Unverhofft kommt oft: Am dritten Tag seiner Ausbildung zum Sondengänger gelingt Nicki Andreas Steinmann ein wahrer Sensationsfund. Der Deutsche entdeckt edelsteinbesetzte Ohrringe, eine vergoldete Münzfibel, mehrere Goldringe und 30 Silbermünzen.
Als sein Metalldetektor unter Aufsicht von Mentoren mehrmals anschlägt, wird schnell der zuständige Grabungstechniker hinzugezogen. Metalldetektoren dürfen im norddeutschen Bundesland Schleswig-Holstein nicht ohne eine Schulung und anschließender Prüfung durch das Archäologischen Landesamt verwendet werden. Dem Hobby-Schatzsucher wird zu Übungszwecken durch Zufall ein Gebiet in der Nähe der einstigen Wikingersiedlung Haithabu zugeteilt.
Bedeutender Knotenpunkt
Haithabu liegt im heutigen Norddeutschland und gilt lange Zeit als wichtigstes Handelszentrum im Süden des Wikingerreichs, ehe die Siedlung im Jahr 1066 n. Chr. von Truppen des norwegischen Königs Harald dem Harten (1015–1066) zerstört wird. Die Region ist vor allem durch ihre Nähe zum berühmten Danewerk, einer Grenzwallanlage an der schmalsten Stelle zwischen Ost- und Nordsee, historisch bedeutend. Der Wall trennt Skandinavien vom europäischen Festland.
Weitreichende Beziehungen
Der Fund konnte inzwischen auf die Regierungszeit des dänischen Königs Waldemar II. (1202–1241) datiert werden, also fast 150 Jahre nach der Zerstörung von Haithabu. Die Ohrringe weisen Kennzeichen byzantinischer Goldschmiedearbeit auf. Die Münzfibel, eine metallene Gewandnadel in Münzform, ist im Gegensatz dazu nach skandinavischer Tradition verarbeitet. Die Prägung der Münze bedient sich eines islamischen Modells.
Die vielfältigen Einflüsse zeigen die weitreichenden Beziehungen der Region über das Ende der berühmten Wikingersiedlung hinaus. Die genauen Umstände der Deponierung lassen sich aus heutiger Sicht nicht mehr rekonstruieren. Textilreste an den Münzen könnten aber auf einen Stoffbeutel hindeuten, der versteckt wurde. (atra, 13.3.2023)