukunft hat ganz neue Anforderungen an die Leistung unserer Internetverbindungen. Mit dem neuen 6-GHz-Frequenzband durch Wi-Fi 6E wird eine höhere Menge an Datenverkehr unterstützt und Interferenzen vermieden, was zu einer schnelleren und besseren Verbindung zu den Geräten und weniger Störungen führt."

Neue Geräte

Was bei all dem allerdings auch nicht unerwähnt bleiben darf: Ein neuer Frequenzbereich bedeutet natürlich auch, dass es passende Hardware braucht. Damit man wirklich etwas davon hat, braucht es also sowohl einen entsprechenden WLAN-Router als auch kompatible Endgeräte.

Hier ist dann schon fast wieder von Vorteil, dass sich Österreich dermaßen lange bei der Freigabe des zugehörigen Frequenzspektrums Zeit gelassen hat – gibt es doch mittlerweile nicht nur passende – wenn auch meist noch recht teure – Router, auch aktuelle Top-Smartphones unterstützen Wi-Fi 6E bereits – etwa jene von Samsung oder Google. Apple hingegen dürfte den Wi-Fi-6E-Support erst mit der kommenden Hardwaregeneration einführen.

Bei den erwähnten WLAN-Routern steht allerdings vorher noch ein entsprechendes Software-Update an, damit diese auch wirklich auch in Österreich im Bereich von 6 GHz funken. Bisher war dies ja verboten und bei entsprechenden Geräten von Haus aus deaktiviert. Wann die Hersteller entsprechende Updates anbieten werden, lässt sich natürlich nicht allgemeingültig sagen.

5G mmWave

Doch wie erwähnt, geht es in der neuen Frequenznutzungsverordnung nicht bloß um das Thema WLAN. So wird auch der Weg für einen weiteren Bestandteil von 5G-Mobilfunk freigemacht – den sogenannten mmWave-Bereich rund um 26 GHz. Dieser verspricht besonders hohe Geschwindigkeiten und kurze Reaktionszeiten. Zumindest theoretisch, denn wie Nutzer in den USA – wo mmWave schon länger verfügbar ist – nur allzu gut wissen, sind die Ausbreitungseigenschaften dieser hohen Frequenz so schlecht, dass man schon sehr nahe an einem Mast stehen muss, um davon etwas zu haben.

Entsprechend stellt man auch in Österreich jetzt bei der Ankündigung lieber andere Anwendungen in den Vordergrund. Etwa den Einsatz für besonders stark frequentierte Orte – etwa ein Fußballstadion oder einen Veranstaltungsort für ein Konzert –, wo besonders viele Verbindungen gleichzeitig aufrechterhalten werden müssen, wofür mmWave gut geeignet ist.

Campus-Netzwerke

Vor allem aber verweist man auf Industrieanwendungen: So können Firmen künftig in diesem Bereich sogenannte Campus-Netzwerke betreiben – also eine Art eigenes Mobilfunknetz, mit dem etwa Roboter sehr flott und sicher gesteuert werden können. Dabei erweisen sich die geringen Ausbreitungseigenschaften von 5G mmWave gar als Vorteil, immerhin kommt man so keinen Nachbarn in die Quere, und wer sich Zugriff auf dieses Netzwerk verschaffen will, muss dann auch physisch in direkter Nähe sein.

Bis hier die Vorteile für Endnutzer wirklich sichtbar werden, wird allerdings noch einige Zeit vergehen – folgt nun als nächster Schritt doch irgendwann das gewohnte Versteigerungsverfahren für den zusätzlichen Frequenzbereich. Dazu kommt, dass die Smartphone-Hersteller bisher ihre 5G-Geräte in Europa üblicherweise ohne mmWave-Support verkaufen.

Die Mühlen ...

Doch auch bis Wi-Fi 6E wirklich legal in Österreich genutzt werden kann, dauert es noch ein – kleines – bisschen. So ist die Frequenznutzungsverordnung zwar fertig, gültig ist sie dann aber erst mit der Veröffentlichung im Rechtsinformationssystem. Diese soll aber innerhalb der kommenden Tage folgen, wie das Finanzministerium auf Nachfrage des STANDARD versichert. (Andreas Proschofsky, 2.3.2023)