Alexander Horwath und sein Buchtipp.

Foto: Regina Schlagnitweit

Meine Mutter ist durchaus stolz auf den Umstand, dass ich schon deutlich vor Beginn der Schulzeit den Erwachsenen alles Mögliche vorlesen konnte." Inklusive "Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky"-Inserts auf dem damals noch schwarz-weißen Fernsehbild des Jahres 1970 in einem Genossenschaftsbau in Wien-Meidling, in dem Horwath aufwuchs.

Kaum Zeit für Romane

Die Matura schaffte er als Teil "der letzten reinen Bubenklasse in der Rosasgasse", das "pflichtgemäße Lesen im Deutschunterricht" bis dahin interessierte ihn freilich weniger als das Brennen seiner "großartigen Englisch-Lehrerin" auch für den Film: "Sie nahm uns ins Star-Kino mit, wo wir uns Dr. Strangelove anschauten und anschließend im Kaffeehaus erste Debatten darüber führten." Auch seine Liebe zum Film noir erwachte in der Oberstufe und markierte den Beginn seiner Hinwendung zu den Bewegtbildern, denen er – neben anderen Künsten – seine spätere berufliche Laufbahn widmete. Die Bücher des Genres, wie Dashiell Hammetts Red Harvest, las er ab da im Original "mit anfänglichen Schwierigkeiten, was gewisse Slang-Ausdrücke anging". Aber die legten sich "shortly, without von delay", wie Ex-Ministerin Fekter sagen würde. Während der letzten Jahre hatte er kaum Zeit, Romane zu lesen, er kurvte "in einem Gebiet herum zwischen Hannah Arendt, Margaret Fuller und Henry Fonda".

Verschlungene Linien

Erst vor kurzem las er wieder ein Buch, "das mich umgehauen hat", so wie zuvor Die Ausgesperrten von Elfriede Jelinek oder Watchmen von Alan Moore, "die auch etwas umgestellt haben in meinem Hirn". In Rachel Kushners Flammenwerfer "geht es um verschlungene Linien, die sich auch in meiner unerwarteten Begegnung mit dieser Autorin spiegeln: Ein enger Freund von mir kommt verschlüsselt in einer ihre Storys vor, ohne dass ich davon wusste; vor vielen Jahren tauchte sie während der tollsten Ausstellung ever auf, ohne dass ich sie kannte." Die Fondazione Prada brachte damals Alexander Kluge, Thomas Demand und Anna Viebrock zusammen. Erstbegegnungen, die in ihm ähnliche Begeisterungsstürme entfachen werden wie diese Ausstellung oder Rachel Kushners Buch, liegen vor ihm. (Manfred Rebhandl, 4.3.2023)