Geraubte Kunstwerke des 2022 verstorbenen Hermann Nitsch sind wieder aufgetaucht.

Foto: TOPPRESS Austria

Seit 2021 laufen die Ermittlungen des Landeskriminalamts Niederösterreich, nun sind neun gestohlene Werke des 2022 verstorbenen Künstlers Hermann Nitsch sichergestellt worden. Mehrere Beschuldigte wurden nach Polizeiangaben vom Freitag angezeigt.

Ein 49-jähriger Rumäne, der zwischen 2002 und 2010 für die Familie des Künstlers arbeitete, dürfte Gemälde im Gesamtwert von 435.600 Euro entwendet haben. Offenbar blieb dies über mehrere Jahre hinweg unbemerkt.

VIDEO: Der Aktionskünstler verstarb vor knapp einem Jahr – ein Nachruf in Bewegtbild.
DER STANDARD

Die gestohlenen Werke wurden zunächst nach Rumänien gebracht, wo sie längere Zeit im Besitz der Familie des 49-Jährigen standen. Zwei Schüttbilder des Malers wurden im August 2021 in Wien sichergestellt. Am 9. November 2022 wurden zeitgleich in Deutschland und Rumänien fünf Hausdurchsuchungen durchgeführt. Hier wurden sieben weitere Werke in unterschiedlichen Größen entdeckt.

Die neun Kunstwerke befinden sich mittlerweile wieder in Österreich. Drei gestohlene Gemälde im Wert von 164.000 Euro wurden bisher nicht gefunden. Eine diesbezügliche Kulturgutfahndung besteht, wurde betont.

Der Gärtner wars

Der 49-Jährige war nach Angaben der Landespolizeidirektion Niederösterreich von 2002 bis 2010 für Nitsch tätig. Verrichtet wurden von dem rumänischen Staatsbürger Haus-, Garten- sowie Hilfsarbeiten. Der Beschuldigte hatte daher unkontrollierten Zutritt zu allen Räumlichkeiten der Familie Nitsch, also auch zu jenen, in denen die Werke des Künstlers gelagert waren. Die exakte Anzahl der signierten und unsignierten Gemälde des Meisters, die der Hausarbeiter entwendet hat, sei derzeit unbekannt, wurde betont.

2020 ließ sich der 49-Jährige dann von seiner gleichaltrigen Ehefrau scheiden, einige Gemälde gingen dabei an die Gattin. Beide betonten bei den jeweiligen Einvernahmen, die Nitsch-Bilder als Geschenk erhalten zu haben. Einen Teil der Werke dürfte die Frau wenig später an einen in Rumänien wohnenden 60-jährigen Serben verkauft haben. Dieser Beschuldigte ersuchte wiederum einen Bekannten – einen in Deutschland lebenden 59-jährigen Rumänen – um Hilfe beim Verkauf der Bilder.

Versteigerung im Dorotheum

Das Schüttbild in Impastotechnik (2002) wurde zu einem noch unbekannten Zeitpunkt bei Hermann Nitsch gestohlen und im Juni 2021 für 19.000 Euro (exkl. Aufgeld) versteigert.
Foto: Standard Screenshot Online-Katalog Dorotheum

STANDARD-Recherchen zufolge gelangten vier Bilder ins Dorotheum. Dem Auktionshaus gegenüber hatte der Rumäne die illegale Herkunft der Bilder verschleiert und seine Mutter als rechtmäßige Eigentümerin der Werke genannt. Zwei dieser vermeintlich aus einer "Privatsammlung, Deutschland" stammenden Bilder wurden im Juni 2021 für 15.000 bzw. 19.000 Euro (exklusive Aufgeld) versteigert.

Laut Online-Katalog des Dorotheums datierten diese Werke aus den Jahren 2002 und 2007. Der Erlös aus dem Verkauf wurde allerdings nicht an den Rumänen ausbezahlt und in weiterer Folge von den Ermittlern sichergestellt.

Dieses Schüttbild in Impastotechnik (2007) wurde im Juni 2021 für 15.000 Euro (exkl. Aufgeld) im Dorotheum versteigert.
Foto: Standard Screenshot Online-Katalog Dorotheum

Der Verbleib der Bilder ist jedoch unbekannt, wie das LKA Niederösterreich auf Anfrage erklärt, da das Auktionshaus nicht zur Auskunft über Käufer verpflichtet sei.

Tatsächlich dürfte das Dorotheum die Ermittlungen überhaupt erst in Gang gesetzt haben. Konkret über eine Anfrage bei der Nitsch Foundation zu zwei weiteren Werken, die der Rumäne zu einem späteren Zeitpunkt versteigern lassen wollte, die sodann im August 2021 sichergestellt wurden.

Sieben weitere Sicherstellungen folgten im Rahmen der Hausdurchsuchungen vom 9. November des Vorjahres. Die in die Chronologie involvierten Personen wurden der Staatsanwaltschaft Korneuburg wegen Hehlerei angezeigt.

2013 wurde Nitsch bereits Opfer eines Raubüberfalls. Damals hatten es die Räuber allerdings auf Bargeld und Schmuck im Wert von einer Millionen Euro abgesehen. Sie wurden 2018 gefasst. (APA, Olga Kronsteiner, 3.3.2023)