Bild nicht mehr verfügbar.

Die Wienerin Karoline von Perin (1806–1888) forderte Bildungsmöglichkeiten für Mädchen sowie die Gleichbehandlung verheirateter und unverheirateter Frauen.

Foto: ONB-Bildarchiv / picturedesk.com

Das Radio ermöglicht Input, ohne dabei zugleich mit Bildern eingedeckt zu werden. Das Nichtsehenmüssen zeitigt seinerseits wiederum ganz eigene, haften bleibende Vorstellungen. Zum Beispiel vom Begriff der in der Biedermeierzeit in gehobenen Kreisen modern gewesenen Frisur à la Girafe. Trägerin eines solchen Lockenschopfes war die Wienerin Karoline von Perin (1806–1888). Hier geht es aber ganz und gar nicht um Haarmode.

Das auch in Kupferstichen der Zeit dergestalt erhaltene, honette Bild der adeligen und gebildeten Frau beginnt sich im Verlauf der Hörbilder-Sendung Karoline von Perin (4. März, 9.05 Uhr) vor dem geistigen Auge allerdings auf brutale Weise aufzulösen. Perins unnachgiebiger Kampf für Frauenrechte brachte ihr Leben an den Abgrund.

Weil sie sich mehrfach gegen Konventionen und Gesetze der Zeit widersetzte, etwa der Vorschrift, sie dürfe sich als Frau (so wie "Ausländer und Kinder") nicht politisch engagieren, trachteten ihr die Autoritäten nach dem Leben. Da nutzte auch die blaublütige Herkunft nichts. Perin forderte Bildungsmöglichkeiten für Mädchen, die Gleichbehandlung verheirateter und unverheirateter Frauen. Als sie mit ihrer Petition in die Öffentlichkeit trat, wurde sie verhaftet, ihr Bräutigam standrechtlich erschossen, ihr die Obsorge über ihre Kinder sowie das eigene Vermögen entzogen.

Die Frisur à la Girafe hielt nicht, aber Karoline von Perin als Subjekt hielt stand und erfand sich als Fotografin neu, in einem Beruf, der keinen Ausbildungsnachweis erforderte. Ihre historisch relevante Biografie wird hier mittels rezitierter O-Töne aus Briefen, Protokollen und in Gesprächen mit Wissenschaftern überaus lebendig. (Margarete Affenzeller, 3.3.2023)