Gesundheitsminsister Johannes Rauch (Grüne) bei Marie-Claire Zimmermann in der "ZiB 2".

ZiB 2 Screenshot
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Einen gefühligen Traumstart in sein "ZiB 2"-Gespräch legte Johannes Rauch da hin, freundlich lächelnd, mit verständnisvoll leicht schief gelegtem Kopf und ausgebreiteten Händen, dass dem letzten Stadtneurotiker das Herz aufgeht und nicht das Geimpfte: Der Frühling kommt, es wird wieder heller, die Masken sind gefallen und bald auch die letzten Corona-Maßnahmen. Aber der Gesundheitsminister kann, oho, auch anders!

"Bedingungslos vor die Wissenschaft"

Natürlich will er keine Gräben mehr zu den Maßnahmengegnern und Skeptikern und Kritikern, die der Kanzler gerade, vor der nicht mehr so fernen Nationalratswahl, versöhnen will. Aber, Rauch zeigt klare Flagge: "Ich habe da eine klare Haltung. Ich stelle mich bedingungslos vor die Wissenschaft, wenn sie attackiert wird, infrage gestellt wird und ad absurdum geführt wird. Das geht nicht."

"Die Wissenschaft war es, die uns die Impfung beschert hat", sagte Rauch schon zuvor. Damit versöhnt man Impfgegner naturgemäß eher nicht. Die werden Rauch auch nicht folgen bei: "Die Wissenschaft hat dazu beigetragen, dass wir gut durch die Pandemie gekommen sind." Nachsatz: "Und ja, es gibt auch in der Wissenschaft unterschiedliche Meinungen, die hat die Politik zu bewerten, hat abzuwägen und dann die Entscheidung zu treffen."

Fett abholen

Was ihn damit erwartet, weiß Rauch aus dem Job des Sozialarbeiters: "Das Gespräch mit den Menschen zu suchen, auch wenn sie total anderer Meinung sind, da bin ich mit dabei. Das ist ja auch mein Zugang als Sozialarbeiter. Ich habe das gelernt, in sehr, sehr schwierigen Situationen. Wo Menschen sich abgehängt fühlen, nicht verstanden fühlen, hinzugehen und das Gespräch zu suchen. Auch wenn ich im ersten Augenblick nicht verstanden werde. Auch wenn ich im ersten Augenblick Fett abbekomme, weil halt auch sehr viel Wut da sei. Das ist auch abzuholen, dem muss man sich stellen. Die Bereitschaft zum Gespräch zu haben und zu signalisieren: Wir sind da, uns auch Dinge anzuhören, die möglicherweise schmerzhaft sind, ist mein Zugang."

ORF

Ob ihn Marie-Claire Zimmermanns Frage nach Maßnahmen zur Luftverbesserung als Lehre aus Corona so schmerzte? Rauch griff zu einem Ausweichmanöver wie aus dem Mediencoaching: "Das ist einer der Punkte, um die es geht, es gibt einen zweiten, das ist die Digitalisierung ..."

Stichmord und Bergdoktor

"Auf die Schienen" legt sich der Gesundheitsminister dann noch beherzt in Sachen Primärversorgungszentren, für die "Patientinnen und Patienten" natürlich. Und sein schönes Bild, dass für rasche Versorgung auch auf dem Land die E-Card reichen müsse und es keine Kreditkarte braucht, bringt er auch noch unter.

Nur ein kleiner Versprecher unterläuft ihm da noch im Clinch mit der Ärztekammer und auf dem Weg zum nächsten schönen, medienwirksamen Bild vom rasch verfügbaren "Landarzt" und "Bergdoktor". Aber den wollen wir jetzt gar nicht interpretieren, wir wüssten auch gar nicht, wie. Stichmord sagt er statt Stichwort. "Bergdoktor" als "Landkrimi" vielleicht? (Harald Fidler, 3.3.2023)