Die Austria muss in Ried ran und will wie zuletzt beim 3:0 gegen Hartberg Grund zum Jubeln haben.

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Wien – Die Austria steht drei Runden vor Ende des Grunddurchgangs auf dem begehrten sechsten Platz der Fußball-Bundesliga und will diesen nicht mehr abgeben. Auf die Wiener wartet jedoch kein leichtes Restprogramm. Die SV Ried stellt sich am Samstag (17.00 Uhr) im Innviertel entgegen, das Schlusslicht hofft auf einen Trainereffekt unter Neo-Chefcoach Maximilian Senft. Danach wartet auf die Austria noch auswärts Sturm Graz, ehe es ins Heim-Derby gegen Rapid geht.

Die violette sportliche Führung sieht die Mannschaft für die Aufgaben bereit. Im Frühjahr steht zwei Heimsiegen gegen Klagenfurt und Hartberg eine Niederlage in Lustenau gegenüber. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf den Siebenten Klagenfurt. "Jetzt fahren wir nach Ried und wollen auch dort drei Punkte holen", sagte Trainer Michael Wimmer. Er zeigte sich gewarnt: "Es gibt in der Liga keine einfachen Gegner und vielleicht setzt der Trainerwechsel bei Ried neue Energie frei."

Für die eigene Mannschaft spiele das aber keine Rolle, so Wimmer. Seine neue Spielanlage soll weiter verfeinert werden. Ein Profiteur war Haris Tabakovic, der Mittelstürmer schoss in drei Runden vier Tore. Mit einem Erfolg in Ried will die Austria auch Sportdirektor Manuel Ortlechner beschenken. Der in Ried geborene und zum Fußballer gereifte Ex-Profi feiert am Samstag seinen 43. Geburtstag.

Personell tut sich bei der Austria wieder ein Fragezeichen auf. Reinhold Ranftl stieg nach einer Erkrankung erst Freitag ins Training ein, sein Einsatz in der Startelf ist unsicher. Wieder dabei ist Christian Früchtl, der gegen Hartberg zur Pause mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung vom Feld musste. Der Torhüter steht seit Donnerstag im Training. Positiv für die Austria: Dominik Fitz könnte schon kommende Woche wieder mit der Mannschaft trainieren und für das Derby in zwei Wochen somit eine Option sein.

In Ried übernahm Senft diese Woche den Posten von Christian Heinle, der nach dem 0:2 in Salzburg gehen musste. Der 33-jährige Senft stand davor bei Rieds Amateur-Team an der Linie. Mit im Betreuerstab ist auch Gerhard Schweitzer, der seine Erfahrung aus der "Beobachterrolle" einbringen soll. Senft wollte in den drei Tagen bis zum Spiel gegen die Austria an den eigenen "Verhaltensweisen" werken. Seine Mannschaft soll "aggressiv und dynamisch Bälle erobern und wuchtige Konter spielen". Respekt vor dem Gegner sei vorhanden. "Aber wir fokussieren uns ganz stark auf uns selbst."

Die Austria kennt Senft aus seiner Zeit als Videoanalyst unter Thomas Letsch in der Saison 2018/19. Vom damaligen Kader ist nur noch der aktuell verletzte Fitz dabei, Torhüter Mirko Kos und Aleksandar Jukic waren noch bei der zweiten Mannschaft. Von der Austria ging es für Senft über den WAC (Videoanalyst) zu Barnsley weiter, bis zum vergangenen Sommer war er dann Trainer des SC Pinkafeld in der Burgenlandliga sowie 2021/22 auch Chefcoach des FC Südburgenland in der Frauen-Bundesliga.

"Ich versuche, immer auf Chancen vorbereitet zu sein, und wenn eine Chance kommt, zuzupacken. Der eine oder andere hat mich schief angeschaut, als ich von der zweiten englischen in die vierte österreichische Liga gegangen bin, aber ich wollte unbedingt Cheftrainer sein", umriss Senft seinen bisherigen Weg. Dieser hatte ihn 2014 auch zur Poker-WM nach Las Vegas geführt, die er auf dem elften Platz mit 565.000 Dollar Preisgeld abschloss. Das Pokern hat jedoch nun Pause. "Ich bin einer, der sich immer einem Thema ganz stark widmet, und da ist neben Fußball wenig Platz."

Die Rieder hoffen auch, die Fans wieder im Rücken zu spüren. Der Gegner soll "den rauen Wind in Ried zu spüren bekommen", sagte Senft. Die Mannschaft stehe in der Verantwortung, die Emotionen im Stadion zu wecken.

Sturm will Lustenau nicht unterschätzen

Nachdem Sturm Graz in der vergangenen Woche zuhause gegen Klagenfurt einen empfindlichen Rückschlag im Titelrennen erlitten hat, wollen die Steirer am Samstag beim Gastspiel in Lustenau (17.00 Uhr/live Sky) mit einem Erfolg "schnell wieder in die richtige Spur zurückfinden", wie Trainer Christian Ilzer betonte. Gegen den Aufsteiger weist Sturm bisher eine nahezu makellose Bilanz auf, unterschätzt werden die Vorarlberger aber keinesfalls.

Denn die Leistungen Lustenaus in den vergangenen Wochen haben Ilzer "sehr gut gefallen" Der Sturm-Coach ortete beim Gegner "einen mutigen Auftritt gegen Salzburg, einen Heimsieg gegen Austria Wien und ein starkes Spiel gegen den LASK." Daher gelte es für sein Team, "das volle Potenzial auszuschöpfen, volle Überzeugung und Intensität auf den Platz zu bringen, am Punkt bereit da zu sein und mit großer Leidenschaft und Zusammenhalt Zählbares mit nach Graz zu bringen."

Gelingt es den Sturm-Akteuren, die Vorgaben in die Tat umzusetzen, stehen die Chancen sicherlich gut, die bisher starke Bilanz gegen Lustenau zu prolongieren. Von bisher 17 Pflichtspiel-Duellen gestaltete der Tabellenzweite 16 siegreich, ein einziges endete Unentschieden. Die lange Reise ins Ländle werden die Steirer weiterhin ohne einige Leistungsträger bestreiten müssen. Gregory Wüthrich, Jakob Jantscher, Otar Kiteishvili und Albian Ajeti werden wegen Muskelverletzungen fehlen. Auch William Böving (Syndesmosebandriss) und Moritz Wels (Meniskus) befinden sich noch im Aufbautraining.

Die jüngste Niederlage gegen Klagenfurt, übrigens erst die zweite in der laufenden Saison, spielte in der Vorbereitung auf Lustenau nur kurz eine Rolle und wurde rasch aufgearbeitet. "Wir haben alle schnell verstanden, was uns an diesem Tag energetisch und inhaltlich gefehlt hat", sagte Ilzer.

Die Titelträume in Graz sind allerdings ein Stück weit in die Ferne gerückt. In der Tabelle droht Serienmeister Salzburg Sturm zu enteilen, der Vorsprung der Bullen beträgt mittlerweile satte neun Punkte. Direkt im Nacken sitzt der LASK, der auf Platz drei mit nur fünf Zählern Rückstand lauert. Diese Konstellationen spielen für Ilzer aktuell keine Rolle.

In Lustenau hallte diese Woche immer wieder das umstrittene LASK-Spiel nach. Trainer Markus Mader wollte über die äußerst fragwürdige Elfmeterentscheidung keine Worte mehr verlieren, legte den Fokus in der Analyse stattdessen auf das zu Beeinflussende: "Der Auftritt der Mannschaft in Linz war über 90 Minuten einfach gut, wir haben nur eine kurze Drangphase zugelassen, ansonsten haben wir unseren Spielplan perfekt umgesetzt. Was dann in den Schlussminuten passiert ist, weiß jeder." Im eigenen Stadion ist Lustenau seit vier Spielen ungeschlagen, in drei dieser vier Heimspielen kassierte das Team keinen Gegentreffer.

Wolfsberg will ins internationale Geschäft

Der WAC stimmt sich in den abschließenden Runden bis zur Punkteteilung schon auf die anstehende Aufgabe in der Qualifikationsgruppe ein. Nach der jüngsten Niederlage gegen Rapid ist der Sprung in die Top Sechs nur noch schwer zu erreichen. Vor dem Auswärtsspiel in Hartberg am Samstag (17.00 Uhr) rief Trainer Robin Dutt schon "verschiedene Möglichkeiten, die Ziele zu erreichen" ins Gedächtnis. Die Steirer wollen wieder einen Schritt nach vorne machen.

"Man muss sich immer wieder des Modus' bewusst sein. Viele arbeiten auf das Ende des Grunddurchgangs hin, aber das ist nur ein Zwischenziel, nur ein Teil der kompletten Meisterschaft", meinte Dutt zu aktuellen Lage. Auf was der Deutsche hinauswill: Der Erste der Qualifikationsgruppe darf über das Europacup-Play-off noch auf einen internationalen Startplatz hoffen.

In der zweiten Saisonphase soll auch Dominik Baumgartner wieder mit dabei sein. Der Verteidiger wird nach seiner Meniskus-Operation in der nächsten Woche mit dem Lauftraining anfangen. Baumgartner ging zuletzt ab, aufgrund der Ausfälle in der Abwehr ortete Dutt dort die Problemzone: Die aktuelle Dreierkette ist nicht eingespielt. Vorne passt es mit Tai Baribo und Maurice Malone. "Wir sind nach wie vor die Mannschaft, die am zweitmeisten Tore erzielt hat", betonte Dutt. 34 Mal hat sein Team angeschrieben, nur Salzburg (42) hat einen höheren Wert. Ein Verletzter kam in dieser Woche jedenfalls dazu: Ersatzkeeper Lukas Gütlbauer muss sich einer Schulter-Operation unterziehen und fällt bis Sommer aus.

Dutt selbst steht offenbar nicht unter Erfolgsdruck. Im Lavanttal machte in den vergangenen Tagen der Name von Manfred Schmid die Runde. Der im Winter in Wien beurlaubte 52-Jährige löste seinen Vertrag bei der Austria in dieser Woche auf.

In Hartberg ist Markus Schopp mit dem klaren Ziel Klassenverbleib am Ruder. Die Oststeirer präsentierten sich in den ersten Frühjahrsrunden verbessert, holten einen Sieg in Ried, brachten sich dann aber selbst um Zähler. Beim jüngsten 0:3 bei der Austria sah Schopp Patzer in der Abwehr, die einen möglichen Punktgewinn verhinderten. Schopp sah "Dinge, die zu korrigieren sind".

Zu Hause ist Hartberg gegen den WAC in der Bundesliga jedoch noch sieglos. Drei Remis und zwei Niederlagen bei fünf Versuchen lautet die Bilanz. Das erste Duell dieser Saison ging mit 3:1 an den WAC. (APA, red, 3.3.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu den Spielen der 20. Runde der Fußball-Bundesliga am Samstag und Sonntag (alle Spiele live auf Sky):

SAMSTAG

Austria Lustenau – SK Sturm Graz (Lustenau, Reichshofstadion, 17.00 Uhr, SR Jäger). Bisheriges Saisonergebnis: 0:2 (a). Keine Saisonergebnisse 2021/22.

Lustenau: Schierl – Anderson, Maak, Hugonet – Koudossou, Türkmen, Grabher, Rhein, Guenouche – Surdanovic, Motika

Es fehlen: Fridrikas (gesperrt), Küng (angeschlagen), Bellache (Aufbautraining)

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Affengruber, Borkovic, Schnegg – Gorenc-Stankovic – Sarkaria, T. Horvat, Prass – Emegha, Teixeira

Es fehlen: Kiteishvili (Oberschenkel), Wüthrich (Adduktoren), Ajeti (Oberschenkel), Böving (Syndesmoseband), Jantscher (Wade), Wels (Meniskus)

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SV Ried – FK Austria Wien (Ried, josko Arena, 17.00 Uhr, SR Hameter). Bisheriges Saisonergebnis: 0:3 (a). 2021/22: 2:1 (h), 1:4 (a).

Ried: Wendlinger – Ungar, Turi, Plavotic, Jurisic – Nutz, Martin, Pomer – Lutovac, Lang, Mikic

Es fehlen: Cosgun (Kreuzbandriss), Sahin-Radlinger (Meniskusverletzung), Ziegl (Knieverletzung), Stosic (nach Kreuzbandriss)

Austria: Früchtl – Handl, Mühl, Meisl – Martins, Braunöder, Jukic, Polster – Fischer, Tabakovic, Dovedan

Es fehlen: Fitz (Bauchmuskelfaserriss), Holland (muskuläre Probleme), Teigl (Knochenmarködem), Galvao (Aufbautraining), Raguz, Huskovic, El Sheiwi, Wustinger (alle rekonvaleszent)

Fraglich: Ranftl (nach Erkrankung)

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TSV Hartberg – Wolfsberger AC (Hartberg, Profertil Arena, 17.00 Uhr, SR Pfister). Bisheriges Saisonergebnis: 1:3 (a). 2021/22: 3:1 (a), 2:2 (h).

Hartberg: Sallinger – Steinwender, Horvat, Rotter, Pfeifer – Kainz, Heil – Frieser, Prokop, Avdijaj – Kriwak

Es fehlen: keine

WAC: Bonmann – Oermann, Piesinger, Bukusu – Veratschnig, Jasic, Omic, Taferner, Anzolin – Baribo, Malone

Es fehlen: Baumgartner (Meniskus-OP), Gugganig (krank), Boakye (Knöchel), Gütlbauer (Schulter-OP)